KUNSTRADIO


I.
Kunstkopf der Woche: Josef Danner - von Fritz Grohs


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http://www.kunstradio.at/1994A/MP3/09_06_94a.mp3


II. "Die 7 Kristallkugeln"

III. "Messages to Belgrad"


II."Die sieben Kristallkugeln"

Eine Radiokomposition von Rupert Huber



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http://www.kunstradio.at/1994A/MP3/09_06_94.mp3

Für die radiophone Komposition "Die sieben Kristallkugeln" hat der Autor Rupert Huber ausschließlich Klänge verwendet, deren Quellen in der einen oder anderen Weise mit der Stadt Wien verbunden sind - also "Wiener Klänge". Fantasievoll und äußerst komplex ist Hubers Gestaltungsidee, die der Realisation dieses Stücks voranging: die klangliche Ebene der Komposition basiert auf einem Comic von Herge, ihre rhythmische Struktur entspricht den Abfolgen von Geräuschen aus dem Alltag. Das Thema der Komposition bleibt im Verborgenen: eine unsichtbare und unhörbare Liebesgeschichte.

Um für die Radioarbeit ein akustisches Mosaik von 62 verschiedenen Klangarten zusammenzustellen, bat Rupert Huber eine Reihe von in Wien ansässigen MusikerInnen, Bildenden KünstlerInnen, aber auch Personen, die dem Wiener Kulturleben fernstehen, wie etwa Kinder, Bekannte und Freunde, ihm Klangspenden zu beschaffen und zuzusenden. Für die Auswahl der Klänge gab es keine Kriterien, keine Vorgaben. Die Spender konnten die Dauer, das Material und das Thema der einzusendenen Klänge selbst bestimmen.

Andere der in die Komposition verwobenen Klänge stammen aus dem alltäglichen Umfeld des Komponisten selbst. Eine dritte Kategorie von Klängen kann nicht direkt der Palette der urbanen Tonquellen Wiens zugerechnet werden: es handelt sich um Töne von verschiedenen Musikinstrumenten wie Klavier, Cello, u.a.; erst durch die Bearbeitung und Einflechtung dieser instrumentellen Klänge in die Radiokomposition ergibt sich ihr Wien-spezifischer Charakter.

Auch Sprache und sprachliche Elemente läßt Rupert Huber als Klang in die Komposition einfließen. Damit verliert die Sprache die ihr in der Regel zugewiesene rationale Funktion.

Die rhytmische Stuktur der "Sieben Kristallkugeln" folgt dem Rhythmus jener akustisch wahrnehmbaren alltäglichen Situationen, aus denen die verschiedenen Klänge des Stücks entstammen. Das Know how für diese rhythmische Konzept hat Rupert Huber der Studiotechnik entlehnt: bereits vorhandene Klangabfolgen werden gespeichert, manipuliert und schließlich als Instrument verwendet, mittels dessen Klangvolumina ganz bestimmte rhythmische Schemata erhalten.

Die Grundidee Hubers für sein Rhythmik-Konzept: Für gewöhnlich werden Geräusche und Klänge bestimmten Begriffen zugeordnet (Bellen/Hund, Motorengebrumm/Auto, etc.). In Wahrheit aber - so Huber - sind alle Klänge - und daher auch alle Personen oder Dinge, die sie verursachen, durch ihre rhythmischen Beziehungen zueinander miteinander verbunden. Ein Geflecht von Rhythmen, entstehend aus den Tonabfolgen, die von allen miteinander in Beziehung stehenden gesellschaftlichen Teilsystemen prodzuziert werden, hält die verschiedenen lebenden und dinglichen Klangquellen zusammen und bestimmt die Partitur der Umweltakustik.

Für die klangliche Ebene von "Die sieben Kristallkugeln" hat Rupert Huber ein Raster angelegt, das auf der von ihm vorgenommenen Formalisierung einer Comic-Geschichte von Herge ("les Boules de Cristal") basiert. Dieses Schema bestimmt etwa die Höhe, Intensivität und Anzahl der Klänge des Radiostücks (die Saitenanzahl des Comics ergibt die Zahl der im Stück verwendeten Klänge/Klangsituationen).

Was das Thema von "Die sieben Kristallkugeln" betrifft, so hat sich der Autor selbst folgende Vorgabe dafür auferlegt: "Alles in der Komposition verwendete Material, alle (rhythmischen) Strukturen dienen dazu, eine UNSICHTBARE, bzw. UNHÖRBARE LIEBESGESCHICHTE entstehen zu lassen".


III. "Messages to Belgrad"
von
P. Charles Clifford, David Orell, Francisco Felipe, Boris Kopeiner und Christoph Hinterhuber, Dragomir Uljic und Mathias Fuchs



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1994 CALENDAR 1