SONNTAG, 11. Mai 2003, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST


talking crosswalks Talking Crosswalks: Klagenfurt



Hören ist Sehen

von Gue Schmidt



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[ English ]

Seit 1995 verfolgt der Medienkünstler Gue Schmidt das Projekt "Hören ist Sehen", das parallel im Äther - in Form von Kooperationen mit verschiedenen Radiostationen - und in mehreren internationalen Ausstellungen anhand der umfangreichen Präsentation von Radiokunst beziehungsweise Klangskulpturen oder Hörbildern Begriffe wie Raum, Körper oder Kommunikation, Information untersucht und erneut zu definieren versucht.
Anläßlich der aktuellen Adaption von "Hören ist Sehen", die im Klangturm in St. Pölten gegenwärtig zu hören und zu sehen ist, strahlt Kunstradio zwei radiophone Stücke als Beispiele zeitgenössischer Sound Art aus.

Daping Qin: Stimme von 1976 (7'51'')   | listenlisten

Unter all den vielen bedeutsamen Augenblicken in der Geschichte Chinas hat 1976 einen besonderen Stellenwert als das Jahr, in dem die Kulturrevolution zu Ende ging und sich die Türe der Nation zur Außenwelt hin öffnete. Diese Arbeit beginnt mit meiner eigenen Stimme, die ein altes chinesisches Gedicht vorliest, bei dem die Sätze umgekehrt und gedehnt wurden; die Techniken, die dazu verwendet wurden, um verwandte Töne zu erzeugen sind sehr unterschiedlich. Es gibt harte, lang gezogene Töne, die sich in metallische saitenähnliche Geräusche verwandeln, Basstöne, die die Musik durch die bekannte Melodie "Rote Sonne aus dem Osten" leiten , wodurch Meeresstürme vorausahnbar werden, und schließlich eine klangvolle polychromatische Überblendung entsteht, die das Herzstück der Arbeit gleichsam erstickt. "Die Stimme von 1976" ist bewusst lyrisch und wurde als "eine Sammlung von an alte Slogans erinnernden Geräuschen" beschrieben, sowie als die ''erste chinesische politische Computer Popmusik" bezeichnet.

Natalia Pschenitschnikowa: Unsichtbare Skulpturen (20'58'')    | listenlisten

Es sind sieben Stücke, die mit geringen Abweichungen ein und dasselbe Stück an verschiedenen Orten Berlins wiederholen. Die zurückgelassenen - eingeprägten - als Abdruck verbliebenen Klänge bearbeiten "unsichtbare Skulpturen". Das einzelne Stück erscheint dabei nicht als freie Assoziation, sondern es basiert auf einer Zeichnung, die infolge einer bestimmten Interpretation eine fixierte Partitur bildet. Die Aufnahme ist die Dokumentation der Aktion "Das Hinterlassen von Skulpturen", sie ist ein Abdruck. Beim Anhören der Aufnahme treten die Klanglandschaften in den Vordergrund, das Stück hingegen wird zum Klanghintergrund oder zu einer Art "Entwickler". Es tritt ein Prozeß der "Umstülpung des Raumes" in Kraft, was die Veränderbarkeit der Relation "Objekt - Hintergrund" unterstreicht. Die Adressenangabe macht es möglich, sich am Ort der hinterlassenen Skulpturen einzufinden und, nach einem vorhergehenden Anhören der Aufnahme, zu versuchen, das im Gedächtnis klingende Unhörbare zu erblicken.
1. Zehlendorfer Friedhof; 2. Winterfeldtmarkt; 3. zwischen Rathaus Schöneberg und Volkspark; 4. Kulturforum am Potsdamer Platz; 5. Rosenthalerstraße Ecke Sophienstraße; 6. Straße des 17.Juni; 7. Oranienstraße/ Kreuzberg


[ Deutsch ]

Since 1995 the media artist Gue Schmidt has been pursuing the project "Hören ist Sehen" which examines and tries to redefine issues such as space, body or communication, information by means of extensive compilations of radio art, sound sculptures or sound images in parallel presentations on air - thanks to colaborations with various radio stations - and in numerous international exhibitions. On the occasion of the present adaption of "To Hear is to See" which is currently audible and visible at the Klangturm in St. Pölten, Kunstradio broadcasts two radiophonic pieces as examples for contemporary sound art.

Daping Qin: Vox of 1976 (7'51'')    | listenlisten

Among China's many historical moments, 1976 stands out as the year the Cultural Revolution ended, opening the door of the nation to the outside world. This work begins with my own voice reading an ancient Chinese poem in which the sentence has been inverted and stretched; techniques used to create related sound are widely divergent. Hard stretched sound changing to metallic string-like noises, bass chords leading the music through the well-known melody "Red Sun from the East" anticipating storms at sea, becoming a sonorous polychromatic dazzle to stifle the center of the work. Consciously lyrical, "Vox of 1976" has been described as "a collection of sounds reminiscent of old slogans", and has been called the first "Chinese Political Pop Computer Music".

Natalia Pschenitschnikowa: Invisible Sculptures (20'58'')    | listenlisten

There are seven pieces which each time repeat with only minor changes the same single piece at different places in Berlin. The left-behind - memorised - copy of the remaining sounds arrange "invisible sculptures". The individual piece does not exist as a free association but is based on a drawing, which forms a fixed score due to a certain interpretation. The recording is the documentary of the action: "The leaving of sculptures", it is a copy. While listening to the recording the sound landscape comes to the fore, while the piece itself stays at the background or becomesa kind of "developer". A process of "turning the room upside down" is triggered off, which underlines the variability of the relationship "object - background".
The given addresses make it possible to get to the place where the sculptures have been left and there to try to perceive inaudible sounds from memory after having listened to the recording once more.
1.Zehlendorf graveyard; 2.Winterfeldtmarket; 3.between Schöneberg town hall and Volkspark; 4.culture forum at Potsdam Square; 5.at the corner of Rosenthalerstrasse and Sophienstrasse; 6.Strasse des 17.Juni; 7.Oranienstrasse/ Kreuzberg.


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