KUNSTRADIO


ARS ELECTRONICA 89
RADIOKUNSTNACHT LIVE

Ein Gespräch mit Laszlo Beke


Laszlo Beke interessierte sich insbesondere dafür, wie gefundenes Material von Künstlern verwendet wird, bzw. wie sie mit Geräuschen umgehen: "Vor allem unerwartete Geräusche lösen eine Spannung aus, sodaß ein Moment von Geräusch und ein Moment von Stille plötzlich eine ungeheure Aufmerksamkeit, eine emotionelle Sensation, wecken. Ein ungewohntes Geräusch während einer normalen Sendung im Radio z.B. wird den Hörer wahrscheinlich veranlassen diese Situation zu überbrücken, indem er beginnt sich vorzustellen, was passiert sein könnte. Geräusch und Stille - in beidem steckt Information.

Geräusche sind für Kybernetiker und Informatiker allerdings nicht so willkommen, da Geräusche die Information im technischen Sinne stören. Aber im humanen Leben bestehen verschiedene Möglichkeiten durch Geräusche Informationen weiterzugeben. Durch Klopfen auf das Mikrophon oder eine spezielle Art des Räusperns während eines normalen Interwies im Rundfunkstudio können z.B. kleine private Informationen gesendet bzw. weitergegeben werden. Der Höhepunkt im ungarischen Rundfunk war eine Performance eines jungen Künstlers, der 3 Minuten lang seine persönliche Message sendete, wodurch beim Zuhörer der Eindruck entstand, die Message sei an ihn persönlich gerichtet. Verschiedene Kunstaktionen oder akustische Kunstwerke die eine Art von Ich-Gefühl, d.h. einen persönlichen Message-Charakter haben, oder in der 3. Person erzählen, können außerhalb der üblichen ästhetischen Normen ablaufen, d.h. sie sind der ästhetischen Kontrolle der Herrschenden entzogen. Es muß sich auf diese Weise eine neue Ästhetik herausbilden. Etwas Neues im Rundfunk oder im Hörspiel sollte aber immer einen störenden oder provozierenden Charakter haben."

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1989 CALENDAR 2