Sonntag, 23. November 2014, 23:03 - 23:59, Ö1

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KUNSTRADIO - RADIOKUNST


 

  Kunst Felder. Wilde Ontologien im Dienst der Aktivierung der Geschichte“, Teil 1


1) “Kunst Felder” 

von Armin Medosch

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2) “Nervous Field” 

von Karl Heinz Jeron

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3) “We Take Nothing For Granted – On the Building of an Alert and Knowledgeable Citizenry” 

von Matthew Biederman, Marko Peljhan, Brian Springer & Aljosa Abrahamsberg

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Die Ausstellung „Field/Lauki“ (15.05. bis 03.08.2014 im Arsenals, Riga) gemeinsam kuratiert von Rasa Smite, Raitis Smits und Armin Medosch, stellte die folgende Frage: „Welche transdisziplinären Kreuzungen verschiedener Felder haben das größte Potenzial zu nachhaltigen und wünschenswerten gesellschaftlichen Veränderungen zu führen?“

Gezeigt wurden an die vierzig Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, aber mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa, deren Arbeiten sich entweder kritisch mit Wissensproduktion beschäftigen, oder konstruktive Modelle für neue Verbindungen sozialer, künstlerischer, technischer und wissenschaftlicher Felder vorschlagen. Dabei handelte es sich häufig um Assemblagen bestehend aus Objekten, immateriellen Gütern (Wissen, Ideen, Prozesse, Algorithmen) und Beteiligungsmöglichkeiten. Die Formen der Beteiligung lassen den Kanon der interaktiven Kunst hinter sich und ermöglichen ganz neue Handlungsfelder und Optionen, die als modellhafte Keime zukünftiger Entwicklungen gelten können. Im Hintergrund steht dabei ein erkenntnistheoretischer Paradigmenwandel: die Abkehr von den bipolaren Gegensatzpaaren der traditionellen europäischen Philosophie und Hinwendung zu Feldtheorien der verschiedensten Arten, bei denen Wechselwirkungen, und An- und Abstoßungen im Vordergrund stehen.

Für das Kunstradio hat Armin Medosch nun erneut einen Querschnitt durch die Ausstellung Fields gezogen und als Gastkurator sechs Arbeiten initiiert, die einen Bezug zur Radiokunst aufweisen. Bei einem Teil dieser Arbeiten steht ein neuer Bezug zur Natur im Vordergrund. Die marxistisch inspirierte kritische Theorie der Frankfurter Schule, darunter insbesondere Herbert Marcuse, hat die Natur-Konstruktion der westlichen Wissenschaft in Frage gestellt, welche die Natur als leblose Materie behandelt. Was jedoch würde geschehen, wenn die Natur-Kultur-Schranke überwunden und die Natur dazu gebracht werden könnte, zu uns zu sprechen? Die vorgestellten Arbeiten thematisieren diese Schnittstelle durch innovative Methoden und Ansätze, die sich klar von der landläufigen Kunst-und-Wissenschaftspraxis unterscheiden, indem ein kritischer zeitgenössischer Ansatz im Vordergrund steht. Ein anderer Teil der Arbeiten geht von vorneherein stärker von sozialen Feldern aus und thematisiert zum Beispiel urbane Entwicklungen aus der Perspektive redundanter Kanalsysteme oder geht der Frage nach, was es braucht, damit sich  im Zeitalter globaler Überwachung mündige Bürgerinnen und Bürgerentwickeln können.

http://rixc.org/fields/

1) “Kunst Felder” von Armin Medosch

Bei der Radiokunstarbeit von Armin Medosch handelt es sich um einen radiophonen Kunstessay – eine philosophische Lecture Performance mit radiokünstlerischen Mitteln. Im Zentrum steht das „befreite Wort“, das zwischen semantischen und konkreten Inhalten wechselt; das heißt also zwischen Textteilen, in denen die Thematik von Fields kunsttheoretisch-philosophisch kontextualisiert wird, und Passagen, die sich an Methoden der konkreten Poesie anlehnend, einer künstlerisch-performativen Sprachbehandlung bedienen, wobei auch Mittel der technischen Verfremdung und Erweiterungen des natürlichen Sprach-Repertoires zur Anwendung kommen, ebenso wie Umweltgeräusche, Mediensamples und Materialien aus den Arbeiten der vorgestellten Künstler und Künstlerinnen. Die Problematik, die sich dabei stellt, ist folgende: Zum einen beruht das gesamte Projekt „Fields“ auf einer Setzung; es wird davon ausgegangen, dass wünschenswerte gesellschaftliche Veränderungen von transdiszipinären neuen Verbindungen ausgelöst werden. Zugleich ist diese Durchkreuzung der Felder ein viel größeres Problem als angenommen wird. Welche Widerstände gibt es, gesellschaftlich und institutionell, gegen die Produktion neuer hybrider Wissensgebilde? Wie können mit den Mitteln des Radios transdisziplinäre Kreuzungen von Feldern real erzeugt und nicht nur illustriert werden? Der radiophone Essay „Kunst Felder“ verlagert diese Thematik auf die Ebene der Begrifflichkeit und der Kategorisierung. Anstatt herkömmlicher, hierarchischer Kategoriensysteme sollen neue, wilde Ontologien geschaffen werden.

2) “Nervöses Feld” von Karl Heinz Jeron

„Nervöses Feld“ verwendet elektrische Feldmessung zur Klangerzeugung. Als Mittel zur Messwerterfassung erzählt uns der elektrische Feld-Sensor etwas über eine seltsame und unsichtbare physischen Welt. Nervöses Feld verwendet elektrische Feld Sonifikation als physikalischen Kanal und Inferenz-Framework.



Die gemessenen Feldstärken wirken sich direkt auf den Ton, die Klangfarbe und die Lautstärke aus. So entsteht mit einfachen Mitteln ein improvisiertes Musikstück. Die Tonaufnahme der Installation wird durch eine Live (Skype) - Schaltung zu ausgewählten Musiker*innen ergänzt.
Diese erhalten im Vorfeld ein kleines Gerät zur Feldstärkenmessung und Tonerzeugung. Während der Sendung werden diese Sounds live zur ursprünglichen Aufnahme dazu gemischt.



Karl Heinz Jeron wurde 1962 in Memmingen, Deutschland geboren, er lebt und arbeitet in Berlin. Seit 1999 bin ich Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Berlin. Von 2000 bis 2006 war ich Dozent an der Universität der Künste Berlin. Seit 2004 bin ich Mitglied im Deutscher Künstlerbund. Meine Arbeiten wurden unter anderem im ZKM Karlsruhe, auf der Ars Electronica Linz, der Documenta X, am ICA London, dem Walker Art Museum Minneapolis, der Berlinischen Galerie Berlin und dem Museum of Modern Art San Francisco gezeigt.

http://rixc.org/fields/en/exhibition/4/Karl_Heinz_Jeron/

3) “We Should Take Nothing for Granted! Listening Conditions for an Alert and Knowledgeable Citizenry”
von Matthew Biederman, Marko Peljhan, Brian Springer & Aljosa Abrahamsberg





http://rixc.org/fields/en/exhibition/4/Marko_Peljhan_Matthew/
 
Link:
[http://www.thenextlayer.org|The Next Layer – Art Technology and Social Change]
Teil 2


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