Sonntag, 26. September 2010, 23:03 - 23:45, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST


 





“Angelinos”

von Gil Kuno


A COPY OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


In seinem Beitrag zu „Personal Radio“, curated by GX Jupitter-Larsen, taucht Gil Kuno ein in den Radioraum einer gar nicht so kleinen Minderheit in Los Angeles:

„Seit dem Aufkommen des iPod verlieren Radiostationen weltweit ihr junges Publikum. Apple, eine kalifornische Firma, und seine Produkte sind in Los Angeles allgegenwärtig – in den Ohren vieler Angelinos, also Bewohner von LA, stecken die charakteristischen weißen Knopfhörer.

Ein Effekt davon ist die Privatisierung der Musik. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, als mir das letzte Mal Musik gefiel, die aus dem Radio kam. Musikalische Vorlieben sind personalisiert, jeder hört was ihm gefällt – wir bemühen uns daher nicht neue Musik zu finden, sondern hören jene Musik, die uns bereits wohlvertraut ist. Das ist auch eine Gefahr für die Musikszene, der es ohnehin nicht blendend geht.

Und dennoch: viele Menschen der mexikanischen Gemeinschaft in Los Angeles hängen noch immer an ihren Radios. Geht man durch eine lateinamerikanische Gegend in Los Angeles, hört man das Radio aus vielen Wohnungen und Geschäften schmettern.

Die Hispanics stellen einen großen Anteil der Bevölkerung von LA dar. Laut der letzten Volkszählung sind es 48 %, und hätte man die illegalen Migranten berücksichtigt, wären es wohl über 50 %.  

Laut Arbitron, einer Radiobeobachtungsgesellschaft, ist die führende Radiostation in LA tatsächlich das Hispanische KLVE (FM 107.5), das allein 5 % der Hörerschaft beansprucht. (Radio in spanischer Sprache wird von etwa einem Viertel der Bewohner gehört.)

Für mein Projekt „Angelinos“ habe ich verschiedene Leute aus der Mexikanischen Gemeinschaft in LA beim Radiohören aufgenommen, daheim, bei der Arbeit oder beim Spielen, und daraus ein Soundscape montiert. Das hier ist der Sound und die Stimme der eigentlichen Mehrheit, einer Gruppe, deren Stimmen oder Identitäten meist ungehört und unerkannt bleiben. Auch wenn die Volkszählung diese Tatsache nur zögerlich anerkennt – das ist das wahre Los Angeles.“
(Gil Kuno)

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