KUNSTRADIO


I. "KUNSTKOPF DER WOCHE von Fritz Grohs
II.
"TRANSIT - ISTANBUL"

von Caro Wurz


III.
"Praha 1993 Tourist" & "Five Minutes Before"

von Vlatislav Matousek


II. "TRANSIT - ISTANBUL"

Eine Radiokomposition von Caro Wurz



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http://www.kunstradio.at/1994A/MP3/21_04_94a.mp3

Ein Stipendiat an einem Konservatorium für traditionelle türkische Instrumentalmusik in Istanbul ermöglichte Caro Wurz im Vorjahr erstmals die Entdeckung und Erforschung neuer Klangräume. Die Autorin bezeichnet sie als "Zwischenräume": in der türkischen Musik wird ein Ganztonschritt in neun Zwischentöne aufgelöst. Diese "Töne in TRANSIT" ergeben die feinen Nuancierungen, die für die klassische orientalische Musik typisch sind. In orientalischen Ländern ist die heilende Wirkung dieser Klangfolgen auf Psyche und Körper schon seit längerer Zeit bekannt.

In der Radioarbeit läßt Caro Wurz verschiedene Instrumente der traditionellen orientalischen und der westlichen Musik miteinander kommunizieren: Dialoge zwischen Nei (eine Art Rohrflöte) und Saxophon, sowie zwischen Cello und Rebab (Streichinstrument) sind ebenso zu hören wie der Gesang einer Frau, der von einer Dombra (Instrument mit zwei Saiten) begleitet wird. Den Ruf des Meuzzins beantworten alle Instrumente gleichzeitig.

In "TRANSIT - ISTANBUL" hat Caro Wurz nicht nur ihre Erfahrung mit neuen Klangräumen, mit "Tönen in TRANSIT", verarbeitet, sondern auch ihre Eindrücke und Gefühle, die das Fremde eines nur noch nicht vertrauten Raumes in ihr auslöste: als "bewußt - los" als "Niemand im Niemandsland" emfpindet sie sich. In ihrem Text, der im Stück von ihr selbst vorgetragen wird, erzählt sie von dieser "fremden Heimat", in der sie von "fremden Klängen" umgeben ist, von dieser "Vielfalt", die sie ihre eigene "Einfalt" spüren läßt.

O-Töne aus Istanbul illustrieren in der radiophonen Komposition die persönlichen Erwartungen der Autroin im "Niemandsland", im "Zwischenraum": Gewohntes, Altbekanntes ihres Kulturkreises hinter sich lassend, fühlt sie zugleich auch die innerliche Distanz zur neuen Umgebung in einem anderen Kulturkreis. In den Straßen, auf den Plätzen, im Bazar, am Flughafen und am Bahnhof von Istanbul sucht sie Bilder, zu denen sie eine Beziehung herzustellen vermag: "Ich suche Verwandtes ..." Aus der großen Auswahl an O-Tonmaterial hätten sich üppig-sinnliche akustische Bildfolgen entwickeln lassen. Um klischeehafte atmosphärische Eindrücke zu vermeiden, verzichtete Caro Wurz auf für Tourismus-PR-Gestalter allzu brauchbare Aufzeichnungen. Entschieden hat sie sich letztlich für "eher unscheinbare" (Caro Wurz) akustische Passagen, die im Stück großteils ungesampelt und als natürliche Originale zu hören sind: "Das Radiostück sollte meditaiven Charakter haben (...).

"Bei der Bearbeitung des Tonmaterials, ist mir klar geworden, daß eine Abbildung einer fremden Kultur auch nicht durch die unveränderte Wiedergabe von O-Tonaufnahmen möglich ist. Denn schon die Auswahl der akustischen Ereignisse ist subjektiv und von den von meiner Kultur geprägten eigenen Interpretationen und Vorstellungen beeinflußt."


III.
"Praha 1993 Tourist"
"Five Minutes Before"

von Vlatislav Matousek

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http://www.kunstradio.at/1994A/MP3/21_04_94b.mp3



1994 CALENDAR 1