KUNSTRADIO


"Mischabel"


Ein Hörstück von Bodo Hell




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Dauer: 37'10"

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Bodo Hell bezeichnet das Stück "Mischabel" als "Text-Musik-Verschnitt". Der Titel "Mischabel" stammt von einem Ort in der Schweiz. Die "Mischabelhörner" sind Viertausender, die in Vallis zwischen dem Saßthal und Matherthal zu finden sind. Jenen "unspektakulären Bergen", wie der Autor sie nennt, hat er drei Erzählungen gewidmet.

Die Werke spielen alle drei im Gebirge, reale Orte dienen als Hintergründe. Die Erzählungen unterscheiden sich jeweils durch die verschiedenen grammatikalischen Modelle.

Den vorliegenden Text gestaltete Bodo Hell in Hauptsätzen, ohne Subjekt, beginnend mit dem Zeitwort, wobei er die Einzelsätze immer gleich konstruiert. Die begleitende Musik ist Johann Sebastian Bach`s Sonate Nr. 3 für 2 Manuale und Pedal mit der Bezeichnung "Andante". Das in d-Moll komponierte Stück soll den Auf- und Abstieg der Berge widerspiegeln, die damit verbundenen Gefühle, aber auch Gefahren. "Andante" beherbergt ein gehendes Moment, eines der Übranstrengung und der Todesnähe.

Bodo Hell`s Werke können immer wieder als "Wegbeschreibungen" bezeichnet werden. Im Vordergund steht der Versuch, einen anderen Begriff von "Weg", als den uns bekannten anklingen zu lassen, nämlich möglichst effizient von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Seine Vision ist die eines Schamanen mit einer Trommel, dessen Rhythmus uns den Weg imaginiert. Jene repetitiven Elemente findet man auch in "Mischabel". Wichtig allerdings ist die Position, die der Hörer dabei übernimmt. Er sitzt am Punkt des Schamanen. Der Weg aber wird nicht wirklich gegangen. Man darf nicht an der realen Umsetzung des aktiven Moments des "Gehens" festhalten, sondern die Wanderung nur in der Vorstellung absolvieren.



1988 CALENDAR 1