SONNTAG, 5. November 2006, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



 

EAR APPEAL (Teil 2)
- ein Schwerpunkt zur gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle Exnergasse, Wien

» I. Arbeit kenn' ich nur vom Hören-Sagen – Ohranwendung in der Wertegemeinschaft ...

Die aus Deutschland stammende Kuratorin Doreen Mende hat elf KünstlerInnen aus dem In- und Ausland eingeladen, die Rolle von Geräuschen und Klängen bzw. das Verhältnis zwischen Lärm und Musik - also Sound im allgemeinen - in westlichen (sprich: kapitalistischen) Gesellschaften und deren öffentlichen Räumen zu untersuchen und darzustellen. Die derzeit in der Kunsthalle Exnergasse laufende Ausstellung "Ear Appeal" thematisiert unsere tägliche Begegnung mit den unterschiedlichsten Formen von bearbeiteten Schallwellen zum Beispiel in Form von funktionaler Musik in Kaufhäusern und Aufzügen, Telefonschleifen, sanfter Audioberieselung in Hotellobbies, Restaurants und Arztpraxen und untersucht mit der Fragestellung "Wie wird individuelles Verhalten durch Sound kontrolliert?" den unmittelbaren Einfluss von Sound auf die Gesellschaft.

Konsequenterweise muß eine Ausstellung, die Sound in öffentlichen und sozialen Räumen in den Mittelpunkt rückt, sich auch aus dem Ausstellungsraum hinaus entfalten: künstlerische Forschungsarbeit, Aktivitäten im Stadtgebiet sowie Kooperationen vor Ort erweitern den Ausstellungsraum in das urbane Siedlungsgebiet, das zugleich auch Material für die künstlerischen Arbeiten liefert, sei es durch Interviews mit in Wien lebenden Menschen, Geräusche der Stadt etc.

Als Erweiterung des Ausstellungsraums in den Äther - Radio als öffentlicher Raum - ist der „Ear Appeal“-Schwerpunkt im Ö1 Kunstradio zu verstehen. Insgesamt drei Sendungen eröffnen der Ausstellung diesen weiteren Raum, gleich für mehrere neue, ortsspezifische Radiokunstarbeiten.

Related Links:
"Ear Appeal" Teil 1

"Ear Appeal" Teil 3


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Arbeit kenn' ich nur vom Hören-Sagen – Ohranwendung in der Wertegemeinschaft ...

von Rashad Becker


Wie klingt, was du tust? Was tust du, wenn du hörst? Wie klingt's, wenn du bist was du tust? Was tust du, wenn du hörst wer du bist? Arbeit und Ohr-Arbeit.

In Analogie zum "Bild der Arbeit" legt der Beitrag von Rashad Becker eine Materialsammlung zum "Klangbild der Arbeit" vor. In einer Reihe von Interviews hat der in Berlin und Paris lebende Musiker / Sound Artist Arbeitende zu den subjektiven Befindlichkeiten ihrer Gehörbenutzung befragt – wie nutzt man das Gehör im generellen und bei der Arbeit?
Dies wollte Becker von Menschen aus unterschiedlichen Produktionsbereichen wissen – von Menschen die in "traditionellen" Berufen tätig sind ebenso wie von "frei" Schaffenden –, die jeweils andere Arbeitsbedingungen vorfinden; die Befragung spiegelt aber auch unterschiedliche ökonomische und soziokulturelle Kontexte, verortet in Belgrad, Berlin, Paris und Wien wieder.

Zwischen den Wirklichkeitskonzepten von "Arbeit" und "Klang" in der neo-kapitalistischen Gesellschaft lassen sich eine Menge viel versprechender Analogien eröffnen: Beiden liegt zunehmend eine eher phänomenhafte Rezeption zugrunde, beide weisen bezüglich ihrer systemübergreifenden Gültigkeit ähnliche Diskrepanzen und Unschärfen auf.

Die Betrachtung von subjektiver Erfahrbarkeit und Identität in "Klangbild der Arbeit" bringt zugleich eine Vielzahl von Aussagen zu Form und Gestalt der Arbeit im Rhizom-Kapitalismus zu Tage. Durch das klangliche Gegenüberstellen verschiedener Arbeitsbereiche und die Aufforderung an die Arbeitenden, spezifische Arbeiten klanglich zu benennen und auszudrücken (onomatopoese), sollen sowohl Produktionsorte und -bedingungen als auch die individuelle Rezeption und Gegenwärtigkeit von Arbeit intersubjektiv und interkulturell verglichen werden.

Schließlich beleuchtet Rashad Beckers Beitrag auch Rolle und Aufgaben des Radios in der Produktion.

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