Sonntag, 6. Mai 2012, 23:03 - 23:59, Ö1
[ ENGLISH ]

KUNSTRADIO - RADIOKUNST






Kunstradio Classics 2 – Aus dem Archiv 2012 - Teil 9

„Sensorium re-connected“ von Andrew Garton
ausgewählt von Arsenije Jovanovic


A COPY OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"
In diesem Jahr, genau im Dezember, wird das Kunstradio 25 Jahre alt. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, um das mittlerweile sehr umfassende Sendungsarchiv zu öffnen und ausgewählte Stücke im Radio zu präsentieren. Die Auswahl wird getroffen von Künstlerinnen und Künstlern, die selbst viel mit dem Kunstradio zusammengearbeitet haben. Wir haben sie gebeten, uns nebst Ihrer Wahl in ein paar Sätzen mitzuteilen, inwiefern das Stück für ihre eigene Arbeit oder für die Entwicklung der Radiokunst von Bedeutung war und ist.
Der in Belgrad und Rovinj lebende Künstler Arsenije Jovanovic hat sich bei seiner Wahl weniger von ästhetischen, historischen oder theoretischen Aspekten leiten lassen, als vom Zufall.

„Ich habe einige Stücke im Kunstradio-Archiv durchgehört, und bei einer Sendung aus dem Jänner 2009 hielt ich inne. Es war Andrew Gartons Stück ‚Sensorium re-connected‘ – das ist, was ich für die heutige Sendung vorschlagen möchte. Die Wahl ist eine intuitive, ebenso wie meine Route durch den Kunstradio-Bestand von Zufällen geleitet war.
In genau jenem Moment hat mir das das Stück von Garton gut gefallen, aber wenn ich mich länger durchs Archiv durchhören würde, dann würde ich wohl ebenso an einer anderen Produktion Gefallen finden.
Das ist vergleichbar mit Schuhe einkaufen: Man geht in viele Geschäfte, probiert unterschiedliche Modelle an, Turnschuhe oder Schlüpfer, und sobald man vom Shopping erschöpft ist, lockert man die Kriterien. Man kauft ein Paar Mokassins oder Laufschuhe, vielleicht nicht das beste Paar Schuhe der Stadt, aber sie sind bequem und man ist zufrieden.“

Andrew Garton lebt in Melbourne in Australien. Er ist Komponist, Produzent, Medienkünstler, Kurator, Internetaktivist und Fernsehmacher – ein roter Faden bei all diesen Tätigkeiten ist das Anliegen, kulturelle Vielfalt zu wahren, Diversität zu leben und freien Informationsaustausch zu fördern, sagt er. 2005 kuratierte er für das Kunstradio die Radiokunst-Reihe „Frequency Post“. Es ging in der Serie um die umkämpften Radiofrequenzen und deren Bedeutung für den Organismus der Gesellschaft und des Staatsapparats.
Schon zuvor war er an einigen großen Kunstradio-Projekten beteiligt, als ein australischer Knotenpunkt in einem internationalen Kunst-Netzwerk. Dazu gehören „Re-cycling the future“  (1997), „..devolve into..“ (2002), „MerzMuseum / Schwittradio“ (1999) und zuvor „Sounddrifting“. Das war eine mehrtägige on line - on air - on site Soundinstallation, die das Kunstradio gemeinsam mit Kunstorganisationen, Künstlerinnen und Künstlern in Kanada, Australien, Deutschland, Serbien und Großbritannien veranstaltete. Rahmen war das Ars Electronica Festival in Linz 1999, wo insgesamt 16 Sub-Projekte zusammengeführt wurden. In Melbourne hatte Andrew Garton gemeinsam mit seiner Web-Produktionsgruppe Toy Satellite die Installation „Tat Fat Size Temple“ vorbereitet. Sie bestand aus Sounds und Bildern, die über eine Website zugänglich waren, und aus einer Medieninstallation. Das Ausgangsmaterial waren auditive und visuelle Aufnahmen, die Garton in der malaysischen Region Sarawak gemacht hatte. Webstreams anderer Sound Drifting Teilnehmer wurden ebenso eingemischt.

Das Stück, dem der Hauptteil der heutigen Kunstradio-Ausgabe gewidmet ist, ist jene Arbeit, die zuletzt von Andrew Garton im Kunstradio zu hören war, und zwar am 11. Jänner 2009. „Sensorium re-connected“ nimmt Bezug auf eine frühere Zusammenarbeit von Andrew Garton mit dem australischen Künstler Stelarc, der sich in Performances und Interfaces mit dem Verhältnis von Mensch und Maschine, von Körper und Technologie befasst. Bekannt ist Stelarc für seine Aufhängeaktionen oder für den Versuch, sich ein drittes Ohr am Arm wachsen zu lassen, eine weiche Prothese aus menschlichen Zellen. Aus Soundsamples von Stelarc-Performances ließ Andrew Garton 1997 die generative Komposition „Sensorium Connect“ entstehen. Im Rahmen der Radiokunst-Sendung „Listening Room“ des australischen Rundfunks, wurde „Sensorium Connect“ speziell fürs Internet produziert und über einen Zeitraum von sechs Wochen gestreamt. 2005 hat Garton mit „Sensorium Re-Connected“ eine gänzlich neue Version gemacht, sie ist für ihn sowohl Komposition als auch Prozess. Der virtuelle, sich unablässig generierende Raum des Internets wird zum Musikinstrument.



[TOP]



PROGRAM
CALENDAR