KUNSTRADIO


"AKAKLAKLAK"


Listen


von Agnieszka Waligorska-Siren


MODERATION:

In einer Art von Laboratorium arbeitet eine kleine Gruppe bestehend aus Technikern, Komponisten und einer Performancekünstlerin beim finnischen Ileis-Radio. Die Gruppe mit Namen "Proton" hat keine ständige Sendezeit wie etwa das ORF-Kunstradio aber sie kann in den Studios des finnischen Radios oft sehr aufwendige Experimente veranstalten, die häufig mit Performances für ein Livepublikum verbunden sind. Proton hat sich der künstlerischen und technologischen Forschung verschrieben und macht daraus Radioprogramm. Zu den radiophoischen Werken, die beim finnischen Radio erarbeitet wurden, zählt zum Beispiel die Arbeit "Easy money": Eine radiophone Phantasie über einen Börsianer, der einen Alptraum hat, nämlich genau am schwarzen Montag als alle Börsen auf der ganzen Welt zusammenbrachen. Die Gruppe Proton tritt auch bei zahlreichen internationalen Festivals mit zum Teil sehr aufwendigen Livebeiträgen auf. Beim Festival Audiobox in Matera das von der italienischen Rundfunkanstalt RAI veranstaltet wurde gab es Proton Klanglandschaften auf dem immer noch als Treffpunkt benützten Hauptplatz der Stadt. Und es gab ein auf den Briefen von Frauen an ihnen unbekannte finnische Frontsoldaten basierendes Riesenspektakel über die eindrucksvolle Schlucht von Matera hinweg.

Die eigentlichen Antriebskräfte von Proton sind der Komponist Pekka Siren und seine Frau Agnieszka Waligorska. Zusammen haben sie eine ganz eigenständige Aufnahmetechnik entwickelt, die den Performancetendenzen der Waligorska sehr entgegenkommt. Sie macht für die Studioaufnahmen mit Hilfe der Kunstkopftechnik eine eigene Soundchoreographie. Die Waligorska wird zum tanzenden Kunstkopf und erreicht damit eine sehr eigenartige Aufnahmedynamik. Am besten sind die Stücke der Proton folgerichtig mit Kopfhörern zu konsumieren.



Kommen wir nun zu "Akaklaklak" von Agnieszka Waligorska (mit Pekka Siren):

Dies ist eine radiophonische mythologische Komposition, ein Hörspiel oder noch besser ein experimentelles Hörspiel. Es beruht auf einer Kollage verschiedener Mythologien, die in aller Welt bekannt sind. Es ist eine Synthese der ungeschriebenen Menschheitsgeschichte. Die immer wieder verbotene Geschichte von der Rückkehr vom Tode. Eine Liebesgeschichte, worin die Liebe so stark ist, daß sie den Tod überwindet. Es handelt sich zudem um eine Geschichte aus der Zeit, in der der Schamane, der Zauberer des Stammes, die Geschichte dokumentierte und zugleich Ratschläge für die Zukunft gab. Es ist eine Geschichte aus der Zeit in der ein weißer Adler den Toten auf seinem Rücken nach Norden trug. In den Norden wo das Meer und der Himmel aufeinander stoßen. An einen Ort von dem es keine Wiederkehr gibt."

"Der Name "Akaklaklak" ist eine Kombination aus zwei Namen. Aka die Heldin dieser Geschichte und Kala ein Mann des Fischclans der von den Männern des Rentierclans getötet worden ist. Diese Geschichte wurde für das Radio geschrieben also für die Ohren nicht für die Augen. Was an dieser Geschichte wichtig ist sind die Bilder, die eigene Vorstellungskraft. Wir wollen im Kopf des Hörers eine imaginäre Geschichte entstehen lassen. Wir möchten die Hörer dazu bewegen, sich hineinzu versetzten und verwenden dazu unsere Stimmen, eigens komponierte Musik genauso wie Naturklänge. Wir haben eine Atmosphäre geschaffen und wir hoffen, daß dieses Stück schöne, dunkle und farbige Bilder erzeugen kann. Oder aber auch Bilder an die wir selbst gar nicht gedacht haben, die wir uns gar nicht vorstellen können. In dem Moment in dem die Leute das Radio einschalten, können sie ihre Ohren öffnen und ihre Augen schließen und in ihrem Kopf werden Bilder und Szenen tanzen. Das ist die Schönheit des Hörspiels. Man kann die allerschönsten Bilder erleben und man hat sie selbst geschaffen. Die Tatsache, daß wir für das Ohr schreiben, hat wahrscheinlich dazu beigetragen, daß unser Stück für verschiedenste Menschen und Kulturen verständlich ist. Akaklaklak reist um die Welt, vielleicht weil die Geschichte irgendwie bekannt ist. Jeder Mann jede Frau erkennt sie. Sie gehört zu einem Wegabschnitt der den verschiedensten Teilen der Menschheit gemeinsam ist." Die deutschsprachige Version der radiophonen Mythologie "Akaklaklak" wurde speziell für das ORF-Kunstradio von Agnieszka Waligorska und Pekka Siren von der Gruppe Proton aus Finnland erstellt.



Das KUNSTRADIO Wochenhoroskop von Fritz Grohs

Das Museum in Progress präsentiert das ORF-Kunstradio Wochenhoroskop mit "Daphne Kurie":

"Zum Glück neigen sie nicht zur Eifersucht. Vielleicht sollten sie doch mehr Leidenschaft hervorkehren und sich nicht bis spät in der Nacht hinter ihren Büchern verstecken oder in Bars herumtreiben. Man tritt mit Vorderungen an sie heran die ihnen indiskutabel erscheinen. Lassen sie die Absicht falle, ein Ultimatum zu stellen. Vielleicht könne sie sich ein paar Tage frei nehmen und aufs Land fahren. Sie wollen in erster Linie von allen Seiten bewundert werden, tragen aber selbst nichts dazu bei. Sie spielen zu Hause immer öfter den Tyrannen. In Gesellschaft geben sie sich als bezaubernder Charmeur. Sie scheinen sich in eine vorgefaste Meinung verrannt zu haben. Eine Anschaffung war so teuer dadurch haben sie keine rechte Freude damit. Mit einer bestimmten Situation müssen sie sich eben abfinden. Denken sie in etwas realistischeren Bahnen und bremsen sie ihre gefühlsbetonte Phantasie.Von Äußerlichkeiten sollten sie sich jedenfalls nicht beeinflussen lassen. Sie brauchen überhaupt viel Liebe und Pflege. Sie haben in letzter Zeit oft geblufft. Jetzt erwartet jemand, daß sie das auf nette Weise gut machen. Von Wiederholungen können sie sich wenig versprechen. Mit ihrem Programm dürfen sie nicht in Verzug geraten. In dieser Woche werden sie in Punkto Liebe ihre Überraschung erleben. Sie wirken zwar nach außen hin immer sehr kühl und überlegen aber ein bestimmter Mensch kann selbst bei ihnen rasendes Herzklopfen verursachen. Weil die Liebe zur Routine geworden ist, beginnt sie sie zu langweilen. Mit Geld allein können sie nicht alles erreichen. Wenn sie Mahnungen nicht zur Kenntnis nehmen, so besteht die Gefahr, daß diese Angelegenheit noch ein ungutes Nachspiel für sie hat. Es wäre ratsam ein wenig mehr die Initiative zu ergreifen, wenn sie einen Menschen nicht verlieren wollen. Mit Behauptungen über sie nimmt es jemand nicht so genau. Sie müssen mit Tatsachen aufwarten können. Durch ihr konservatives Verhalten, bringen sie sich um schöne Stunden. Greifen sie zum Telefon."



1991 CALENDAR 1