Sonntag, 15. Dezember 2013, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST




„7 Tage und 7 Nächte Odessa“

von Elisabeth Schimana


Live aus dem ORF Funkhaus in Wien

soundPLAY


A COPY OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


Die österreichische Musikerin und Komponistin Elisabeth Schimana hat sich vom 22. bis 28. April 2012 zu unterschiedlichen Tageszeiten auf die Potemkinsche Treppe gesetzt, die wegen Sergei Eisensteins Film "Panzerkreuzer Potemkin" wohl berühmtesten Treppe der Welt, das Meer beobachtet, sowie Streifzüge durch die Straßen von Odessa unternommen. Die dabei entstandenen Aufnahmen dienen als Grundlage und Ausgangsmaterial für ihren Radiomix, den sie live im Kunstradio macht.



„Und jeden Tag sitzen, auf DER Stiege – immer Schritte, immer Füße.
Und jede Nacht aus dem Hotelzimmerfenster schauen -Stimmen, Vögel, Musiken
Und manchmal durch die Straßen schlendern oder am Meer entlang wandern.“



Ein akustisches Tagebuch

Und jeden Tag sitzen, auf DER Stiege - immer Schritte, immer Füße.
Und jede Nacht aus dem Hotelzimmerfenster schaun - Stimmen, Vögel, Musiken
Und manchmal durch die Straßen schlendern oder am Meer entlang wandern.

DER = Potemkinsche Treppe in Odessa

Alle Klangmaterialien aufgenommen von Elisabeth Schimana vom 22 04 2012 bis 28 04 2012
Technik: Fritz Trondl
Sprecherin: Anna Soucek

Idee

Die zu Grunde liegende Idee war, sich an 7 Tagen auf die Potemkinsche Treppe in Odessa zu setzen und Klang aufzunehmen.

Umsetzung - Materialgenerierung

Material I Stiege
Bei meiner ersten Aufnahme am 22. 4. 2012 wurde mir klar, dass das Material im Wesentlichen von den Klängen der am Ende der Treppe vorbeigehenden stark befahrenen Straße bestimmt sein wird. Ich habe mich daher entschlossen, nicht nur zu unterschiedlichen Zeiten, sondern auch an unterschiedlichen Orten auf der Treppe mein Aufnahmegerät zu platzieren.

Material II Hotelfenster
Das Zimmer im Hotel in dem ich untergebracht war schaute auf den Beginn der Fußgängerzone von Odessa und einen Park mit Pavillon. Ich entschied mich auch hier vom Fenster aus fast nächtlich aufzunehmen.

Material III Stadt
Ich unternahm Streifzüge durch die Stadt, zu Fuß und mit der Straßenbahn. Ich setzte mich in einen Klosterhof, passierte eine Vogelfrau mit Kücken in Schachteln am Straßenrand, fuhr mit der Straßenbahn und schlenderte durch Einkaufspassagen.

Material IV Meer und Hafen
Ich unternahm Wanderungen am Meer entlang. Dabei kommt man an einen Punkt an dem man den Frachthafen von Odessa von oben sieht und hört. Eine ganz andere Stelle am Meer fand ich gegenüber der Potemkinschen Treppe, an welcher Segelboote und Personenschiffe anlegen.

Materialbehandlung

Alle Materialien wurden nach Datum, und die Aufnahmen auf der Treppe und aus dem Hotelzimmerfenster auch nach Uhrzeit, benannt. Material muss abliegen, wie ein gutes Steak, bei mir meistens etwa ein Jahr.

Alle Materialien wurden auf Brauchbarkeit gehört und grob geschnitten. Dabei ergab sich klanglich klar die Schritte auf der Treppe mittels Filtern herauszuarbeiten. Alle anderen Materialien sind kaum bearbeitet, sozusagen nur leicht geputzt und fein geschnitten. Es ist mir sehr wichtig bei field recordings das Material so zu belassen wie es das Mikrofon gehört hat. Ich bin an komplizierten elektroakustischen Materialbearbeitungen nicht interessiert.

Struktur

Diese ergab sich klar aus der Idee und dem Material.

*
Samstag 21. April 2012
Auf der Treppe sitzen 9h
durch die Straßen schlendern

Sonntag 22. April 2012
Aus dem Fenster hören 17h

Montag 23. April 2012
Auf der Treppe sitzen 21h
durch die Straßen schlendern

Dienstag 24. April 2012
Auf der Treppe sitzen 13h
durch die Straßen schlendern – auf das Meer hören

Mittwoch 25., April 2012
Auf der Treppe sitzen 18h
aus dem Fenster hören 5h
durch die Straßen schlendern – den Hafen hören – auf das Meer hören

Donnerstag 26. April 2012
Auf der Treppe sitzen 9h
durch die Straßen schlendern – den Hafen hören

Freitag 27. April 2012
Unter der Treppe sitzen 17h
aus dem Fenster hören 10h
durch die Straßen schlendern – auf das Meer hören

* Dieser Text wird beim live Mix von einer Sprecherin gelesen

Radio live Mix

Warum also kein fertiges Stück produzieren, ins Studio gehen und während der Sendung mischen?

1. Weil es spannend ist und sich aus dieser Spannung eine für diesen Sendemoment emotional richtige Empfindlichkeit ergibt.

2. Weil ich diesen unbestimmbaren Hörraum und das nicht zu fassende Publikum für das ich spiele liebe.

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