Sonntag, 14. August 2011, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST




1) “Montreal Phonograph”

2) „Vienna Phonograph“

von Douglas Moffat


A COPY OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"
“What’s Up Vienna! What’s Up Montreal!“ heißt ein Festival, das letzten Sommer in Montreal und diesen Mai in Wien stattgefunden hat und dessen Anliegen es war, künstlerische Verbindungen zwischen den beiden Städten herzustellen und vorzustellen. Am von Michaela Grill, Steve Bates und Christof Kurzmann organisierten Festival teilgenommen hat auch der Künstler und Landschaftsarchitekt Douglas Moffat, der in Montreal lebt. Moffat beschäftigt sich mit akustischen Eigenheiten von gebauten Räumen und sucht Möglichkeiten, diese mittels künstlerischer Interventionen mitzugestalten. Bei Projekten im öffentlichen Raum ist sein Zugang, die Umgebungsgeräusche, den Lärm, der durch Autos, Menschen und Betriebsamkeit entstehen kann, als akustische Unterlage für seine Sounds zu betrachten, sie jedoch nicht zu übertönen oder verbessern zu wollen. Anstatt darauf zu verweisen, was für unangenehme akustische Gegebenheiten in Städten vorhanden sind, versucht Douglas Moffat etwas interessantes Hörbares hinzuzufügen. Allerdings auf sehr subtile Weise.



Moffats Interesse für Klangumgebungen wurzelt in seinem Beruf als Landschaftsarchitekt. Als Gestalter von Räumen habe er immer schon die akustische Ebene mitzudenken versucht – was in der Architektur keine Selbstverständlichkeit ist, aber zunehmend Beachtung findet. Als Landschaftsarchitekt, erzählt Douglas Moffat, hat man etwa durch die Wahl der Begrünung die Möglichkeit, die auditive Identität des Ortes mitzubestimmen. Er selbst habe sich immer bemüht, in der Planung möglichst viele Pappeln unterzubringen, da sie ein unvergleichbar delikates und vielschichtiges Blätterrauschen erzeugen. Die Gesamtheit kleiner akustischer Ereignisse, wie das Pappelrauschen, ist für Douglas Moffat der Idealfall eines Landschaftsklanges und was er mit seinen Soundinstallationen im Freiraum anbieten möchte.

Für einen kleinen Pappelwald im Westen von Quebec hat Douglas Moffat gemeinsam mit dem Künstler und Musiker Steve Bates eine Arbeit konzipiert, die sie „soundFIELD“ nannten. Die Komposition für die Bäume richtete sich nach Bewegungen und Stärke des Windes. Derzeit arbeiten Bates und Moffat an einer technische aufwändigen Soundskulptur für Toronto. Während in „soundFIELD“ der Wind die Tonalität der Soundskulptur mitbestimmte, sind es nun die vorüberziehenden Wolken. „OKTA“ ist die erste permanente Soundarbeit im öffentlichen Raum von Toronto und wird im Frühjahr 2012 eröffnet.
In einer anderen kanadischen Stadt, Calgary, haben Douglas Moffat und Steve Bates im Rahmen eines Festivals die Installation „Pergola Music“ umgesetzt. In einer Pergola, einem mit Blumengewächsen bestückten Säulengang, haben sie ein Geflecht an Lautsprechern installiert. Eine Anregung für die Pergola-Komposition lieferte die „Musique d’ameublement“, die Eric Satie 1917 eingeführt hatte: die Möbelmusik war nicht zum zuhören gedacht, sondern sollte nebenher laufen, Schwingungen erzeugen, aber sonst keine andere Funktion haben.

Wie würde eine Stadt klingen, wäre sie eine Schallplatte? Ausgehend von dieser hypothetischen Frage entwickelte Douglas Moffat seinen Stadt-Phonographen. Als geländetaugliche Plattenspieler-Nadel baute er ein Gerät, das in seiner Größe und Konstruktion wie ein Rasenmäher oder ein Staubsauger aussieht. Mit Mikrophonen versehen, kann es über Asphalt, Rasen, Holzbänke oder andere Oberflächen im Stadtraum gezogen werden – wie eine überdimensionale Nadel, die über die Unebenheiten einer Platte gleitet und die eingeschriebenen akustischen Informationen wiedergibt. 2009 hat Douglas Moffat sein 20-minütiges Stück „Montreal Phonograph“ erstellt, und heuer folgte – für das Festival „What’s Up Vienna! What’s Up Montreal!“ – eine Wiener Version. Die Nadel hat der Künstler für den Transport nach Europa leicht modifiziert, zudem hat er durch die Wahl der Mikrophone die Klanglichkeit beeinflusst. In einem nächsten Schritt des Projekts wird die Montreal-Version nun auf Vinyl gepresst. Beim Festival „What’s Up Vienna! What’s Up Montreal” ht der kanadische Künstler Douglas Moffat heuer im März eine Phonograph-Performance gemacht. Neben den Sounds, die er in Wien aufgenommen hat, arbeitete Moffat dabei auch mit Videos. Einsehbar ist das Material auf http://www.builtsound.org.



Die längliche Kontur der Stadt Montreal hat Moffat in einen Kreis eingezeichnet und sodann eine von Außen in die Kreismitte gehende Spirale gemacht. Diesem Weg ist er bei der Aufnahme gefolgt.

1) parc promenade-bellerive – Montréal
2) parc pine beach – dorval
3) parc du bout-de-l’île – rivière-des-prairies-pointe-aux-trembles
4) parc honorable george o’reilly – lasalle
5) Allan’s Hill Park - Baie D’Urfè
6) yellow line parc alexandre bourgeau - pointe claire
8) port of montréal – mercier-hochelaga-maisonneuve
9) snowball trajectory – montréal-nord
10) autoroute transcanadienne – senneville
11) river pathway – montréal-est
12) hydro corridor – montréal-est
13) bombardier trail - parc nature cap-saint-jacques
14) hydro québec – sainte-anne-de-bellevue
15) stade olympique - parc olympique de montréalparc de versailles – pierrefonds-roxboro
16) running on gravel Carrière lafarge - montréal est
17) impasse at rue hortie – ahuntsic—cartierville
18) pierre elliot trudeau airport – dorval
19) excavation rue griffith - ville saint-laurent
20) skate ramps at parc arthur-therrien – verdun
21) southeast edge at cedar avenue - parc mont-royal
22) southwest edge at avenue troie - parc mont-royal
23) centre point - parc mont-royal



Mit der gleichen Methode und einem leicht adaptierten Nadel-Gerät ist Douglas Moffat heuer die Stadt Wien abgegangen. Hier hat sich die fast kreisrunde Form der Ringstraße als graphische Vorgabe für die virtuelle Schallplatte angeboten, erzählt Moffat.

1) Donaukanal: Edge
2) Franz-Josefs-Kai: Dock Cabling
3) Julius Raab Platz: Flower Bed Rows
4) Schwarzenbergplatz: Prince Surrounded
5) Volksgarten: Iron Fence Shake
6) Burgtheater: Bush Hammered Stone Run
7) Schottenkirche: Cobble Stone Stumble
8) Austriabrunnen: Wet
9) Bank Austria Kunstforum: Stainless Steel Runner
10) Judenplatz: Nameless Library Silence
11) Gotthold Ephraim Lessing: Name Tracing
12) BAWAG: Wooden Boardwalk Step
13) Peterskirche: Foundation Climb
14) Jazzland: Cherry Petals Push
15) Ruprechtskirche: Foundation with Choir March
16) Vindobona: Excavated Stone Reach
17) MuseumsQuartier: Shallow Basin
18) Stephansplatz: Marble Slabs Drag
19) Wiener Staatsoper: Across and Under
20) Centre Point: Pestsäule Run-out

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