KUNSTRADIO


I. "Beneath the Forest Floor"

von Hildegard Westerkamp


II. "Personenrufe"

von Bernhard Loibner, Carl Meier & Johann Maurer (All Quiet on the Western Front)


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"Beneath the Forest Floor"
von
Hildegard Westerkamp


Das Hörstück "Beneath the Forest Floor" der kanadischen Künstlerin Hildegard Westerkamp gilt als Musterbeispiel für die Verbindung von Elektroakustik und "Umwelt-Musik", für die gelungene elektroakustische Verarbeitung von natürlichen Klängen.

Das Internationale Forum der elektroakustischen Musik hat Hildegard Westerkamp's Radioarbeit dieses Jahr im Rahmen der"International Music Council" in Aarhus in Dänemark für eine internationale Ausstrahlung empfohlen. Faszinierend an "Beneath the Forest Floor" ist nicht allein die künstlerische Qualität der Produktion, sondern auch die Entstehungsgeschichte und Vorbereitung dieser Radio arbeit.

Denn für die Aufnahmen des "Rohmaterials" für das Stück hat Hildegard Westerkamp das Carmanah-Tal auf Vancouver Island an der Westküste von British Columbia besucht. Sie hat dort die merkwürdige Stimmung des von der Rodung bedrohten Tales akustisch eingefangen: nicht zuletzt geht diese sonderbare akustische Atmosphäre von den Zederbäumen aus, die in diesem Regenwaldgebiet schon seit mehr als tausend Jahren stehen, sowie von Geräuschen, die das bal dige Sterben der Natur mit ihren vielfältigen Erscheinungs formen im Carmanah-Tal ankündigen.

Mit "Beneath the Forest Floor" möchte Hildegard Westerkamp den Hörern den tiefen Frieden vermitteln, den sie im Regen wald empfunden hat, und sie ermuntern, selbst orte wie das Carmanah-Tal aufzusuchen, um diese gewaltige Stille und die Aura dieses Waldes aus erster Hand zu erleben.


"Personenrufe"
von
Bernhard Loibner, Carl Meier und Johann Maurer von "All Quiet on the Western Front"


Eine Radioarbeit im Rahmen voneinem vom BMUK, Land Tirol und dem ORF-Landesstudio Tirol unterstütztem Verein zur Forderung und Realisierung von künstlerischen Projekten im elektronischen Raum, insbesondere im Raum der Massenmedien Radio und Fernsehen.

In jeder Februar-Sendung des ORF-KUNSTRADIOS werden 5 Minuten lang "Personenrufe" ausgestrahlt.

"Die Aktion Personenrufe soll in Form von fiktiven Personenrufen an jene "Transitreisenden" erinnern, für die die Reise durch Österreich gleichbedeutend mit Vertreibung und Vernichtung war. Es sind hierbei nicht prominente Persönlichkeiten von Interesse, sondern anonyme Menschen. Diese sollen zurückgerufen werden." Die insgesamt rund 160 aufgerufenen Namen stammen von Personen, die zwischen 1938 und 1945 infolge von Deportationen, erzwungener Auswanderung oder Hinrichtungen "verschwanden". Einige bekannte Künstler und Widerstandskämpfer sind darunter zu finden. Die meisten Vermißtenaufrufe betreffen aber "Leute von nebenan."
              B. Loibner, C. Meier & J. Maurer (All Quiet on the Western Front)

"All Quiet on the Western Front" nützen den öffenbtlichen und medialen Raum als Ort künstlerischer Auseinandersetzung mit einem Thema des Schweigens. Sie hoffen auf wiederkehrende Erinnerungen der Lebenden, um dieses Schweigen zu brechen. Das TRANSIT-Projekt "Personenrufe" wird im Februar auch in Form von Plakaten, Dokumentationen und voraussichtlich auch im Rahmen eines Fernseh-Beitrages in die Öffentlichkeit gelangen.



1993 Calendar 1