KUNSTRADIO



Ein Symposion zur Theorie und Praxis einer Kunst im elektronischen Raum. Am Beispiel der Radiokunst.

I.
"Space Bodies"


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Radiofassung einer Tele-Performance

Violine/Konzeotion: Mia Zabelka
Technische Entwicklung: Gernot Axmann

Eine fantastische Vorstellung: zwei Violinen, die von ein und derselben Person gespielt werden - und zwar gleichzeitig und auf räumliche Distanz: mit dem einen Instrument in der Hand befindet sich die Künstlerin im Palais Liechtenstein in Wien, das zweite Instrument, das sie klingen läßt, ist im Ferdinandeum in Innsbruck.

Die bekannte Violin- und Performance Künstlerin Mia Zabelka hat diesen gespenstisch anmutenden Auftritt realisiert. Sie hat durch den künstlerischen Einsatz elektronischer Medien eine neue Wirklichkeit geltend gemacht. Mia Zabelka beschreibt "SPACE BODIES" als "eine Interaktion von Mensch, Maschine und elektronischen Medium in zwei voneinander getrennten Räumen".

In Raum 1 (Palais Liechtenstein) agiert die Künstlerin mit ihrer Violin-Performance, in Raum 2 (Ferdinandeum) ist eine elektropneumatische Violine installiert. Diese wird ähnlich wie moderne Roboter betrieben und ist mit Sensoren ausgestattet, die von einem Computer gesteuert werden. Raum 1 und Raum 2 sind nur durch ein Computernetz miteinander verbunden. Die "vernetzte" Performance-Künstlerin und die "vernetzte" Musikmaschine agieren auf Distanz miteinander, indem sie durch wechselseitige Steuerung ihres Spiels einen integrierten Schaltkreis bilden. Doch plötzlich geschieht Unerwartetes: Computerviren stören den elektronischen Datenfluß, überraschende Klangereignisse sind die Folge ... In der Radioversion werden die beiden Klangebenen noch zusätzlich mit den Stimmen von Gehörlosen (Space Ears) kombiniert.

II.
"Good Morning, You Have Been Selected"
von IIgor Lintz-Maues
Auch die Radio-Performance "Good Morning, You Have Been Selected" von gor Lintz-Maues hat die Form einer Interaktion von zwei Performer-Gruppen, eine davon in Wien im Palais Liechtenstein, die andere im Innsbrucker Ferdinandeum. Die Instrumente, die Radio-Performance-Künstler bedienen, sind Radio-Kurzwellenempfänger, vier in Wien und vier in Innsbruck.

Nach den Instruktionen einer Partitur lassen die beiden Gruppen aus ihren acht Geräten fragmentarische Klangereignisse aus Kurzwellen-Rundfunkprogrammen (Musik, Sprache, Kurzwellengeräusch) live und gleichzeitig ertönen. Das Klangergebnis von einer Gruppe ist gleichzeitig mit dem von der anderen Gruppe zu hören. Die Radio-Performance Künstler stimmen dabei ihr Agieren miteinander ab: es entwickelt sich daraus eine Interaktion von Klängen und akustischen Gebilden zwische der Gruppe im Palais Liechtenstein und jener im Ferdinandeum.




1991 CALENDAR 2