KUNSTRADIO
RP4
BEISPIELE
ÖSTERREICHISCHER
RADIOKUNST

CD Box by Helmut Mark
17 Hörstücke aus dem digitalen
Hörspielstudio des ORF von Komponist/innen,
Literat/innen und bildenden Künstler/innen.

"Ornamentale Reise"
von
Martin Breindl


Dauer: 21 ' 0"


Ausgangspunkt der radiophonen Arbeit "Ornamentale Reise" war eine Folge der TV-Serie "Raumschiff Enterprise". Eine kadergenaue Untersuchung sowohl der filmischen Parameter als auch der narrativen Strukturen erbrachte strenge Diagramme serieller Natur - ein striktes "Layout". Die konsequente Umcodierung der einzelnen Elemente auf Parameter des anderen Sendemediums (=Radio) ergab eine komplexe narrativ/akustische "Bild"-Folge - ein auditives Ornament. Jede der 4 Ebenen des Stücks: die "Geräuschebene" (jede handlungstragende Figur wurde mit einem "natürlichen" oder einem "künstlichen" Filmnebengeräusch belegt), die "Textebene" (narrative Totale umgesetzt durch eine Textmontage eines aufgefundenen Radiofeatures), die "Atmosphären" (Archivatmos wurden den Schauplätzen zugeordnet), und die "Zitatebene" (Originalzitate), bildet eine eigene Linie in räumlicher Veränderung und zeitlicher Folge. Erst die "Vernetzung" zwischen diesen ergibt das eigentliche Stück - nicht als gedachte Einheit, sondern als zersplitternde Vielfalt von Geräuschen und Klängen.

Radio ist denkbar als Vorform des Reisens der Zukunft- der Transmission/des Beamens. Radiokunst öffnet die black box des Transferraums, indem sie hinweisen muß auf die Irrelevanz dessen, was im Grunde ohnehin nur noch als Hilfskonstrukt menschlicher Wahrnehmung denkbar ist: die Vorstellung eines zeit/räumlichen Kontinuums und die Idee der Möglichkeit identer Reproduktion. Das kann Radiokunst per se, weil "Reisen" für sie weder Symbol (wie im Entwicklungsroman) noch Struktur (wie in der Abenteuerliteratur) - und somit eine Manifestation des Kontinuums - ist, sondern schlichtweg Ursache ihrer medialen Existenz - als formaler Aspekt des stringent Diskontinuierlichen.



1991 Calendar 1