Sonntag, 28. Dezember 2014, 23:03 - 23:59, Ö1
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KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Literatur als Radiokunst (kuratiert von Christiane Zintzen)

1) Petra Ganglbauer:
"Was wir hören ist was wir vergessen"


2) Johannes Tröndle:
"grimms gegen duden"


in 5.1 Dolby Surround via OE1DD 

Mit der Autorin Petra Ganglbauer ist eine erfahrene Radiokünstlerin am Wort, die allerdings in ihrem Stück "Was wir hören ist was wir vergessen" erstmals ausschliesslich mit dem Klangmaterial der eigenen Stimme arbeitet. In akustischer Staffelung von Texten verwandelt sie deren Flächigkeit in Räume und durchbricht durch Überlagerungen die Linearität sprachlicher Kommunikation. Im Zeit-Räumlichen werden polyloge Komplexe von Gewalt erkennbar.

Ein listiges Spiel um Definition und Normierung zettelt Johannes Tröndle  an: Wie bereits der Titel "grimms gegen duden" andeutet, handelt es sich um einen szenischen Vergleich zwischen dem worthistorisch dokumentierenden Wörterbuch der Gebrüder Grimm und dem definitorisch normierenden Ansatz des "Duden". In witziger Adaptierung von Stilmitteln der Inszenierung von sportiven Wettbewerben schickt Tröndle die Kompendien zu Stimmsprints auf die akustische Aschenbahn. Die Lust am Wort-Wörtlichen tritt bei diesem Match ebenso hervor wie die Kritik am Konzept verbaler "Effizienz". 

Hinweis:

Die vier "Literatur als Radiokunst"-Produktionen des Jahres 2014 werden am Donnerstag, den 5. Februar im "Literarischen Quartier Alte Schmiede" präsentiert: In Anwesenheit der Autorinnen und Autoren

[http://www.zintzen.org|Christiane Zintzen]


A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


Petra Ganglbauer:

"Was wir hören ist was wir vergessen"

14:38
Text und Stimme: Petra Ganglbauer
Ton und Technik: Robert Pavlecka
 


Zur Produktion

Das  Audiostück "Was wir hören ist was wir vergessen" setzt sich mit multidimensionalen Wahrnehmungsprozessen auseinander. Die Aufmerksamkeit flaniert, schweift ab. Informationen potenzieren sich, schaukeln sich gegenseitig auf,  interferieren,  prasseln aufeinander ein.

Der Titel des Stücks verweist auf Selektionsprozesse; "vergessen" steht für die Radikalität des "Löschens" der Information im Augenblick des Hörens im Fall völliger Überreizung.
Inhaltlich bewegt sich das Hörstück im Kontext der  Medien- und Informationsgesellschaft mit ihren manipulativen Qualitäten,  Schablonensprache, Bilderflut; das Gehörte setzt Bilder frei,  Bilder, die entweder nachhaltig wirken oder im Augenblick ihres  Entstehens bewusst zensuriert werden und für deren Umsetzung sich verschiedene Sprachebenen und Stimmführungen anbieten.

(Petra Ganglbauer)

Johannes Tröndle:

"grimms gegen duden"

16:39
Text und Stimme: Johannes Tröndle
Ton und Technik: Martin Leitner


Zur Produktion

"grimms gegen duden" entstand im Zuge einer schon länger währenden Beschäftigung mit Wörterbüchern, Tausendbüchern, Allesbüchern, bei denen mich nun insbesondere deren listenhafter Charakter interessierte, die den Stichwortlisten eingeschriebene Ambivalenz von alphabetischer Ordnung und semantischem Chaos zu Nachforschung und Spielereien reizte.

Zum Zug kamen letztlich (und deshalb titelgebend) das große "Deutsche Wörterbuch" der Brüder Grimm sowie Dudens "Die deutsche Rechtschreibung", letztere stark unterstützt von einem "Dudens Grundschulwörterbuch" geheißenen Werk. Resultat: 3 Lexikographen und 3 Wörterbücher auf ironisch-spielerisch-sportliche Weise einander gegenübergestellt; und zwar nicht von mir selbst, sondern inszeniert mittels der Figur eines Moderators, der im Verlauf des Hörstücks gewisse Wandlungen durchläuft.

Als Ansonsten-Hörspielmacher-in-Eigenregie kam ich aus Gewohnheitsgründen nicht umhin, mir schon vor Produktionstermin eine akustische Test-Version des Stücks herzustellen. Diese transkribierte ich und formte sie zu einer achtteiligen Partitur, diese in Händen kam ich ins Studio. Die drei Produktionstage mit Martin Leitner gestalteten sich erfreulich kurzweilig, verliefen zügig. Wie - durch welche Mittel stimmlicher und/oder technischer Art - lassen sich die verschiedenen Einzelstimmen voneinander unterscheiden? - Vor allem im Schnitt gesellten sich den Planmäßigkeiten meiner Partitur gelegentlich Zufälligkeiten bei, die sehr effektvoll klangen und einvernehmlich beibehalten wurden.

(Johannes Tröndle)

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