SONNTAG, 11. Mai 2008, 23:05. - 23:45, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST


 



„The Joy Channel“

von Anna Friz und Emmanuel Madan

in Dolby Digital 5.1 Surround Sound


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Die kanadischen Künstler Anna Friz und Emmanuel Madan entwerfen ein düsteres Zukunftsszenario: Im Jahr 2146, also nach rund 150 Jahren “business as usual” (Korruption, Privatisierung, Verschwendung der natürlichen Ressourcen, Schlechtwetter, zivile Revolten, Erdbeben und Pandemien), verbleibt in Neu-Nordamerika eine Bevölkerung von etwa 40 Millionen Menschen. Ursprünglich als Behandlungsmethode für Langzeit-Depressive entwickelt, wird die Übertragung von standardisierten Emotionen über Radiofrequenzen von der Firma Hi-Zenith Inc vertrieben: der Joy Channel®. Das neue EM (vormals FM) Radiospektrum wird zur dominierenden Rundfunk-Praxis. Das FM-Spektrum war seit den Umbrüchen, die mit dem Bevölkerungskollaps am Ende des 21. Jahrhunderts einhergingen weitgehend unbenützt. Jetzt wird es von Radiopiraten für eine neuartige Kommunikationsmethode entdeckt: Tele-Empathie. Umherziehende Neo-Nomaden haben eine Empfindsamkeit entwickelt, mit der sie Gefühle über weite Strecken austauschen können – ganz ohne Sender und Empfänger. Dieser Prozess ist freilich mit Hi-Zeniths Sendung standardisierter Emotionen nicht kompatibel.

Das 5.1-Surround-Sound-Radiostück von Anna Friz und Emmanual Madan ist eine Mischform eines Science-Fiction-Radiohörspiels und eines experimentellen Klang- und Radio-Kunstwerks. Es handelt sich um den zweiten Teil des Projektes „The Joy Channel“, das mit einer Theaterperformance im Rahmen von „RadioVisionen: 250 Jahre Radio“ von Radio Tesla in Berlin im Oktober 2007 begonnen wurde. In der Live-Performance spielten Friz und Madan mehrere Charaktere und produzieren live Sounds. Weitere Darsteller waren Brian Dunn (in der Rolle des Dr. Brain, futuristischer Wissenschaftler), Florian Bilbao und Sybille Müller (stumme Joy Channel Junkies). Die Performance beginnt mit Joy Channel emo-casts und bewegt sich schrittweise in die Welt der tele-empatischen Radiopiraten, die das Signal stören. Parallel dazu entwickelt sich der Sound von narrativen Sequenzen zu sehr abstrakten auditiven Darstellungen der Kommunikation mittels Empathie.

Umgekehrt verhält sich der Aufbau im Radiostück, das Friz und Madan für Kunstradio produziert haben: zuerst ist die Kommunikation der tele-empathischen Gemeinschaften, die das verlassene Neu-Nordamerika durchstreifen, zu hören. Danach folgt die Unterbrechung durch die in das Territorium der Radiopiraten eindringenden kommerziellen Sendungen des Joy Channel.

Weitere Stimmen: Vince Tinguely, Victoria Stanton.

Link:
http://www.radiovisionen.de/empathic_radio.php


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