Sonntag, 15. April 2012, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST





“Radio Cona präsentiert: Radio Arts Space”


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“Radio Arts Space” war ein Radiokunst-Projekt des slowenischen Radio Cona, das 2011 on air auf der FM-Frequenz 88.8 Ljubljana, im Internet auf dem RadioCona-Stream und on site in der ŠKUC Galerie in Ljubljana stattgefunden hat. „Radio Arts Space“ verwendete den Radioraum als Ort der Produktion und der Distribution von Kunst, wie eine der Veranstalterinnen, Irena Pivka, erklärt: „Wir verstehen den FM-Raum als Ort der Kunst – dieser Ansatz unterscheidet sich von der gängigen und allgemein akzeptierten Meinung, dass Radio ein Medium im Sinne eines PR-Tools ist.“

Die Ausstellung diente auch als Austragungsort von Diskussionen, künstlerischer Recherche, dem Austausch von akustischer Kunst und von Live-Performances. 42 Künstlerinnen und Künstler aus 22 Ländern waren beteiligt – teilweise hatten sie sich auf einen Open call hin gemeldet, teilweise wurden sie von verschiedenen Kuratoren eingeladen. Aus den über 20 Stunden Audiomaterial, das bei „Radio Arts Space“ zustande kam und präsentiert wurde, haben die Veranstalter fürs Kunstradio eine repräsentative Auswahl getroffen. Diese wurde erleichtert durch die Entscheidung, nur kurze Stücke zu nehmen, erzählt Brane Zorman von Cona. Ein weiteres Kriterium war der Bezug zu Raum und Wahrnehmung der Radiokunst-Stücke: „Die Stücke veranschaulichen diverse Zugänge zu radiophoner Wahrnehmung und Distribution, und sie beschäftigen sich mit Räumlichkeit und Distanz.“



1) Automating: “DePreston-Dedicated to Ambulance Victoria” (2010)

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“Ich kam im Rahmen meines Sound Art Studiums in Australien nach Deutschland, wo es 'Neue Musik' heißt. Rasch wurde mir klar, dass der Deutsch-Crash-Kurs vergebens war, und dass auch im Studium viel weniger Englisch gesprochen wurde als ich erwartet hatte. Zusätzlich zur Schwierigkeit der grundliegenden Kommunikation stellte sich heraus, dass ich der einzige Student war, der der musikalischen Notation nicht mächtig war. Heimweh stellte weniger ein Problem dar, als die fehlende Anbindung an Gesellschaft.
Zu Ostern, während ich Radio hörte, stieß ich auf eine Notruf-Website aus Melbourne, die Serviceauskünfte streamte – ein unerwarteter Gruß aus der Heimat! Bei mir in Hannover war es ein sonniger Frühlingstag, während es in Melbourne mitten in der Nacht war. Drogentote, Gewaltverbrechen, Wirtshausschlägereien, alles detailliert ausgeführt in einem mit nahen Akzent. Dieses Material habe ich kontrastiert mit Material von deutschem Amateur- und Profi-Radio aus analogen und digitalen Übertragungen. Vielleicht kann der Kulturschock, den ich erlebte, nachempfunden werden.“
(Automating)


2) Henry Gwiazda: “Claudia and Paul 2:13 a. m. audio version” (2008)

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Claudia and Paul 2:13 a. m. audio version“ ist die Audioversion einer Medienkunst-Installation mit dem gleichen Titel. Ich wollte die Auswirkungen der Übersetzung einer audiovisuellen Arbeit in eine rein akustische Version feststellen. Neben Sounds wurde auch ein Erzähler zugefügt. Ein Mann schaut aus seinem Fenster, er beobachtet sehend und hörend die Choreographie des Verkehrs auf der Straßenkreuzung unter ihm...
Meine Arbeit handelt von der Choreographie der Wirklichkeit. Alles bewegt sich und ist miteinander verbunden, wodurch Schönheit entsteht. Jede kleine, choreographierte Szene kann für sich selbst bewundert werden, aber bei wiederholter Beobachtung nimmt sie eine andere Bedeutung an. Sie wird zur Metapher für unser Leben, unsere Träume und für uns selbst.“
(Henry Gwiazda)


3) Emiliano Zelada: “The solemn geographies of our limits” (2011)

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„Das Stück handelt von Sprache, ihren geographischen Implikationen und den Auswirkungen auf die Kommunikation. Zu hören sind Wölfe zweier unterschiedlicher Rudel, eines in Nordamerika und eines auf der Arabischen Halbinsel. Unabhängig vom Kontinent, sind die Geräusche aller Wolfsarten sehr ähnlich. Arabische oder amerikanische Wölfe übers Radio in Europa hörbar zu machen, bedeutet – aus menschlicher Sicht – sie an einen fremden Ort zu versetzen. Da für die Wölfe überall die gleichen Kommunkationsparameter gelten, werden dadurch geopolitische Grenzen außer Kraft gesetzt.“
(Emiliano Zelada)


4) Tom Bogaert: “Black Noise (Black Panel)” (2008)

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„'Black Noise' ist der Soundtrack zu einem Völkermord. Schwarze Lakritze-Mäuse bedecken einen Tisch. Die über ihre Rücken holpernde Nadel erzeugt ein rhythmisches Klopfen, das schaurig an Maschinengewehrsalven und an Trommeln erinnert.
Beim Völkermord in Ruanda 1994 wurden im Unterhaltungsprogramm des Hassradiosenders 'Radio Télévision Libre des Mille Collines' (RTLM) die Mörder zur Gewalt aufgerufen. Über eingängige Popsongs wurden vom Star-DJ Totenzahlen wie Sportergebnisse hinausgeplärrt.
Das Stück 'Black Noise' untersucht, wie eine Radiofrequenz zum Kanal für kristallisierten Hass werden konnte. Der Titel 'Black Noise' ist auch eine Anspielung auf den technischen Ausdruck für vollkommene Stille.“
(Tom Bogaert)


5) Jeff Gburek: “Astral weeds 1”

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„Das Radiostück verwendet Zwischen-Räume von Kurz-, Mittel- und FM-Radio. Live aufgenommen, ist das Stück eine Verschmelzung zwischen dem Akt der Feldaufnahme und dem Umfeld von Radioübertragungen. Der Fokus liegt auf unbestimmten Momenten des Übergangs und der Überlagerung, die die Dichte der radiophonen Atmosphäre offenbaren. Diese ist voll mit Daten, die oft nicht als Information, sondern als Lärm oder Rauschen wahrgenommen werden.“
(Jeff Gburek)


6) Luke Munn: “Dead Air” (2011)

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„'Dead Air' ist eine dreiminütige Radioarbeit, die aus Schwellenmomenten besteht, aus Stille, Einatmen, Stotern, Schnitten in der Übertragung und anderen „nicht-Sounds“ aus dem staatlichen Hörfunk von Neuseeland. Diese flüchtigen Momente und ungewollten Pausen wurden auseinandergerissen und zusammengeschnürt. Das Stück verweist auf subversive Weise auf die Programmierung des traditionellen Radios als dichter und konstanter Sprachfluss."
(Luke Munn)


7) Ingo Gerken & Matthias Meyer: “The Invention Of Gravity” (2008)

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„'The Invention of Gravity/The Gravity of Invention' ist eine Aufnahme auf einer 7-inch Vinylplatte mit zwei stummen Selbstportraits von Matthias Meyer und Ingo Gerken, die weniger als nichts machen. Meyer und Gerken halten ihren Atem lang, und zwar so lange es geht. Die Tonspur bleibt fast still, doch die Verweigerung des lebensnotwendigen Atmens erzeugt eine sich steigernde Anspannung. Die Abwesenheit eines Geräusches kommt der Anwesenheit der um Luft ringenden Künstler gleich. Das Stück ist ein minimalistisches Statement des Widerstands.“
(Ingo Gerken & Matthias Meyer)


8) Kabir Carter: “Fill” (2011)

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9) The Propagations: “The Bangalore Blowtorch” (2011)

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„'The Bangalore Blowtorch' besteht aus drei Kennmelodien aus dem Kurzwellen-Spektrum, durch ionosphärische Übertragung verzerrte Musik in der Entfernung, Datenimpulse und natürlich auftretende Geräusche, die von The Propagations (David Goren und Ned Sublette) live bearbeitet wurden. Die Aufnahme entstand bei einer Performance im Tuning Lab in Flatbush, Brooklyn, im Februar 2007 und wurde von David Goren im August 2011 abgemischt.

Link:
  http://www.radiocona.si/

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