21. Jänner 1998, 22.15. - 22.55, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



wien wie es klingt



von Gerhard Rühm


Anläßlich des Symposiums "Wiener Literarisches Portrait - Gerhard Rühm"
(14. Und 15. Jänner 1999 ab 18 Uhr in der Kunsthalle im Museumsquartier)
präsentiert KUNSTRADIO das Hörstück "wien wie es klingt", das
auch auf CD beim ORFKunstradio bestellt werden kann.

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A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"

Jede Großstadt hat ihren eigenen Rhythmus, ihre spezifische KIangszenerie. Im Rahmen der Serie "Metropolis" (1992) des Westdeutschen Rundfunks waren Radiokünstler aufgerufen, akustische Porträts einiger Weltstädte zu gestalten. In Wien war der Literat und Rundfunkautor Gerhard Rühm unterwegs. "wien wie es klingt" ist der Titel seiner Arbeit, die in Co-Produktion mit dem ORF entstand und erstmals im Juni 1992 im Rahmen der Sendung "Kunstradio - Radiokunst" zu hören war.

Für sein O-Ton-Hörspiel "wien wie es klingt" hat Gerhard Rühm 24 signifikante Hörorte der österreichischen Metropole besucht. Die Aufnahmen, die er an diesen Plätzen gemacht hat, wurden von ihm - dem formalen Schema zweier Ansichtskartensets entsprechend in einen Zusammenhang gestellt. Diese Serie bunter akustischer Wien-Bilder beginnt mit seiner Ankunft früh morgens am Westbahnhof, die thematische Mitte markiert das Mittagsläuten der Kirchenglocken am Stephansplatz und endet spät abends mit der Abreise vom Flughafen Schwechat. Aus rund zwölf Stunden Aufnahmematerial wurde eine komprimierte Folge akustischer Schlaglichter destilliert und chronologisch grob geordnet.

Die 24 Aufnahmeorte (oder Themengruppen) sind der Reihe nach: Der Westbahnhof, der Schlachthof St. Marx, der Donauhafen Freudenau, die Mariahilferstraße Ecke Kaiserstraße, das Kaufhaus Gerngroß, die U-Bahn, der Schönbrunner Tiergarten, der Naschmarkt, das Auktionshaus Dorotheum, ein Fiaker, eine Promenade auf der Kärntnerstraße und dem Graben, die Mittagsglocken am Stephansplatz, eine Taufe im Stephansdom, eine öffentliche Telephonzelle, das Gösserbräu, der Kursalon im Stadtpark, das Cafe Sperl, eine Straßenbahn, der Prater, ein Begräbnis am Wiener Zentralfriedhof, die Staatsoper, ein Heuriger in Grinzing, ein Taxi und schlußendlich der Flughafen Schwechat.

Aus Schnitttechnik für "wien wie es klingt" erwächst "eine eigene dynamische Dramaturgie, die sich im Spannungsfeld zwischen rhythmisch strukturierter Komposition und atmosphärischer Dokumentation bewegt."

Die CD "wien wie es klingt" ist die erste CD, die der vielseitige Künstler geschaffen hat. Und das, obwohl Gerhard Rühm schon vor langer Zeit beschlossen hat, seine "akustischen Texte bzw. "auditiven Texte" - zum Beispiel seine "Lautgedichte"- nicht mehr schriftlich festzuhalten. Da solche Texte seiner Meinung nach nur gehört werden sollten, entdeckte Rühm das Medium Radio für sich, wurde Ende der sechziger Jahre zu einem Exponenten des sogenannten "Neuen Hörspiels" und hat seither die unterschiedlichsten Radioarbeiten produziert.

1977 erhielt er den Karl Sczuka-Preis für sein Hörspiel "Wintermärchen" und 1983 wurde ihm für "Wald - Ein deutsches Requiem" der Hörspielpreis der Kriegsblinden verliehen. 1987 war Gerhard Rühm mit fünf Produktionen in der Audiothek der documenta 8 in Kassel vertreten. Für das "Kunstradio" produzierte Gerhard Rühm 1990 parallel zu einer Theateraufführung beim "steirischen herbst" das Hörstück "Winterreise dahinterweise".



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