SONNTAG, 15. April 2007, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST




In Memoriam Georg Jappe:

von früh bis spät

von Georg Jappe
Technik: Martin Leitner

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Anlässlich des im März 2007 im 71. Lebensjahr verstorbenen Kunstkritikers, Poeten, Kurators und Ornithopoeten Georg Jappe wiederholt Kunstradio "von Früh bis spät" . Dieses Naturlautgedicht hat Jappe 1996 für Kunstradio produziert (Erstsendung: 23.03.1996).
Anhand von Naturlauten und Menschenstimmen zeichnet Georg Jappe akustischen einen Tagesverlauf nach, wobei geographische Räume und Grenzen übersprungen werden.

Menschliche Stimmen und Laute anderer Lebewesen (Vögel, Insekten), sowie Naturklänge aus verschiedenen Gebieten Eurasiens deuten - "unserer multimedialen Zeit analog", wie G. Jappe erläutert - die Etappen eines Tages an. Geographische Räume und Grenzen werden dabei übersprungen. Für alle Momente einer Tageszeit findet er akustische Entsprechungen und Kontraste in unterschiedlichen Gegenden, unter unterschiedlichen Bedingungen des jeweiligen Umfelds für Mensch und Tier.
Den Morgen kündigt der Gesang seltener Vögel an.
Die Mittagszeit wird anfangs noch vom Lärm der Bewohner der Vogelfelsen im Atlantik begleitet. Auf die geräuschvolle mittägliche Aufgeregtheit folgt die Stille der Taiga: Mittagsschlaf in Sibirien, dem "Land, das schläft". Nur der Goldhähnchenlaubsänger, der kleinste Vogel Eurasiens, vermag diese Stille mit seinem nie endenden Gesang zu durchbrechen.
Der geschäftige Nachmittag verläuft im Rhytmut einer Strafkolonie chinesischer Steinmetze, die am Turm "Zum Gelben Kranich" ihre Arbeit verrichtet. Sein akustisches Äquivalent findet dieses Wahrzeichen des klassischen China in der Rezitation der beiden berühmten Tang-Gedichte.
Die rhytmischen Geräusche der chinesischen Steinmetze finden ihr Echo in den Stimmen einer Brutkolonie junger Alpensegler.
Der Nachmittag klingt im Dorf langsam aus. In der Dämmerung sind Laute von Vögeln im Schilf zu hören: Blaukehlchen, Wasserrallen, Rohrdommeln und Drosselrohrsänger. Vogelarten, die immer seltener aufzuspüren sind.
Die Nacht erleben wir in südlichen Gefielden: es ist eine Hochsommernacht, in der das Geschrei von Jungeulen in einem Wald zu vernehmen ist. Hoch über einem alten Städtchen kreisen Alpensegler, während anderswo Grillenzirpen die akustische Kulisse der nächtlichen Landschaft bildet.

Einleitung von Georg Jappe

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