Sonntag, 29. Mai 2016, 23:03 - 00:00, Ö1

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KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Photo: Robert Adrian



"Coreografie dell’ invisibile"
von Arsenije Jovanovic

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Das Kunstradio präsentiert die Radiouraufführung eines neuen Stückes von Arsenije Jovanovic. 1932 in Belgrad geboren, lebt er dort und in der istrischen Küstenstadt Rovinj. Jovanovic ist Hörspielautor, Theaterregisseur, Filmmusikkomponist und Radiokünstler – im Kunstradio wurden seine Arbeiten bereits oft präsentiert, 1993 etwa das Concerto Grosso Balcanico, oder 2005 die Cathedral’s Fall War Opera. Diese beiden Arbeiten haben sich mit dem Krieg am Balkan befasst. Die Radioarbeiten von Jovanovic wurden mit zahlreichen Preisen bedacht, und internationalen Erfolg hatte er auch als Komponist von Filmmusik für den Regisseur Terrence Malick.

Sein neues Stück fürs Ö1 Kunstradio ist eine feine, ruhige Komposition, ein abstraktes Stück, über das der Künstler uns nicht allzu viel verraten will. Er, als Autor, vertraue auf das Gehör und die Empfindungsgabe der Hörer und Hörerinnen – und die Rezeption des Stückes will er nicht durch irgendwelche zusätzlichen Informationen beeinflussen. Am liebsten hätte Jovanovic das Werk auch ohne Titel belassen, er hat sich schließlich aber doch zu einem Titel entschlossen, und dieser ist italienisch: Coreografie dell’invisibile, die Choreographie des Unsichtbaren.

“Was ich hoffe und erwarte, ist, dass selbst professionelle Sound-Leute nicht erkennen, was für Klänge ich als Ausgangsmaterial für das Stück genommen habe. Ein Kunstwerk ist nicht wie ein Wein, von dem man Ursprung, Alter und ähnliches wissen möchte. Und wenn man Musik hört, kann man ja auch nicht wie bei der Einnahme eines Medikaments erfahren, wie oft, wann und in welcher Dosis es einzunehmen ist. Ich glaube, ich benehme mich nicht wie ein Geizhals gegenüber meinen Hörern und Hörerinnen, wenn ich Informationen zurückhalte – im Gegenteil, wenn ein Hörer das Geheimnis meiner Arbeit entdeckt, seine Grundlage, dann beschenke ich den Hörer, indem ich seine freie Empfindungsgabe nicht durch Erklärungen störe. Freilich, das trifft auf jedes Kunstwerk zu, und es trifft auf jeden Fall auch auf Coreografie dell’invisibile zu.”
(Arsenije Jovanovic)