Sonntag, 29. Jänner 2012, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST





Aus dem Archiv – Teil 2: 

“Landscape soundings”

von Bill Fontana

ausgewählt von Hank Bull


A COPY OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"
Ein Projekt des Soundkünstlers Bill Fontana, dass das Kunstradio 1990 gemeinsam mit den Wiener Festwochen durchgeführt hat, ist vielen Wienerinnen und Wienern, aber auch Radiohörern andernorts, gut in Erinnerung geblieben: „Landscape Soundings“. Die Klanglandschaft der Stopfenreuther Au nördlich von Hainburg wurde live übertragen – einerseits in zeitweisen Schaltungen in den Radios des Österreichischen Rundfunks, wo im regulären Programm immer wieder das Vogelzwitschern, das Rauschen der Bäume und das Quaken der Frösche ertönte, und andererseits waren die Naturgeräusche über auf dem Maria-Theresienplatz in Wien verteilte Lautsprecher zu hören. Das aufwändige und viel beachtete Projekt wurde 1990 beim Radiopreis Prix Italia mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet.

Kunstradio-Radiokunst gibt es seit 25 Jahren. Wir begehen das Jubiläum mit einer Reihe von Sendungen, die aus dem umfassenden Kunstradio-Archiv zusammengestellt werden. Und zwar mithilfe von Künstlerinnen und Künstlern, die wir eingeladen haben, jeweils eine Radiokunst-Produktion auszusuchen, die ihnen besonders wichtig ist. Der Künstler, der sich für Bill Fontanas „Landscape soundings“ entschieden hat, heißt Hank Bull. Gemeinsam mit Patrick Ready hat der kanadische Künstler selbst mehrere Jahre lang eine wöchentliche Radiokunst-Sendung gestaltet. Die legendäre HP radio show lief von 1976 bis 1984 auf dem kanadischen Campussender CFRO FM in Vancouver. Die ausdrückliche Absicht von Bull und Ready war, die Institution Radio zum Ort von Kunst zu machen, also im öffentlichen Raum Radio Kunst für alle.

Auch Bill Fontana arbeitet mit Sound als skulpturalem Medium, oft im öffentlichen Raum. In einem Interview, das wir 2007 mit Bill Fontana geführt haben, führt er sein Interesse an Sound und Radio aus: die Abwesenheit des Künstlers vom Ort, in dem die Kunst stattfindet.


Die Abwesenheit des Künstlers in einer bestimmten Klangsituation spielte auch bei “Landscape soundings” eine Rolle. Denn wie Bill Fontana im Zuge seiner langjährigen Arbeit mit Sound, und besonders bei der Vorbereitungen zu „Landscape soundings“, feststellte: Natur klingt anders, wenn ein Mensch anwesend ist. Für die Übertragung der Geräusche verbrachte er tagelang in den Donau-Auen, um geeignete Orte für Mikrophone zu finden und Testaufnahmen zu machen. Die akustische Überwachung, die Bill Fontana im Wald durchführte, ist freilich mit der Überwachung Räumen, in denen sich Menschen aufhalten, nicht vergleichbar, so der amerikanische Künstler.

Übertragen wurden die Au-Geräusche zwei Wochen lang, 24 Stunden pro Tag und in Echtzeit auf dem Maria-Theresienplatz in Wien, zwischen dem Kunsthistorischen und Naturhistorischen Museum, wo sich viele Menschen aufhielten, um die in die Stadt versetzte Klanglandschaft des Urwalds zu hören. Zugleich gab es aber auch Live-Schaltungen in den Radios des ORF.

Hank Bull begeistert sich vor allem für den Live-Aspekt von „Landscape Soundings“, denn die Unmittelbarkeit von Live-Radio ist für ihn der faszinierendste Aspekt des Radiomachens, sagt der Künstler Hank Bull. Die Bedeutung des Begriffs „live“ ist – mit dem Aufkommen neuer Technologien wie Webstreams – etwas ungenau geworden, meint Hank Bull, und dürfe nicht verklärt werden. Sogenannte Live-Übertragungen im Internet sind eigentlich ein paar Sekunden verzögert. Er warnt außerdem davor, die Präsenz der Radiostimme, die ins Mikrophon spricht und zur gleichen Zeit an weit entfernte Orten gehört wird, zu mystifizieren.

Links:
http://www.kunstradio.at/FONTANA/LS/index.html
http://www.resoundings.org/

http://www.kunstradio.at/1990A/17_5_90.html




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