Sonntag, 25. März 2018, 23:03 - 00:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO





Zeichnung: Peter Pessl


"DAS FRAUENUNGLÜCK/ ABERTRÄUME VON WESEN UND WELT"

von Peter Pessl
Regie: Renate Pittroff
Musik: Christoph Theiler

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Der Hörspieltext „Das Frauenunglück/Aberträume von Wesen und Welt“ evoziert die Kindheitslandschaften des Autors, die Wiesen- und Flusslandschaften seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main. Diese spiegeln sich wider in den Landschaften der Gemälde der flämischen Schule, die Peter Pessl „Aberlandschaften“ nennt, da sie in hochkomplexen Bildschöpfungen grandiose Landschaftserfindungen mit Figuren, die den menschlichen Alltag vorstellen, verbinden. Die Spielfiguren, meist klein und den oft bedrohlichen Wetterszenarien ausgeliefert, bleiben in sich unklar. Sie sind interpretierbar, ihre Bedeutung wird erst durch das Beschreiben, das Erzählen gesetzt.

Doch steht immer die Frage im Raum, was passiert nach dem Moment, der im Gemälde für alle Zeiten festgefroren ist: hier setzt der Zugriff des Autors ein, der zeigt, dass der gelungene Augenblick eines Dorffestes durch eine plötzliche schicksalhafte Wendung in Terror und Zerstörung mündet. Diese Figuren sind für den Autor Sinnbild für unsere Existenz, die umgeben ist von den Schatten der Geschichte. Terror und Zerstörung, denen die Bewohner des weit-offenen Landes, wie sie in der flämischen Malerei dargestellt werden, ausgeliefert sind, wird auch auf einer anderen Ebene evoziert.
Der 2.Weltkrieg, der mit seinen Exzessen und Verwüstungen nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter zerstört hat: die überlebenden Täter reichten diese Traumata an die nächsten Generationen weiter, sie sind die „Weltarchitekten“ für ihre Kinder- und Enkel, da sich ihre Interpretation von Geschichte tief in deren Gedächtnis eingeprägt hat. In markanten Bildern schafft Peter Pessl einen Echoraum der Geschichte im Hörstück, dem „Aberhörspiel“, wie er es nennt. Es ist ein Gegenhörspiel, es ist ein Hörtext des Widerstehens und Gegeninterpretierens, der in eine Klanglandschaft übertragen wird. Der wandernde Blick, der über Bilderfindung des Autors irrt, wird in Wort, Gebärde und Ton übersetzt. Der Text wird „gesagt und widersagt, gerufen und widerrufen, genäht und aufgetrennt“. „Aberhörspiel“, wie er es nennt. Es ist ein Gegenhörspiel, es ist ein Hörtext des Widerstehens und Gegeninterpretierens, der in eine Klanglandschaft übertragen wird. Der wandernde Blick, der über Bilderfindung des Autors irrt, wird in Wort, Gebärde und Ton übersetzt. Der Text wird „gesagt und widersagt, gerufen und widerrufen, genäht und aufgetrennt“.