[ English ]

Domestic Disturbance; Flight or Fight; or Shelter verweist auf jene existentiellen Fragen, die Grundlage dieser Arbeit bildeten: wer bleibt, wer bleibt wo, wie; wie verweit man, wie entscheidet man sich zu kämpfen oder zu gehen, was bedeutet es, sich irgendwo niederzulassen?

Die Arbeit wurde ursprünglich als Multitrack-Film-Sound-Installation in einem Bunker aus dem 2. Weltkrieg im Herzen des "neuen" Berlins präsentiert. Der Bunker ist auch Ausgangspunkt einer Arbeit, die von den Verflechtungen zwischen Erinnerung, Politik, Krieg, Eigentum, Gentrification, Medien, Exil, und dem Subjekt handelt.

Die Filmmusik wurde für diesen stillen, symbolisch besetzten Ort des Bunkers konzipiert und verwendet ein historisch aufgeladenes Vokabular aus Texten, Sounds, Radiomitschnitten, persönlichen Erzählungen und Bildern, das die Betrachter/Hörer an einen anderen - gedanklichen - Ort bringen soll. Nicht an einen Ort ausserhalb des Bunkers, aber einen daneben; einen, der hier anknüpft, von ihm geprägt ist und in Beziehung dazu steht. Ein Ort, wo sich der Bunker von einem Ort des Schutzes in einen (steten) Aufenthaltsort verwandelt, wo ein Ort der Sicherheit zur persönlichen Schutzlosigkeit führt, ein Versteck zur Gefängniszelle wird. An die Vorstellung des Bunkers als einem ambivalenten Ort des Dazwischenseins anknüpfend, schlagen wir vor, den physischen Ort der Umgebung als einen individuell konstruierten, zu begreifen. Dies bedeutet den Wunsch, ein persönliches Vokabular zu entwickeln.

 

e-Xplo (Rene Gabri, Heimo Lattner, Erin McGonigle) entwickelt Karten, Routen, Sound- und Filmmaterial, die eine vielfältige Untersuchung der Begriffe von Ort, Kontext, soziale Identität, Landschaft und den öffentlichen Raum der Information reflektieren. Jede Arbeit thematisiert unterschiedliche, aber verwandte Inhalte und fokussiert jeweils spezifische Fragen für bestimmte Orte, die zu allgemeingültigeren Erkenntnissen führen sollen. e-Xplo übernimmt die Rolle eines Vermittlers von Topographien, indem sie Projekte entwickeln, die einen Ort und deren BewohnerInnen in die Arbeit einbeziehen. e-Xplo könnte möglicherweise ein Szenario bieten, in dem das Artikulieren von individuellen Erzählungen und deren Einbettung in einen grösseren Zusammenhang zu einem (emotional) aufgeladenen Ort werden.

Im Herbst 2000 begann e-Xplo an einem Projekt für den öffentlichen Raum zu arbeiten, das sich als Bustour, elektroakustische Performance sowie als öffentliche Diskussion manifestierte. e-Xplo knüpfte an diese ursprüngliche Idee an und entwickelte solche Touren für unterschiedliche Orte.

Wir alle kennen das Gefühl des Reisens, oder ein Tourist zu sein. Die Stadt wird durch die Zersplitterung und das Neu-Zusammenfügen unterschiedlicher Informationen und Teile konstruiert. Reiseführer schaffen Zonen, Assoziationsfelder, wobei sie eine Sammlung von Symbolen, Gedenkstätten, Ereignissen und Geschichten benutzen, um ein erzählerisches, repräsentatives Bild der Stadt für die Augen der BesucherInnen zu entfalten. Doch die Form der Tour wird nie hinterfragt, noch sind dessen Möglichkeiten ihm eigen, inhärent.

Für e-Xplo ist die Tour ein Ort der Formulierung von Fragen sowie eine Befragung der Repräsentationsformen der Stadt. Sie benutzen den öffentlichen Raum der Touren als Basis, um Fragen von urbaner und gesellschaftlicher Identität zu stellen während sie sich gleichsam physisch durch diesen Raum bewegen. Wenn auch jede Tour die Geschichte eines Ortes erzählt, vermeiden sie eine gewöhnliche, herkömmliche Erzählweise. Vielmehr bauen diese Arbeiten auf die visuelle Information, die draussen an den Busfenstern vorbei ziehen, und auf die Sounds und Texte, die im Bus zu hören sind, um die Touristen durch die Stadt zu führen. e-Xplo sieht hierbei ihre Aufgabe, Manifestationen globaler Kräfte in spezifischen sozialen und kulturellen Umfeldern und Situationen als mögliche Arten einer urbanen Erfahrung und als materielle Gestaltungsmöglichkeiten im urbanen Raum zu untersuchen. Mit jeder Tour untersucht die Gruppe eine unterschiedliche, aber verwandte Thematik, fokussiert ortsspezifische Fragen (und Probleme) und versucht darüber, tiefergehende, allgemeinere Erkenntnisse daraus zu ziehen.

Jede gestellte Thematik beschäftigt sich jeweils mit einem entscheidenden Phänomen des gegenwärtigen öffentlichen Lebens.

Diese sind unter anderen das öffentliche Spektakel der Information, der Wandel von Land in Eigentum, Bevölkerung und Mobilität, Identität, extreme Umweltbedingungen und deren Wandel. Jede Tour untersucht unabhängig das Verhältnis von Methoden der Organisation und den Phänomenen - von der Elektronik zur Umwelt -, die räumliche wie materielle Gestaltung der gebauten Umgebung - von der Infrastruktur bis zum vertrauten, intimen Raum. Darüber hinaus untersucht jede Fragestellung wie sich diese Verhältnisse in der Bewegung durch Raum verändern und wie diese dynamischen Scans schliesslich eine Quelle für neue Kriterien für Performance und gesellschaftliche Wechselseitigkeit und Austausch werden.

e-Xplo


[ Deutsch ]

Domestic Disturbance; Flight or Fight; or Shelter references the questions that called themselves out in this project: who stays, who stays where, how, how does one stay, how does one decide to fight for or leave, what is it to reside somewhere?

The piece was originally exhibited as a multi-track film-sound installation for a WW II bunker situated in the heart of the "new" Berlin. The "bunker" is the starting point of a work dealing with the intersections between memory, politics, war, property, gentrification, media, exile-ration, and the subject.

The film score made for the silent, over-determined space of the bunker contains a vocabulary swollen by history, using words, sounds, radio broadcasts, personal narratives, and images that would take the viewer/listener to another site. Not a site outside the bunker, but next to it, added to it, informed and in relation to it. A site where the bunker could slip from shelter to one's residence, from a space of security to one's insecurity, from a hide-out ot one's internment. Continuing with the "bunker" as an in-between space, we propose the physical environmental space constructively, as a personal one: that is, the desire to create a vocabulary for oneself.

 

e-Xplo (Rene Gabri, Heimo Lattner, Erin McGonigle) develops maps, routes, sound and film materials as reflections of a multifaceted investigation into location, context, social identity, landscape, and the public space of information. Each work proposes distinct but related topics, thus focusing on specific issues for concrete places while searching for broader insights. e-Xplo takes on the part of a topographical agent by developing projects, which engage a space and the people who inhabit it. e-Xplo could possibly provide the scenario in which the articulation of individual narratives and their approaches to larger references becomes a highly charged site.

In fall of 2000, e-Xplo began to work on a public art project that manifested itself part as bus tour, part electro-acoustic music performance and part public talks. e-Xplo started to build on that original idea by creating tours for different sites.

We are all familiar with the experience of touring or being a tourist. The city is constructed through a dismembering and reassembling of parts. Guides create zones using a collection of symbols, memorials, events, and histories to build a narrative, a representative image of the city for the eyes of the visitor. But the form of the tour is never questioned, neither are the possibilities inherent.

For e-Xplo the tour is the site for the production of questions and the interrogation of representations of the city. They use the public space of the tours as the ground to engage with questions of the urban and social identity meanwhile physically traversing through it. Although each tour tells a story of a place, these tours avoid ordinary narration. Instead, the pieces rely on the visual information outside the bus-windows and the sounds and texts within to guide the tourists. e-Xplo's agenda here is to examine manifestation(s) of global forces in specific social and cultural settings as opportunities for modes of urban experience and material configurations of (within) the urban environment. With each tour the group investigates a distinct but related research topic, thus focusing on specific issues for concrete places (and problems), while also searching for broader insights.

In turn, each topic examines a crucial dynamic of contemporary public life.

These include the public spectacle of information, the transformation of land into property, population and mobility, identity, extreme environmental conditions and changes. Each tour independently explores the relationship between organizational methods andphenomena - from the electronic to the environmenta - the spatial and material configurations of the built environment - from the infrastructural to the intimate. Moreover, each topic investigates how these relationships alter through space and how these dynamic scans become a source for a new criteria of performance and social reciprocity.

e-Xplo


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