Sonntag, 5. Februar 2012, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST




25 Jahre Kunstradio

Teil 1:4. März Bevor es begann. 

Die Vorgeschichte der Radiokunst auf Ö1


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Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Ö1 Kunstradios versuchen wir in einer über das Jahr 2012 verteilten Serie eine Aufarbeitung der Geschichte der Radiokunst im ORF. Diese Geschichte stellt keine stringente Narrative dar, sondern hat sich aus vielen Strängen und Verknüpfungen entwickelt. Besonders trifft das auf jene Ereignisse und Entwicklungen zu, die zur Gründung des Kunstradios, das erstmals im Dezember 1987 on air ging, geführt haben. Die Vorgeschichte, dazu gehören Ausstellungen, Symposien, Initiativen von Künstlerinnen und Künstlern, die mit Sound als Material und mit Radio als Raum für bildende Kunst arbeiteten. Die Vorgeschichte umfasst aber auch journalistische Radiosendungen zu aktuellen Kunstereignissen, in denen der akustischen Kunst Raum gegeben wurde. Zeitlich einschränkbar ist die Kunstradio-Vorgeschichte – eben wegen der vielen parallel verlaufenden Entwicklungen – kaum.

Zusammengestellt wurde die heutige Rückblick-Sendung mit Hilfe der Radiokünstlerin Andrea Sodomka, die sich mit der Aufarbeitung der Radiokunst-Geschichte auch im Rahmen einer Vorlesungsreihe am Institut für Komposition und Elektroakustik an der Universität für Musik und darstellende Kunst beschäftigt hat, sowie mit dabei Heidi Grundmann. Die Radiojournalistin, Gründerin und langjährige Leiterin des Kunstradios wird einige der Ereignisse und Phänomene kommentieren, die dazu geführt haben, dass die Radiokunst einen festen Sendeplatz auf Ö1 bekommen hat. „Kunst zum Hören“ hat Grundmann bereits in ihrer Sendung „Kunst heute“ seit Ende der 1970er Jahre gespielt. „Kunst zum hören“ war eine unregelmäßige Rubrik in einem Sendeformat, das vor allem der journalistischen Aufarbeitung bildender Kunst gewidmet war. 1984 wurde diese wöchentliche Sendung in „Kunstradio“ umbenannt, und ab Dezember 
1987 in „Kunstradio-Radiokunst“.

Einen Anfang zu finden, wenn man über die Geschichte der Radiokunst sprechen möchte, ist, wie gesagt, nicht einfach, denn es gibt viele Momente, die Anfänge sein könnten. Nicht zu trennen sind dabei Entwicklungen in der Technologie und in der Kunst, die sich gegenseitig beeinflusst haben. In den 1960er Jahren kamen Kunstformen auf, die die sich von greifbaren Objekten entfernten. Es braucht kein Objekt, keine bemalte Leinwand oder keinen bearbeiteten Stein, um Kunst zu schaffen. Marcel Duchamp hatte mit seinen Readymades den Boden für die Konzeptkunst geschaffen, also für Kunst, die als Partitur, Handlungsanweisung oder Text existiert, mit der Möglichkeit – aber nicht unbedingt der Notwendigkeit – ausgeführt zu werden. Auf der Suche nach immateriellen Kunstformen, die sich den Bedingungen des Kunstbetriebs entziehen und zugleich einen neuartigen Kunstbegriff einführen, war für Künstlerinnen und Künstler die Arbeit mit Klängen, Geräuschen und Sprache als Material für ihre Arbeiten naheliegend. Als Raum für diese immateriellen, nicht ortsgebundenen Skulpturen gewann das Radio in den 1970er Jahren zunehmend an Bedeutung. Heidi Grundmann meint, dass einer der ersten Künstler, der sich als Radiokünstler bezeichnet hat, der Kanadier 
Hank Bull war: „Er hatte eine regelmäßige Sendung zusammen mit Patrick Ready, die HP show. Wöchentlich haben sie eine Radioshow gemacht, meistens live, und das war Radiokunst.“

Die legendäre HP radio show wurde zwischen Jänner 1976 und September 1984 von zwei kanadischen Künstlern einmal pro Woche auf Radio CFRO FM in Vancouver gesendet. Patrick Ready und Hank Bull waren die Erfinder, Moderatoren und Gestalter der HP show, die aus einer ausdrücklichen Absicht entstanden ist, Radiokunst zu machen, also in eine gegebene gesellschaftliche Institution einzudringen, in diesem Fall die Institution Radio, und diese Institution zum Ort von Kunst zu machen, so Hank Bull: Kunst, die nicht durch den Kunstbetrieb hindurch muss, sondern direkt von den Künstlern, den Produzenten zu den Hörern gelangt.

Die – laut den Radiomachern – erfolgreichste Ausgabe der HP show war das „HP Underwater Special“. Es war dies mit großer Sicherheit die erste komplett unter Wasser aufgenommene Sendung, vielleicht auch die einzige jemals. Denn wer würde sich das antun: Der Text der HP Underwater Specials wurde unter Wasser aufgenommen, von einem Boot aus, dessen Besitzer, ein alter Seemann, mit einer Flasche Rum bezahlt wurde. Und die Mikrophone wurden mithilfe von Kondomen unterwassertauglich gemacht. So die Legende – in Wirklichkeit, wie man auf einem Foto sehen kann, handelt es sich eher um einen Swimmingpool und ganz ohne das Studio und Geräusch-Tricks sind Ready und Bull dabei nicht ausgekommen.

CFRO FM, das Vancouver Co-operative Radio, war und ist ein nicht-kommerzielles, kooperativ betriebenes Community Radio, eines von vielen freien Radios, die in Kanada seit den 1960er Jahren zusammen mit Universitätssendern neben der öffentlich-rechtlichen CBC und dem kommerziellen Radio einen dritten Sektor bilden. „Es war wichtig, dass jede Gruppierung in der Gesellschaft eine Stimme bekommt, daher gibt es auch viele unterschiedliche Sprachen auf CFRO FM zu hören. In den späten Radiostunden haben die Künstler und Künstlerinnen Radio gemacht. Die HP show hat sogar eine frühere Sendezeit bekommen, am frühen Abend, und wurde zur HP Dinner Show. Bull und Ready haben das acht Jahre lang durchgezogen, jede Woche eine Live-Sendung, freilich ohne Bezahlung. Außer den Stationsmanagern, also 2-3 Leuten, sind bei den Community Radios alle Mitarbeiter Volontäre – alle arbeiten unentgeltlich. Dadurch entsteht natürlich eine ganz andere Radiokultur.“

Diese Radiokultur, so Heidi Grundmann, die von KünstlerInnen in lokalen Community und Campus Radios entwickelt und gefördert wurde, war ein wichtiger Nährboden für die Etablierung von Sound und im speziellen Radio als skulpturale Kunstformen. Das bedeutet, dass Sound, Klang, Geräusche als Material der bildenden Kunst verwendet werden, und nicht unbedingt als Musik, Hörspiel oder in anderen zuvor etablierten Kategorien gedacht werden – und das in Zusammenhang und in Wechselwirkung mit den Räumen, die sie bespielen und schaffen. 1979, in einem Interview mit Heidi Grundmann, erklärte der Künstler Bob George, dass die Ansätze von Künstlern wie Vito Acconci und Dennis Oppenheim, die in den 1970er Jahren dazu übergangen sind, Töne statt Bildern in Galerien zu präsentieren, vor allem in der Bildhauerei zu finden sind.

Das Tonband, so der Künstler Bob George, der lange mit Laurie Anderson zusammengearbeitet hat, wird als Material eingesetzt: als Material, das genauso bearbeitet werden kann wie jedes andere Material für eine Skulptur. Nicht ein Tonband, sondern Schallplatten sind es, die Bob George für seine Arbeit „Duett“ neu zusammengefügt hat und somit zwei verwandte Stimmen in Beziehung setzt.

Das Stück “Duett” von Bob George war Teil einer Ausstellung mit dem Titel “Audio Scene 79” in der Modern Art Galerie in Wien. “Sound, Medium der bildenden Kunst” war der Untertitel des Projekts, das neben der Ausstellung auch eine Performance-Reihe, sowie ein international besetztes Symposium im Schloss Lengenfeld umfasste. Organisatorin war die Galeristin Grita Insam. Sie schreibt über: „AUDIO SCENE ´79 ist der Versuch, mit einer geschlossenen Veranstaltungsreihe ein bestimmtes Thema zur Diskussion zu stellen. Mit der Auswahl der Arbeiten erhebe ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, noch sollte sie einen Gesamtüberblick ermöglichen. Ich hatte das Ziel vor Augen, möglichst unterschiedliche Arbeiten aus dem Bereich der Audio Art sowohl für die Performances wie die Exponate der Ausstellung zusammen zu tragen, um die Vielseitigkeit der Auffassungen und unterschiedlichen Aspekte aufzuzeigen.
Gleichzeitig lag es in meiner Absicht, mit der Veranstaltungsreihe auf eine Kunstströmung zu reagieren, die die 70er Jahre stark bestimmte. Dabei habe ich aus dem Gesamtbereich der intermedialen Kunst, jenen Teil herausgegriffen, der mir am geeignetsten schien, künstlerische, kunsttheoretische, politische, kulturpolitische, produktions- und vertriebstechnische Fragen aufzuwerfen.“

Diese Fragen wurden beim begleitenden Symposium besprochen. Der kanadische Künstler Hank Bull, der zuvor mit der HP show bereits zu hören war, war 1979 bei der Audio Scene in Österreich zu Gast. In seinem Vortrag plädierte er für die Nutzung von Netzwerken und für die Etablierung von Gegenkulturen. Hank Bulls Aufruf blieb nicht ungehört: über die „Audio Scene '79“ gestaltete Heidi Grundmann eine einstündige Sondersendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Reihe „Kunst zum Hören“, die aktuelle Hörkunst vorstellte, war unregelmäßiger Bestandteil der Sendung “Kunst heute”. “Kunst heute”, gestaltet von Heidi Grundmann, Lisbeth Wächter-Böhm, Peter Weiermeier u.a., bot den Hörerinnen und Hörern des ORF Hörfunks profunde, kritische, zum Teil launige und unerbittliche Berichterstattung zu aktuellen Ausstellungen, zu Kulturpolitik und künstlerischen Phänomenen im In- und Ausland. Oft waren internationale Großveranstaltungen, wie die documenta in Kassel, die Kunstmesse Art Basel, oder die Biennale di Venezia Hauptthemen der aufwändig gestalteten “Kunst heute”-Sendungen. Die Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst kamen dem Radioformat entgegen, erzählt Heidi Grundmann: „Es hat eine gewisse Entmaterialisierung und auch eine Theoretisierung der Kunst gegeben, man hat also sehr viel mit Interviews arbeiten können. Dann ist auch Ton dazu gekommen, etwa durch die Performances, und ich hatte viel mehr Möglichkeiten, als ich selber ursprünglich erwartet habe.“

Von Vorteil für das Vorhaben, akustische Kunst den österreichischen Hörerinnen und Hörern näherzubringen war, dass die Künstlerinnen und Künstler ihre Gedanken auch radiophon zu artikulieren wussten: „Alle diese Künstler haben auch eine Theorie dazu gehabt, sie haben sehr gut über ihre Arbeiten sprechen können. Dann haben sie mir angefangen Kassetten zu schicken. Lawrence Weiner, Douglas Davis – von allen habe ich Kassetten gekriegt. Deren Inhalt habe ich in unregelmäßigen Abständen in meiner journalistischen Sendung in „Kunst zum Hören“ gespielt.“

Im Rahmen von „Kunst zum Hören“ brachte Grundmann eine Zusammenfassung der Veranstaltungen, die von Grita Insam 1979 mit dem Titel „Audio Scene“ organisiert wurden. Viele der Teilnehmer waren Künstlerinnen und Künstler, die Grundmann – gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kanadier Robert Adrian, selbst ein Pionier der Telekommunikationskunst – bei Kunstfestivals und –ausstellungen in Kanada, den USA und Australien kennengelernt hatte. Unter anderem war das Hank Bull, der auf Einladung der „Audio Scene“ 1979 erstmals Österreich besuchte und auf seinem Rückflug nach Vancouver die imaginäre Stadt Wiencouver erfunden hat. Wiencouver liegt im elektronischen Raum zwischen Wien und Vancouver – in dieser Stadt findet auch heute noch ein Teil der Art’s Birthday Feiern statt.  Bei der Audio Scene zu Gast waren auch Jana Haimsohn, Joan la Barbara, Georg Decristel, Terry Fox, Bob George, sowie Tom Marioni und Ian Murray – von letzteren wird in dieser Sendung noch die Rede sein.

Die „Audio Scene“ ermöglichte dem österreichischen Publikum, Beispiele der Audio Art, wie sie damals oft genannt wurde, kennenzulernen. Für die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler war es eine der ersten Gelegenheiten um sich über „Sound als Medium der bildenden Kunst“, über unterschiedliche Definitionen und Auslegungsarten der Kunst zum Hören und der Radiokunst auszutauschen. Was das genau ist, die Radiokunst, darüber war man sich damals ebenso wenig einig, wie heute, und sicherlich ändert sich das Verständnis kontinuierlich mit der sich wandelnden Radiokultur, also mit Hörgewohnheiten, technischen Möglichkeiten und Verfügbarkeit von Ausrüstung zum Senden und Empfangen akustischer Signale.

Eines der ersten Radiostücke, die in „Kunst zum hören“, einer Art Vorgängersendung des Kunstradios, präsentiert wurden, war „Die „Bachkomposition“ von Peter Weibel. 1977 hatte er das Stück für eine Zürcher Galerie arrangiert. Damals konnte es über einen Telefonanschluss abgehört werden. Fürs Radio hat Peter Weibel die „Bachkomposition“ bearbeitet. Peter Weibel war einer jener Künstler, die in den 1980er Jahren auch mit der Gründung einer Künstlerband die Grenzen zwischen U-Musik, Performance und Kunst verwischten. Dem Phänomen der Gruppieren junger österreichischer Künstler, die gemeinsam malen, ausstellen oder eben musizieren, widmeten die Radiojournalistinnen Lisbeth Wächter-Böhm und Heidi Grundmann 1982 zwei Sendungen. Die vorgestellten Gruppen hatten Namen wie Molto Brutto, Rucki Zucki Palmencombo, Sechserlei, priesch-pokornig-Rumpf, Dumpf oder Wirrh. Als Distributionsmittel diente oft die billig vervielfältigbare Tonkassette.

Eine für die Radiokunst bedeutsame Veranstaltung fand 1984 auf Initiative der internationalen Kunstkritiker-Vereinigung AICA in Wien statt. Im Rahmen von „Kunst und Massenmedien“ gab es im ORF-Hörfunk eine ganze Kunstwoche, bei der bildende Kunst in zahlreichen Sendungen und allen Programmen behandelt wurde und zudem Bildende Künstler, die Gelegenheit hatten, eigene Projekte im Radio zu verwirklichen. Grundmann: „Das war ein Symposium, aber zugleich auch eine ganze Woche der bildenden Kunst. Da ist es mir gelungen, im Hörfunk viel zu erreichen, weil es ist auch bei den Landesstudios verbreitet worden, zum Beispiel waren auch  Musiksendungen der bildenden Kunst gewidmet. Wer immer anknüpfen konnte, hat Sendungen gemacht, und so hat sich ein Schwerpunkt Bildende Kunst ergeben. Das ganze Projekt bestand aus drei Teilen: „Kunst fürs Fernsehen, „Kunst für die Zeitung“ und eben die Radiokunst. Zwei Ausgaben von Kunst heute waren Auftragsarbeiten gewidmet, denn ich habe österreichische Künstlerinnen und Künstler um Radiokunst-Beiträge gebeten.“

Einige Persönlichkeiten, die interessante Gedanken und künstlerische Arbeiten entwickelten und so ebenfalls die Entwicklung der Radiokunst in Österreich beeinflusst haben, sollen nicht unerwähnt bleiben: Ian Murray in Toronto, der sich von der Konzeptkunst kam, der neben Glenn Gould der erste war, der Kunstprojekte im und über Radio realisierte und später zwei Radioserien mit radiospezifischen Arbeiten anderer Künstlern kuratiert hat. Weiters der New Yorker Künstler Bob George, Gründer des ARChive of Contemporary Music in New York City und Produzent legendärer Künstlerschallplatten. Sowie die Soundscape-Pioniere R. Murray Schafer und Hildegard Westerkamp in Vancouver.

Dass der akustischen Umwelt, derer wir meist zu wenig gewahr sind, mehr Aufmerksamkeit zukommen sollte, dass sie vergänglich und daher auch schützenswert ist, das waren einige der Gedanken, mit denen Schafer bis heute nicht nur viele Künstlerinnen und Künstler beeinflusst. Formuliert hatte er diese Ideen in seinem 1977 erstmals erschienen Buch „The Tuning of the World“, und umgesetzt werden sollten Sie mit dem World Soundscape Project, einer von Schafer Ende der 1960er Jahre gegründeten Organisation an der Simon Fraser University in Burnaby, British Columbia. Eine wichtige Mitstreiterin war die Soundkünstlerin und Komponistin Hildegard Westerkamp, die mit Schafer seit 1973 zur „acoustic ecology“ geforscht hatte. Westerkamp war Mitbegründerin des Co-op Radio Vancouver und hatte dort eine regelmässige Sendung mit „Sound Walks“ und eine zweite mit „Soundscape“ beides noch immer aktuelle Genres auch der Radiokunst. Sie gehörte zu jenen Künstlerinnen und Künstlern, die auf den Frequenzen von lokalen Campus- und Community-Radios in Kanada Radiokunst machten.

Einer der wichtigsten Protagonisten der bis heute sehr lebendigen Radiokunstszene in Kanada ist Ian Murray, der sich als einer der ersten dafür einsetzte, dass Kunst im Radio nicht nur Dokumentation oder Vertonung eines Kunstwerkes ist, sondern als eigenständiges Werk zu behandeln. In seinen Arbeiten mit Radio und Fernsehen thematisierte er auch die sich ändernden Begriffe des Originals und der Autorenschaft. Ende der 1970er Jahre produzierte und kuratierte er „Radio by artists“, eine Reihe von Sendungen mit über dreißig Radioarbeiten von bildenden Künstlerinnen und Künstlern. Jedes Programm enthält eine kurze Einführung durch den Künstler und dann das Kunstwerk. Zu den Künstlern, die für Ian Murrays Radiokunst-Projekt Arbeiten realisierten, gehören Vito Acconci, Laurie Anderson, Michael Snow, Dan Graham und Lawrence Weiner. Für die sechste Folge stellte Ian Murray 1980 eigene Arbeiten zusammen, unter anderem „Tutorial Show“:  Ein junger Inuit liest einen englischen Text über die Kolonisierung seines Volkes. Jedes Mal wenn er was falsch ausspricht oder nicht verstanden hat, ertönt ein Signal und eine Uhr beginnt tickend zehn Sekunden herunter zu zahlen. So lange hat das Publikum Zeit einzuspringen und ihm bei Aussprache oder Interpretation des Textes zu helfen.
Die ersten zehn Sekunden der hundert „Number one radio hits“ der 1960er Jahre montierte er zu seiner Performance-Arbeit „Top Song“. Ein Radio-DJ hatte dem Künstler gesagt, dass die ersten zehn Sekunden eines Musikstücks über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Zu den von Murray montierten Anfängen von Pop Music Hits trommelte in der Performance ein bekannter Schlagzeuger.
In einem Telefoninterview sagte der kanadische Radiokünstler: das wichtige sei, den Hörern etwas anzubieten, was sie sonst nicht hören würden, ohne den Radiofluss zu unterbrechen. Das heisst, es gibt Radiokunst, die sich als Intervention in den Alltagsflow eines Senders versteht.

“Sound sculpture as” war eine von Tom Marioni kuratierte Ausstellung im von ihm 1970 gegründeten und bis 1984 geleiteten Museum of Conceptual Art in San Francisco, wohl die früheste Ausstellung von Sound Art. Auch Tom Marioni betont – hier in einem anlässlich seines Wien-Aufenthalts im Herbst 2011 von Heidi Grundmann geführten Interview – die skulpturale Eigenschaft von Sound: „Sound ist für mich ein Material, das skulptural verwendet werden kann. Ich habe 1970 die Ausstellung 'Sound sculpture as' in meinem Museum of Conceptual Art organisiert und neun bildende Künstlerinnen und Künstler eingeladen, Audio-Stücke zu machen.  In Performances vor Publikum manipulierten sie Material, um Geräusche herzustellen, und Sound war daher Teil der Performance-Skulptur.“

Links:
http://kunstradio.at/HISTORY/AUDIOSCENE/
http://kunstradio.at/HISTORY/TCOM/

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