Sonntag, 12. März 2017, 23:03 - 00:00, Ö1

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KUNSTRADIO - RADIOKUNST




Kunstradiomix von Bunker Fairy Tales
und Morse Code Composition

von Cynthia Zaven





sound PLAY

Die libanesische Komponistin, Pianistin und Künstlerin Cynthia Zaven hat für das Ö1 Kunstradio und den Ö1 Schwerpunkt „Nebenan. Erkundungen in Europas Nachbarschaft: Libanon“ einen speziellen Radiomix aus ihren beiden Arbeiten Bunker Fairy Tale und Morse Code Composition zusammengestellt.



Beide Arbeiten sind von der Idee alternativer Kommunikationssysteme inspiriert: das eine basiert auf dem Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA), das das heute am weitesten verbreitete Lautschriftsystem ist, das andere auf den Morsezeichen. Beide Systeme wurden für den Kommunikationsraum Radio zusammengeführt.

Die verwendeten Zeichensysteme, die in Bunker Fairy Tales und Morse Code Composition vorkommen, dienen jeweils der Kommunikation über lange Distanzen hinweg. Sie benutzen universell allgemein gültige Codes in der Absicht jegliche Art von Missverständnissen zu vermeiden. Das Ziel ist Übersichtlichkeit in Chaos und Unsicherheit zu etablieren.

Diese beiden Stücke sind einerseits von „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll und den Kindergeschichten rund um Peter Pan entwickelt von James Matthew Barrie, anderseits von dem US-amerikanischen Schriftsteller William Faulkner beeinflusst, die sich mit einer bestimmten geographischen, moralischen und emotionalen Sphäre in Krisenzeiten auseinandersetzen. Sie sind übersetzt in diese allgemein bekannten Zeichen um die Sprache der internationalen Notsignale vorzugaukeln, die normalerweise nur dem Militär vorbehalten sind.

Bunker Fairy Tale ist ein imaginiertes Gespräch zwischen Alice im Wunderland und Peter Pan im Funkraum eines während des Kalten Krieges gebauten Bunkers in dem Alice sich nach dem Fall durch das Kaninchenloch wiederfindet:

Alice: Entschuldigung, ich wollte fragen, ob Sie mir helfen könnten meinen Weg zu finden.

PP: Hmm, das kommt darauf an wohin Sie wollen. Sie können einen Schritt zurück machen, dann noch einen Schritt zurück, dann den ganzen Weg bis nach Gestern.

Alice: Aber ich kann nicht nach Gestern zurück. Ich war damals eine andere Person!
PP: Also sind Sie komplett verloren. Wo wollen Sie hin?

Alice: Es ist ganz egal.

PP: Dann macht es wirklich keinen Unterschied welchen Weg Sie nehmen.

Bunker Fairy Tale entstand bereits 2013 als 12 Kanal-Sound-Installation und wurde ursprünglich in Titos Bunker in Konjiç, in den Bergen des heutigen in Bosnien und Herzegowina präsentiert.

Während Morse Code Composition von folgenden Zitat des US amerikanischen Schriftstellers William Faulkner ausgeht:

“...And that sin and love and fear are just sounds that people who never sinned nor loved nor feared have for what they never had and cannot have until they forgot the words.”
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Jeder Buchstabe dieses Zitates wurde in Morsezeichen umgewandelt, die der Flöte als kurze und lange Noten dienten.

Der Schreibprozeß war der Versuch einer emotionalen Übertragung aus dem Kopf auf das Papier, um damit den Musikerinnen die Möglichkeit zur Improvisation zu geben.

Flöte: Alessandra Rombolà
Akkordion: Esteban Algora

Links:

Bunker Fairy Tale
Morse Code Composition
Ö1 Nebenan – Erkundungen in Europas Nachbarschaft: Libanon