Sonntag, 3. Juli 2011, 23:03 - 23:45, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST







“Scriptings”

Stücke von Achim Lengerer


1) “S’Exercer à la Prise de la Parole – Repetition d’un scenario pour emission radio”

von Moustapha Seck, Abdoul Aziz Cissé, Kerstin Meyer, Achim Lengerer, Arfang Sarr-Crao

2 “Little Body Heart Beating I: Rehearsals with Sally”

von Achim Lengerer


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Der in Berlin und Amsterdam lebende Künstler Achim Lengerer hat mit der Performance-Radio-und-Publikations-Reihe Scriptings eine Plattform für Kollaborationen und Projektreihen geschaffen. Als Scriptings #13 entstand im Rahmen eines Workshops in der senegalesischen Metropole Dakar mit Filmemachern und einer Ökonomin das Radiostück „S’Exercer à la Prise de la Parole“, das zu Beginn der Sendung zu hören ist. Im Interview in seinem Atelier in Berlin erklärt Lengerer die Vorgehensweise, sowie das Konzept von Scriptings. Dieser Begriff ist übrigens ein Kunstwort, das sich aus „Script“ und „Writings“ zusammensetzt, aber als solches nicht im Englischen Sprachgebrauch ist.

soundGespräch Teil 1


Sein neues Radiostück „Little Body Heart Beating I: Rehearsals with Sally” entstand im Rahmen eines Atelieraufenthaltes im Künstlerhaus Büchsenhausen, wo Lengerer gemeinsam mit einer Performerin und ausgehend von einem Film eine Performance, eine Publikation, sowie die Radioproduktion erarbeitete.

soundGespräch Teil 2


Achim Lengerer arbeitet an einer Buchpublikation in „erzählender Skriptform“ als Weiterverarbeitung bzw. Hineinarbeitung in ein schon bestehendes Skript: François Truffauts und Jean Gruaults L‘Enfant Sauvage aus dem Jahre 1969. Der Film basiert auf der Lebensgeschichte des Wolfsjungen Victor von Aveyron, wie sie von dem Taubstummenarzt Jean Itard aufgezeichnet wurde. Um 1800 wird Victor von Aveyron als zirka Zehnjähriger in den Wäldern Südfrankreichs aufgegriffen und gelangt nach einigen Umwegen in das nationale Taubstummeninstitut in Paris. Dort und später in seinem eigenen Landhaus versucht Itard dem Kind Schreiben, Lesen und vor allem Sprechen beizubringen. Dieser letztlich gescheiterte Versuch der Zivilisierung und seine pädagogische Herangehensweise sind Themen von Itards Aufzeichnungen. Truffaut, der sich eng an Itards Aufzeichnungen hält, übernimmt in seiner Verfilmung zum ersten Mal eine Rolle als Darsteller – die des Jean Itard. Für die Besetzung des Victor arbeitet Truffaut nach einem langwierigen Casting mit einem Sinti-Roma-Jungen zusammen, Jean-Pierre Cargol, der selbst ohne Schauspielerfahrung ist. Truffaut verdoppelt auf diese Weise beim Drehen des Films die Motivkette: Lehren, Lernen, Lehrer, Lernender im Selbst-Lernversuch vor der Kamera.
Zur Erarbeitung verlagerte Achim Lengerer einzelne Schritte des Arbeitsprozesses in öffentlichen Veranstaltungen nach außen. Das „Werkzeug“ hierzu ist Lengerers instant publishing Reihe Scriptings. Bereits rein sprachlich hybrid zwischen „Script“ und „Writings“ angelegt, dient dieses Format als Container für Materialien sowie als Modul im Herstellungsprozess: Abschrift, Transkript, Notiz, Logbuch.

Little Body Heart Beating I: Rehearsals with Sally präsentiert die im Fellowship des Künstlerhaus Büchsenhausen produzierte, gleichnamige Scriptings-Publikation, bestehend aus einem Reprint der Filmzeitschrift L'Avant-Scène no 107, Oct. 1970, und einem „Skript“, das sich aus Gesprächen und Situationsbeschreibungen aus den Probesessions mit der Performerin Sally Musleh Jaber generiert hat. Das Tonstück verschneidet Probesituationen mit einem Live-Mitschnitt der Performance im Künstlerhaus Büchsenhausen in Innsbruck Anfang Juni 2011.



Ton: Michael Mangweth und Fridolin Stolz
Die Ausstellung „Weiterkommen. Kunst Sprache Kino Migration“, kuratiert von Andrei Siclodi, mit Arbeiten von Rainer Bellenbaum, Farida Heuck, Susanne M. Winterling und Achim Lengerer ist noch bis 23. Juli 2011 geöffnet.

Link:
http://www.buchsenhausen.at/modules.php?op=modload&name=PagEd&file=index&topic_id=16&page_id=555


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