In
seinem Beitrag zu „Personal Radio“, curated by GX
Jupitter-Larsen, taucht Gil Kuno ein in den Radioraum einer gar nicht
so kleinen Minderheit in Los Angeles:
„Seit dem Aufkommen
des iPod verlieren Radiostationen weltweit ihr junges Publikum. Apple,
eine kalifornische Firma, und seine Produkte sind in Los Angeles
allgegenwärtig – in den Ohren vieler Angelinos, also
Bewohner von LA, stecken die charakteristischen weißen
Knopfhörer.
Ein Effekt davon ist die Privatisierung der
Musik. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, als mir das letzte
Mal Musik gefiel, die aus dem Radio kam. Musikalische Vorlieben sind
personalisiert, jeder hört was ihm gefällt – wir
bemühen uns daher nicht neue Musik zu finden, sondern hören
jene Musik, die uns bereits wohlvertraut ist. Das ist auch eine Gefahr
für die Musikszene, der es ohnehin nicht blendend geht.
Und
dennoch: viele Menschen der mexikanischen Gemeinschaft in Los Angeles
hängen noch immer an ihren Radios. Geht man durch eine
lateinamerikanische Gegend in Los Angeles, hört man das Radio aus
vielen Wohnungen und Geschäften schmettern.
Die Hispanics
stellen einen großen Anteil der Bevölkerung von LA dar. Laut
der letzten Volkszählung sind es 48 %, und hätte man die
illegalen Migranten berücksichtigt, wären es wohl über
50 %.
Laut Arbitron, einer Radiobeobachtungsgesellschaft,
ist die führende Radiostation in LA tatsächlich das
Hispanische KLVE (FM 107.5), das allein 5 % der Hörerschaft
beansprucht. (Radio in spanischer Sprache wird von etwa einem Viertel
der Bewohner gehört.)
Für mein Projekt
„Angelinos“ habe ich verschiedene Leute aus der
Mexikanischen Gemeinschaft in LA beim Radiohören aufgenommen,
daheim, bei der Arbeit oder beim Spielen, und daraus ein Soundscape
montiert. Das hier ist der Sound und die Stimme der eigentlichen
Mehrheit, einer Gruppe, deren Stimmen oder Identitäten meist
ungehört und unerkannt bleiben. Auch wenn die Volkszählung
diese Tatsache nur zögerlich anerkennt – das ist das wahre
Los Angeles.“ (Gil Kuno) |