KUNSTRADIO


Mahnmal für die Synagoge in Graz


Ein "Work in Progress" des Künstlers Fedo Ertl

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Fedo Ertl`s Projekt in Fortsetzungen mit dem Titel "Mahnmal" beschäftigt sich seit 1983 mit den Geschehnissen des Jahres 1938 in Graz, vor allem mit der Zerstörung der Synagoge in der sogenannten "Reichskristallnacht". Für Fedo Ertl bedeutet die Funktion von Künstlern, etwas Unsichbares sichtbar zu machen. Er nennt sein Arbeitsfeld "Kunst im öffenlichen Raum" und versucht damit gesellschaftspoltisch etwas zu bewirken. Zenral ist die künsterische Interaktion mit der Geschichte, die nicht abgesondert berachtet wird, sondern als Neuinterpretation der Sicht für die Gegenwart.

"Work in Progress" bedeutet, daß alte Elemente bleiben, aber auch neue hizukommen, die verändert oder wiederholt werden. Die Arbeit "Mahnmal" besteht mittlerweile aus drei Teilen: der erste entstand 1983 in Graz, der zweite 1985 in Graz-Los Angeles, der dritte 1988 in Graz-Santa Barbara.

Den Ausgangspunkt des Werkes stellte die Einladung Fedo Erts`s zum "steirischen Herbst 1983" dar. Im Rahmen der Ausstellung "Die Schöpfer Gottes" wurden Künstler gebeten, ihre Arbeiten zu verwirklichen.

Fedo Ertl`s Zugang zu dem Thema bildete die Zerstörung der Grazer Synagoge 1938. Wesentlich dabei war für ihn das Sichtbarmachen von latent vorhandenem Antisemitismus im heutigen Österreich, das damit verbundene Schweigen aufzubrechen und die Auseinandersetzung über dieses Thema zu fördern.

Im Zuge von Gesprächen mit ortsansässigen Juden erfuhr der Künstler, daß mit den Ziegeln vom damaligen zerstörten Tempel Garagen für die GESTAPO gebaut wurden. Fedo Ertls Projekt konzentrierte sich auf die Freilegung eines Ziegelstreifens in der Wand. Dies stellte das erstes Mahnmal für die Zerstörung der Synagoge in Graz dar.

1985 weitete der Künstler seine Arbeit im Rahmen von der von dem Grazer Künstler Richard Krische konzipierten Veranstaltung "Brainwork" in L.A. aus. Fedo Ertl stellte einen interkontinentalen Telefondialog zwischen dem emigrierten Professor für Politikwissenschaften Helmut Bader und in der Albersraße versammelten Grazer Bürger her.

Es wurden Bilder aufgehängt und interpretiert, welche Graz im Jahre 1938 zeigten. Im Telefondialog ging es um Baders persönliche Erinnerung von 1938. Er erzählte von seiner Familie, seinem Heranwachsen in einer höchst problematischen Zeit. Das Telefongsspräch wurde verstärkt widergegeben und auch in den umliegendenen Straßen übertragen.

Die Fortsetzung fand am 13. Oktober 1988 in Santa Barabara im "Contemporary Art Forum" und im Grazer "Palais Atems", sowie live im Radio, statt. Das Thema der Veranstaltung war Helmut Bader`s persönliches Schicksal. Er berichtete über seine Erfahrungen als Emigrant in Amerika, den Velust seiner Heimat, über das Minoritätenproblem und den Antisemitsimus in Amerika.



1988 CALENDAR 2