RP4 BEISPIELE ÖSTERREICHISCHER RADIOKUNST |
CD Box by Helmut Mark |
17 Hörstücke aus dem digitalen Hörspielstudio des ORF von Komponist/innen, Literat/innen und bildenden Künstler/innen. |
"Zungenreden" von Karlheinz Essl Dauer: 28' 16" Das radiophone Hörstück Zungenreden (1990) basiert auf Borges Erzählung "Die Bibiliothek von Babel". Mit Hilfe eines Computerprogrammes wird die literarische Vorlage nach und nach dekonstruiert. Bei anfänglicher Beibehaltung der grammatikalischen Struktur verwirren sich zunächst die semantischen Bezuege. Allmählich wird auch die Syntax brüchig, ehe der Auflösungsprozeß auf die einzelnen Worte übergreift. Es entstehen merkwürdige Sprachvarianten, die zunächst Assoziationen an bestimmte Dialektformen hervorrufen mögen. Daraus entwickeln sich schließlich künstliche Sprachen, die zuletzt in ihre phonemischen Bestandteile zerlegt als reine musikalische Klangwerte, ohne jegliche semantische Bedeutung, ertönen: |
:Karlheinz Essl "Zungenreden" Ich habe die Fahrt nach einem Buch angetreten, vielleicht dem Katalog der Kataloge in der Einsamkeit eines Raumes Die Bibliothek der Blätter Wildheit definiglich endlich Getrieben von dem buchstabenkombinatorischen Gedanken: "Sprechen heißt in Tautologien zu verfallen." de insten pollion solung une dodenger hupokache uneiem Bücher der scharlachroten Seite, deren Zufallsbände ständig in Gefahr schweben; das ins Überfeen schlüssigende Gramidom: Hoffnung, die allschränkt, behauern! |
Radio als Kunstmedium: Verdächtig, weil es sich der Kontrolle entzieht und die Normen bequemer Konsumierbarkeit ignoriert. Es appeliert an den Hörer, nicht länger passiver Informationsempfänger zu sein, sondern aus der Anonymität zu treten und Mitschöpfer zu werden. Aus vieldeutigen Botschaften und rätselhaften Klängen schafft er sich ein eigenes, persönliches Kunstwerk, das seine Wahrnehmung verändern kann. |