Sonntag, 1. November 2015, 23:03 - 23:59, Ö1

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KUNSTRADIO - RADIOKUNST



In Memoriam ROBERT ADRIAN (1935 – 2015)
Live aus dem ORF Funkhaus in Wien

sound PLAY


Robert Adrian, der als einer der Pioniere der frühen Telekommunikationskunst gilt, ist am Montag dem 7. September 2015 im 81. Lebensjahr verstorben.

„Ich bin an die elektronischen Netze als bildender Künstler herangegangen“.

Robert Adrian, dessen Kunst und Denken stets jünger wirkte, als es das Geburtsdatum des Künstlers (22.2.1935, Toronto) vermuten liess, wird heute zu den Pionieren einer Telekommunikationskunst gezählt, die gegen Ende der 70er Jahre begonnen hat, die Auswirkungen elektronischer Netzwerke auf Gesellschaft, Kultur und Kunst mit künstlerischen Mitteln zu untersuchen. Dabei stand von Anfang an, der Zugang für jedermann zu diesen neuen Technologien im Mittelpunkt.

Robert Adrian lebte seit 1972 in Wien. Er hatte bald erste kleinere Ausstellungen in Wien und wurde 1976 in der Innsbrucker Taxisgalerie von Peter Weirmaier und danach in der Wiener Galerie nächst St. Stephan als Vertreter einer konzeptuell-analytischen Malerei vorgestellt. 1980, bei der ersten Aperto Ausstellung der Biennale von Venedig war Robert Adrian mit seinen „24 Jobs“ vertreten. Diese kleinen bunten, heute in der Sammlung des MUMOK befindlichen, Selbstporträts aus der vor allem von Kindern verwendeten Knetmasse Fimo zeigen den Künstler bei der Ausübung seiner bis dahin 24 Brotberufe. Die „24 Jobs“ und eine Reihe weiterer meist installativer Arbeiten, u.a. mit Papiermodellen von Kriegsflugzeugen, führten dazu, dass Robert Adrian eine Zeitlang der sog. „Neuen Skulptur“ zugeordnet wurde. Die meist wenig dauerhaften Zuordnungen seiner Arbeiten zu aktuellen Trends bzw. zu den einander eine Zeitlang nicht gerade freundlich gegenüberstehenden Lager einer radikalen objektlosen Medienkunst und ausstellbaren Werken verdeckte die Tatsache, dass die Grundanliegen des bildenden Künstlers Robert Adrian sich durch alle Facetten seiner Arbeit ziehen, ob es sich um Malerei, skulpturale Installationen (unter ihnen auch Soundinstallationen), Arbeiten im öffentlichen Raum, in den Überwachungssystemen von U-Bahn und Verkehrspolizei oder um Projekte im immateriellen Raum alter und neuer Kommunikationstechnologien, darunter auch des Radios handelt. Immer geht es ihm um Aspekte der Rolle von Kunst und KünstlerInnen, von Kultur und Kulturpolitik in einer sich an der Schnittstelle von der Industrie- zur Informationsgesellschaft radikal verändernden Gesellschaft.

Und so ist er nicht nur durch die von ihm initiierten internationalen Telekommunikations-Projekte wie z.B. „Die Welt in 24 Stunden“, 1982, oder „WIENCOUVER IV“, 1983, durch die zumindest auf einer ersten Ebene leichte Zugänglichkeit seiner aus „armen Materialien“ entstandenen Bilder/Skulpturen sondern vor allem auch durch seine Fähigkeit zu konstruktiver Zusammenarbeit und Diskussion in einer theoretisch fundierten Praxis für viele, vor allem jüngere KünstlerInnen zu einer wichtigen Bezugsperson geworden.

Die Retrospektive „Robert Adrian X“ in der Kunsthalle Wien (2001/2002) und ihr Katalog unternahmen den Versuch, die Vielseitigkeit dieses Künstlers zu erschließen. 2009 erhielt Adrian den renommierten Nam June Paik Art Center Preis. 2011 erhielt er den Österreichischen Kunstpreis in der Kategorie Video- und Medienkunst.

Mehr zu Robert Adrian und seinen Projekten: http://alien.mur.at/rax/

ROBERT ADRIAN UND DAS Ö1 KUNSTRADIO.

Der Titel des 1987 begründeten Ö1 KUNSTRADIO leitet sich aus dem von der Gruppe BLIX (Robert Adrian, Helmut Mark, Zelko Wiener) initiierten Projekt KUNSTFUNK ab. Dieses vernetzte Projekt hatte seine Wiener Basis in der Secession und entstand nicht nur aus der Zusammenarbeit mit internationalen KünstlerInnen, sondern auch mit Amateurfunkern, die ihren Satelliten Oskar 1 in das Netzwerk einbrachten.

Das Ö1 KUNSTRADIO konnte in den 90er Jahren nicht zuletzt durch die enge Zusammenarbeit mit KünstlerInnen, die an frühen Telekommunikationsprojekten beteiligt bzw von ihnen beeinflusst waren, international zu einer Neudefinition der Radiokunst beitragen und eine Reihe innovativer Projekte initiieren.

2015 - 20 Jahre KUNSTRADIO ON LINE

Im April 1995 ging die Homepage zu KUNSTRADIO on line. Die Künstlergruppe x-space aus Graz (Gerfried Stocker, Horst Hörtner, Martin Schitter) machte das zunächst mit einem selbstgebauten Server möglich, der wenig später von dem von Künstlern (Helmut Mark) betriebenen Provider thing.at abgelöst wurde, bei dem KUNSTRADIO ON LINE bis 2004 angesiedelt war. Robert Adrian entwarf 1995 die bis heute gültige Grundstruktur und das Design von KUNSTRADIO ON LINE. Bis 2000 leitete er unter großem persönlichen Einsatz das bis heute aus KünstlerInnen bestehende Team dieser Website. Schon bald wurde KUNSTRADIO ON LINE zur international reichhaltigsten und wichtigsten Radiokunst Homepage. http://kunstradio.at

An der Sendung beteiligt waren:

Mobile Radio – das sind Knut Aufermann und Sarah Washington aus Ürzig an der Mosel

Martin Breindl von alien.productions führte Telefonate mit:

· Hank Bull in Paris
· Barbara Edlinger in Graz
· Richard Kriesche ebenfalls in Graz
· Sam Auigner in Berlin

Weiters hören Sie Beiträge von Jon Rose, Arsenije Jovanovic, GX Jupiter Larssen, Anna Friz, Jose Iges, Scanner aka Robin Rimbaud, Sam Auinger und Bruce Odland, sowie Sounds aus Installationen und Radioarbeiten von Robert Adrian selbst.

Arrangiert und konzipiert wurde diese Hommage von alien.productions – das sind Andrea Sodomka, Norbert Math und Martin Breindl gemeinsam mit Rupert Huber.

Anna Friz
Arsenije Jovanvic
Sam Auinger & Bruce Odland
GX Jupiter Larsen
Jose Iges
Jon Rose
Scanner
Elisabeth Schimana
Secession Vienna

Links:
Robert Adrian Smith (1935-2015): The Artist and the Media Condition by Armin Medosch