SONNTAG, 6. Juni 2010, 23:03 - 23:45, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Literatur als Radiokunst (kuratiert von Christiane Zintzen)

I: «schrei zum hummel» von elffriede.interdisziplinäre.aufzeichnensysteme
II: «Im Alpenrhein» von Stan Lafleur

in 5.1 Dolby Surround via OE1DD

In der Reihe "Literatur als Radiokunst" sind mit zwei ungewöhnlichen Autoren zwei singuläre Annäherungen an das, was man "die Literatur" nennt, zu entdecken. Beide veröffentlichen unter Pseudonym, beide haben sich eine nicht-narrative Poetik erarbeitet. Während Stan Lafleur seit Jahr und Tag den Rhein bereist und ein performatives Kondensat seiner Erfahrungen bietet, steht bei der Künstlerin elffriede das Zeichnen mit Feder und Tusche als motorischer und wortkreativer Akt im Mittelpunkt ihrer poetischen Findungen.

(Christiane Zintzen, Producerin)


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elfriede

 

elffriede.interdisziplinäre.aufzeichnensysteme

schrei zum hummel

( 15:03 )
Text + Stimme : elffriede.interdisziplinäre.aufzeichnensysteme
Ton : Robert Pavlecka

Zur Produktion: es gab die aufgabenstellung, "literatur als radiokunst" zu produzieren. ich brauche immer ein ziel oder eine einladung einen termin, um etwas auf dieses ziel hin zu entwickeln. natürlich arbeite ich die ganze zeit, und es werden ununterbrochen texte - die mir in den sinn kommen, beobachtungen, geräusche – notiert. das material lebt dann im wesentlichen durch die arbeit des KÜRZENS, es wird immer mehr zusammengekürzt, es kommt vom handschriftlichen in den computer und wird gekürzt, und im immer nähr rücken des termins wird es immer stärker gekürzt.
es formte sich eine immer genauere vorstellung von der struktur des textes; mir war bewusst, dass der text in sich schon klangmomente beinhaltet – beobachtungen, die mit TON zu tun haben, und die jetzt zur sprache kommen sollen. und dieses sehr offene "zur sprache kommen" wollte ich hier im studio entfalten.
die zusammenarbeit mit dem tonmeister Robert Pavlecka war ein grosser glücksfall für mich, denn es ist mir sehr wichtig, dass es eine fruchtbare zusammenarbeit gibt, wobei sich von beiden seiten ideen ergeben, die man alleine nie in dieser weise gehabt hätte. die zusammenarbeit wird damit auch zur ERKENNTNISARBEIT in bezug auf meine arbeit.

wesentlich ist: dass sich der text durch das medium, durch das er durchgeht, in etwas ganz neues verwandelt, was vorher, potentiell in ihm vorhanden war, aber erst durch diese spezielle mediale arbeit bei "literatur als radiokunst", durch den aufnahme-/bearbeitungsprozess rausgeholt wird. raus kommt. stimmen, körper - alles erst zum leben kommt. und eine ganz neue form entsteht.
(elffriede.interdisziplinäre.aufzeichnensysteme)

Links:
Produktionsnotizen von Christiane Zintzen
elffriede
Stan Lafleur



alpenrhein

Stan Lafleur:

Im Alpenrhein

( 15:30 )
Text + Stimme : Stan Lafleur
Ton : Martin Leitner

Zur Produktion:

Das Stück handelt von den Ursprüngen des Rheins, den halb romanischen, halb deutschen Gegenden des Vorder- und des Hinterrheintals in Graubünden: alpines Terrain. Weil diese beeindruckende Landschaft sich dort sowohl geologisch (von tausend Rheinen durchflossen), als auch chronologisch in sich selbst zu verschieben scheint und ihre Bewohner in einem äußerlichen System zwischen Tradition und Moderne hausen, habe ich diese Beobachtung dem Stück gleich literarisch-technisch zugrunde gelegt: Blickwinkel und Stilrichtungen wechseln und fließen ineinander, Elemente der klassischen Reisebeschreibung wie der mythologischen Volkskunde treffen dabei auf neuzeitlichere Schreib- und Betrachtensweisen, die Bezüge sind häufig gebeugt, aber stets auf realistischem Boden, das alpine Klischee soll sich auf diese Weise erweitern, bzw. selbst unterlaufen.

Am Anfang standen Forschungsreisen an Vorder - und am Hinterrhein. Ich habe die Gebiete zu weiten Teilen besucht, mich dort umgetan, Arbeitsnotizen gemacht, die auch veröffentlicht in einem Webblog "Rheinsein", und diese Notate sind die Basis für das Hörstück, wurden dann umgearbeitet speziell fürs Radio: Da kamen verschiedene Sprechhaltungen hinzu - Ideen, die man nicht im Internet, sehr wohl aber im Radio umsetzen kann.
Was dabei herauskam, entspricht im Grossen und Ganzen meinen Vorstellungen. Das mehrmalige Durchhören ist ja dynamischer Prozess: Tonmeister Martin Leitner hat ja hervorragend mitgearbeitet. Es hilft enorm, dass man mal gebremst oder man wieder auf den richtigen Weg geleitet wird und so dann findet sich zu guter Letzt alles zusammen.
( Stan Lafleur )

http://www.zintzen.org/2010/05/27/literatur-als-radiokunst-stan-lafleur-im-orf-studio-produktionsnotizen/


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