SONNTAG, 29. Jänner 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Frequency Post curated by Andrew Garton

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IV. The Crystal Remains of Dead Air Memories
(Die kristallenen Überbleibsel von Erinnerungen im Äther)

von Ollie Olsen

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A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


 

Eine persönliche Geschichte des Radios und seinem Einfluß auf meine Kompositionen.

Eine meiner frühesten Erinnerungen ist wie mir mein Onkel mit einem winzigen Kristallempfänger die wundervolle Welt der Geräusche vorstellt.
Wir verwendeten den Wasserhahn im Hinterhof als Antenne und suchten - ganz verzaubert - einen Sender. Das Signal war ganz schwach, es verschwand immer wieder und tauchte dann wieder auf; ich war als Kind irrsinnig davon fasziniert und - soweit ich mich erinnern kann - war es das erste Mal, das ich von einem elektronischen Geräusch so gefesselt war.
Ein paar Jahre später experimentierte ich bereits zu Hause mit Radios; ich versuchte, akustische Merkwürdigkeiten aufzuspüren und war mit meinen Entdeckungen niemals unzufrieden! Ich fühlte mich stets sehr angezogen von dem Rauschen zwischen den Sendern und wie sich dieser Sound zu bewegen schien - er war so greifbar, dass ich den Eindruck hatte, ihn sehen zu können.
Als ich ungefähr zehn Jahre alt war hatte meine Tante einen dieser kleinen AM Transistorradios. Sie erlaubte mir und meinen Cousins das neue Radio, das einen einzelnen Lautsprecher hatte, auszuprobieren. Damals stellte sie fest, dass ich auf meinem rechten Ohr komplett taub bin - und so machte ich eine weitere Entdeckung durch das Radio.
Heutzutage als Komponist, der nicht - wie die meisten Leute - stereo hört, weiss ich, dass das der Grund ist, warum ich immer von der Bewegung von Sounds aus einer Mono-Erfahrung so angezogen war: Dinge, dessen Zustand sich stets verändert, schwankende Frequenzsignale, alles, was für mich Bewegung verursacht.
Ich habe herausgefunden, dass man mithilfe von Winde-Techniken Geräusche erzeugen kann, die mono eine solche Dramatik entwickeln, dass sogar Menschen, die zwei funktionierende Ohren haben, glauben, sie seien stereo. In Elwood (Melbourne, Australien), wo ich lebe, gibt es ein massives Sendeloch. Die Einwohner haben keinen guten Fernseher- oder Radioempfang und Mobiltelefone funktionieren oft nur sehr schlecht.

Für dieses Projekt habe ich einen Kristallempfänger - nach den Schaltplänen, die ich in einer australischen Zeitung von 1932 entdeckt habe - gebaut. Damit kann ich meine Umgebung akustisch abbilden, indem ich Übertragungssignale, dich ich mit dem Kristallempfänger einfangen konnte, aufnehme. Diese Aufnahmen dienen wiederum als Soundquellen für eine computergenerierte Komposition (mit Pure Data oder Max/MSP). Das Programm funktioniert dabei als eine Art Multikanal-Mixer und erzeugt (hoffentlich) den gewünschten klanglichen Effekt, der jenen ersten Sounds, die ich zu Beginn der 60er Jahre hörte, nahe kommt, diese in die Gegenwart holt und sie dadurch zeitlos macht.

Ollie Olsen (Melbourne, Australia)

Statments von Andrew Garton (Kurator):

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