„Ich
gehe sehr gerne und möchte das Gehen mehr ins Bewusstsein
rücken. Oft wundere ich mich auf der Straße, warum so viele
Leute schlecht klingende Schuhe tragen“, sagt die in Berlin und
Linz lebende Künstlerin katrinem. Wie Schuhe klingen, ist für
sie deshalb von Bedeutung, weil der Klang von Schritten unsere
akustische Umgebung mitbestimmt, woran wir leider weder beim Schuhkauf
noch im Alltag viele Gedanken verschwenden. Das Gehen gehört
für katrinem zum Alltagsleben, wie es für andere die
tägliche Autofahrt ist. Schon als Kind, erzählt sie, habe sie
alle Wege zu Fuß zurückgelegt, und später dann
Nebenwirkungen des rhythmischen Bewegungsablaufs entdeckt.
Der
Gehrhythmus ist angeblich ebenso individuell, wie der Fingerabdruck
eines Menschen. 20 Meter Wegstrecke braucht man, um seinen eigenen
Gehrhythmus zu finden – im städtischen Raum gibt es das,
genau betrachtet, selten – allerorts sind Straßen zu
überqueren, Schanigärten, um die man herumgehen muss oder
Straßenschilder, denen man ausweicht. Gehrhythmen und
Gehmuster hat katrinem in einem Zeitraum von zwei Jahren in nicht
weniger als 16 Städten untersucht. Im Rahmen von Linz09, dem
Programm zur Europäischen Kulturhauptstadt vor zwei Jahren, hat
katrinem Studien durchgeführt, die Ergebnisse als Buch, Videos und
nun auch als Hörstück verarbeitet.
Statement der Künstlerin: „go
your gait! part12“ basiert auf den Materialien, die ich in
einem Zeitraum von zwei Jahren in und 15 seiner Partner- und
Freundschaftsstädte gesammelt habe. 16 audiovisuelle Arbeiten sind
dabei entstanden, die in der Ausstellung GANGARTEN im Rahmen der
Kulturhauptstadt Linz09 gezeigt wurden.
Das
Vorhaben der Reisen war zu erkunden, wo und wie die Einwohner vor Ort
gehen. Für meine Studien machte ich Videoaufzeichnungen als
Partiturvorlagen. Die kompositorischen Mittel generieren sich aus Raum
und Ort, Bewegungsströmen und Gangbildern.
Als
Klang für die Schritte sind Sinustöne gewählt, die
sich stark vom dem uns gewohnten Schrittgeräusch unterscheiden und
die Konzentration auf das rhythmische Element erhöhen. Die
ausgewählten Töne stehen in allen Städten für
mögliche Gehrichtungen, wie der Platz oder die Straße
passiert werden kann.
In
go your gait!part12 sind die Städte in der Reihenfolge meiner
Besuche miteinander verwoben. Klangliche Fundstücke, die mir
während meines Aufenthaltes begegneten, wie z.B. der Gesang der
Klimaanlagen in Albufeira, die Ampeltaktungen in Linköping, der
Wasserfall des Tammerkoski in Tampere oder die Klänge der
zahlreichen High-heels in Nishnij Nowgorod mischen sich mit den Pattern
der Schritte vor Ort.
Dank an: Linz Export,
Albufeira, Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Brasov,
Budweis, Chengdu, Gwangyang, Halle an der
Saale, Linköping, Linz am Rhein, Lom, Nishnij
Nowgorod, Norrköping, Passau.
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