SONNTAG, 1. Juni 2008, 23:05. - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST


Mit dem fundamentalen Thema der Übertragung eines geschriebenen Textes ins auditive Medium befassen sich sowohl die namhafte deutsche Lyrikerin Monika Rinck als auch der bislang als junges Hörspieltalent gehandelte Michael Hammerschmid.
Mit "ENDE GUT, ALLES GUT - Kein Hörspiel" spielt Hammerschmid zwar auf verschiedene Stilmittel des traditionellen Hörspiels an, löst dieses aber gleichzeitig performativ auf in teils lyrische, teils essayistische Partikel. Wie der geschriebene Affekt in einen akustischen Effekt zu übersetzen sei, erprobt Monika Rincks akustisches Apercu “AM APPARAT (Ihr Wahrheitsstil) mit hintersinnigem Witz und konzeptueller Intelligenz. Angewandte Grundlagenforschung als Radiokunst im "Kunstradio".

(Christiane Zintzen, Producerin)


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“AM APPARAT (Ihr Wahrheitsstil)”

von Monika Rinck


Text + Stimme : Monika Rinck , Ton : Anton Reininger + Stefan Wirtitsch
Länge: 13:22

"Wir kennen die Konkurrenz zwischen dem Vorgestellten und dem Vollzogenen - und den Apparat der dazwischen steht. Als Verbindung, als Filter, als Leitstelle, als Moderator, als Prisma, als einzige Möglichkeit, da Kontakt aufzunehmen, wo der Zufall versagt, als Zurichtungsapparat und Behälter für den Selbst- und Fremdgehalt. Was sagbar ist, leitet sich aus dem Übersetzbaren ab - der Übersetzung von Affekten und Erkenntnislagen, die zwar von vornherein niemals sprachfrei sind, sich aber dennoch verändern, sobald sie das verlassen, was Freud den eigenen psychischen Apparat nannte. Und wenn es nicht darum geht, das zu übersetzen, was die Worte sagen, sondern das, was sie tun, dann muss die Realisierung gut und zeitig vorbereitet werden. Das geschieht noch im eigenen Apparat. Doch das vorgestellte Gespräch ist auch das vollgestellte Gespräch - ein hochmöblierter Raum, in dem das Rangieren mit dem Realistischen zunehmend schwieriger wird. Wir haben es also mit einer Verzehnfachung von Lüneburg zu tun, wohingegen Lüneburg selbst sich recht kärglich ausnimmt, wie auch der eigentliche Dialog in die immensen und gleichsam nichtigen Möglichkeiten des Imaginären nicht anders als hineingeschrumpft ist. Das Schnittmuster variiert und aus Ihrem Wahrheitsstil wurde unter der Hand - der meinige. (Ich rede eh die ganze Zeit, es ist nur meistens keiner da, der mich hört.)"

( Monika Rinck )
( Für H. Z. )


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Produktionsnotizen

 

“ENDE GUT , ALLES GUT - Kein Hörspiel”

von Michael Hammerschmid

Text + Stimme : Michael Hammerschmid
Ton : Martin Leitner
Länge: 15:49

"i would prefer not to",
sagt bartleby,
der scrivener von melville.

"ende gut, alles gut" setzt an einem ende ein und erzählt davon, dass einer sich kaum mehr erinnern kann, dass es einmal so etwas wie ein hörspiel gegeben haben soll und der doch aus nichts anderem als aus genau dieser vorstellung besteht. aus dieser paradoxen situation heraus nimmt "ende gut, alles gut" den weg entlang des unerhörten und wird zum hörspiel, das keines ist, zum gespräch zweier figuren, das vielleicht nichts anderes als ein selbstgespräch ist, zur möglichen zukunft, die aus nichts als aus erinnerung und den momenten der gegenwart besteht. "ende gut, alles gut": eine parodie, ein essay, (k)ein hörspiel ? hören sie selbst !

( Michael Hammerschmid )


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