Literatur-Studio

31.07. - 28.08.05
Österreich 1, 23.05

 

MITTE LETZTER WOCHE ENTWICKELTEN SICH MENSCHENÄHNLICHE AFFEN ZU AFFENÄHNLICHEN MENSCHEN

von Franz Schuh
Dauer : 42'47
Produzent : ORF-HI
Regie : Pittroff Renate
Ton : Wieser Gerhard
Schnitt : Kuncio Anna
Assistenz : Elstner Alice
Mitwirkende : Peter Matic (Er) Susi Nicoletti (Sie 1) Michou Friesz (Sie 2) Thomas Bauer (Bürgermeister) Peter Färber (Schulfunkstimme) Eduard Wildner (Sensible Männerstimme)
Vollständiger Titel: MITTE LETZTER WOCHE ENTWICKELTEN SICH MENSCHENÄHNLICHE AFFEN ZU AFFENÄHNLICHEN MENSCHEN. EIN HÖRSPIEL AUS DER SCHULE DES LEBENS.

Franz Schuh über sein Hörspiel: "Eines Tages habe ich wieder zu schreiben begonnen, und zwar sogenannte Prosa. Oft schreibe ich ja gar nicht, sondern treibe mich in der materiellen, in der virtuellen und in der spirituellen Welt herum. Ich bin am glücklich-sten, wenn mich keinerlei Ehrgeiz packt. Aber leider saß ich eines Tages - zu einer bestimmten Jahreszeit - in einem Gasthausgarten. Ach, der Winter war vorbei und das unentschiedene Zwischenspiel, das in unseren Breiten zu einer Art Halbsommer führt, war für einen Augenblick "Frühling" geworden. Da fiel mir der erste Satz ein: "Wenn man sich nicht mehr bücken kann, sollte man zusehen ’danach trachten", daß einem nichts runterfällt: Eben auch nicht die zehn Schilling Münze im Gasthausgarten, die der Kellner gerade herausgeben hat." Ich wußte, so ein Satz führt jemanden wie mich im Frühling zu Schreibarbeiten. Mein Thema war, um es schlicht zu sagen: Das Leben und ich. Ich schrieb und ich schrieb, und während ich so schrieb, mit mir selbst ins Gericht ging, meine inneren Stimmen abhörte, erwachte in mir der Wunsch, diese Stimmen "von außen" zu hören. So dramatisierte ich diese Prosa oder besser: Ich zerlegte den prosa-ischen Verlauf in einen stimmlichen. Wie sich diese Stimmen anhören sollten, davon hatte ich eine genaue Vorstellung; sie wird nun von den Stimmen erfüllt, die in meinem Hörspiel das Wort ergriffen haben." Auf die Vermutung des Redakteurs, der Titel könnte auf eine Stelle in den Schriften von Marx Bezug nehmen, antwortete Schuh: "Nein. Der Titel stammt aus der U-Bahn. Auf einem Plakat wird die Evolution in kurzen Zügen und 'heiter' referiert. Die Affengeschichte ist überhaupt eine bösartige Montage meinerseits: In der NZZ hat sich ein (...) Auslandskorrespondent in Indien 'heiter' über die Affen beklagt ... Aber mir geht's (wie dem Marx) ums Leben, auch um 'Identität und Diffferenz' mit dem Tierischen, um den 'Schlüssel'..."

Franz Schuh: Schriftsteller und Kritiker. Disser-tation über Hegel. 1976-80 Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung. Redakteur der Zeitschrift "wespennest", Arbeit für diverse Rundfunkanstalten, ehemals Leiter des Essay- und Literaturprogramms des Verlag Deuticke. Lehrbeauftragter an den Unis Wien, Klagenfurt und Angewandte Kunst in Wien. Ständiger freier Mitarbeiter der Wochenzei-tung "Die Zeit". Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik, Jean-Amery-Preis für Essayistik etc. Buchveröffentlichungen: Das Widersetzliche der Literatur. Jugend & Volk, 1981 Liebe, Macht und Heiterkeit. Essays. Ritter, 1985; Das phantasierte Exil. Essays. Ritter, 1991; Der Stadtrat. Eine Idylle. Ritter 1995; Schreibkräfte. Texte über Literatur, Kritik, Glück und Unglück. DuMont, 2000 AKM-Angaben: "HM – MG"/ Art Oliver Simon/ Mitglieder des deutschen Filmorchesters Babelsberg/ Privataufnahme des Komponisten/ 2'23 "Entfaltungen 2"/ Erik Janson/ e-mex-Orchester/ Privataufnahme des Komponisten/ 6'43

 
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