SONNTAG, 3. September 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Charles Amirkhanian-Schwerpunkt
anlässlich der Ars Electronica 2006

» I. „Loudspeakers“

» II. „Pas de Voix (Portrait of Samuel Beckett)“

Anlässlich des „Ars Electronica Festivals 2006“, das unter dem Titel „Simplicity – The art of complexity“ steht, präsentiert Kunstradio Arbeiten des amerikanischen Komponisten, Radio- und Performancekünstlers Charles Amirkhanian.

Am Sonntag, den dritten September, um 22 Uhr findet im Linzer Brucknerhaus eine Aufführung von „Loudspeakers (for Morton Feldmann)“ aus dem Jahre 1990 statt. Komponist ist Charles Amirkhanian, amerikanischer Percussionist und Soundpoet mit armenischen Wurzeln. Kunstradio – Radiokunst gestaltet einen dem 1945 in Kalifornien geborenen Künstler gewidmeten Schwerpunkt, der auch als einer der wichtigsten Promotoren der Radiokunst in den USA gilt, und präsentiert zwei zentrale Arbeiten Amirkhanians.


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„Loudspeakers“


„Loudspeakers“ ist die digitale Bearbeitung eines Interviews mit dem 1987 verstorbenen Komponisten Morton Feldman. Minimalist Feldman ist einer der Pioniere der graphischen Notation. Er verwarf diese jedoch, als er zur Einsicht gelangte, dass diese optische „Übersetzung“ von Musik, die wesentlich freier, aber auch ungenauer als die herkömmliche Notationsform ist, dem Interpreten zuwenig präzise Informationen übermittelt und kehrte daraufhin 1969 wieder zur konventionellen Notenschrift zurück. Feldman gilt als Wegbereiter der Minimal Music. Seine Stücke zeichnen sich durch ungewöhnliche Länge aus: einige Kompositionen dauern weit über eineinhalb Stunden.
Amirkhanian verfremdet das sprachliche Material eines Interviews mit Feldman mittels Synclavier und Kurzweil Keyboards. Aus den Worten Morton Feldmans generiert er rhythmische Muster, die er mit Hilfe der digitalen Sampler fragmentiert, neu anordnet und überlagert.


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„Pas de Voix (Portrait of Samuel Beckett)“

 


Von der hiesigen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen jährt sich heuer der einhundertste Geburtstag des irischen Schriftstellerss Samuel Beckett. Kunstradio nützt die Gelegenheit, um ein weiteres Stück von Charles Amirkhanian zu präsentieren. Es stammt aus dem Jahre 1987 und trägt den Titel „Pas de Voix (Portrait of Samuel Beckett)“ und wurde 1988 für das Studio Akustischer Kunst des WDR in Köln erstmals aufgeführt.

Der Komponist schreibt darüber:

"Ich hatte zunächst vor, Aufnahmen der Stimme Samuel Becketts zu sammeln und diese dann im Studio zu bearbeiten. Als ich erfuhr, dass Samuel Beckett es vermied, seine Stimme auf Band aufnehmen zu lassen, begann ich in Paris verschiedene Aufnahmen zu machen: in der Eingangshalle seines Wohnhauses, in einer Metro-Station auf der gegenüberliegenden Straßenseite, bei einem später am selben Abend stattfindenden Essen von Soundpoeten sowie von zwei jungen Mädchen, die sich auf dem Platz vor dem Centre Pompidou eine Pantomime ansahen. Diesen Aufnahmen hinzugefügt wurden das Läuten der Glocken von Notre Dame, das Schreien eines Babys, eine Klangskulptur von Larnie Fox, Klänge einer elektrischen Gitarre sowie einige Körpergeräusche. Das Ergebnis, auf dem Synclavier komponiert, ist ein impressionistisches, zyklisches, narratives Klangporträt, das auf verschiedene Aspekte von Samuel Becketts Leben anspielt".

Charles Amirkhanian lässt sich also auf das Spiel mit dem Verschwinden des Zentrums und mit der Abwesenheit des zu porträtierenden Protagonisten ein, eine vielleicht schon zu geläufige Verfahrensweise der Spätavantgarde und der frühen Postmoderne, denken wir nur an Baudrillards Lieblingstopos „Verschwinden“, wie er es in seinen Werken „Agonie des Realen“ von 1978 oder auch in „Die fatalen Strategien“ von 1985 darlegt.

Hören Sie hier ein Gespräch mit Charles Amirkhanian geführt von Helmut Jasbar

Related Links:

Ars Electronica Festival:
http://www.aec.at

Mehr Information zu Morton Feldman finden Sie unter:
http://www.cnvill.demon.co.uk/mfhome.htm

Mehr Information zu Samuel Beckett finden Sie unter:
http://samuel-beckett.net/


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