Sonntag, 15. Dezember 2019, 23:03 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO




Liquid Radio 2 curated by Radio Tsonami (Fernando Godoy)

- “La Gota” von Joaquín Cofreces
- “Mãe das Águas” von Julio de Paula



Der chilenische Künstler Fernando Godoy hat die curated by Radiokunst Serie „Liquid Radio“ gemeinsam mit dem kollaborativen experimentellen Online Radio Tsonami, das seit Mitte 2016 täglich 24 Stunden Klanglandschaften und Radiokunst sendet, entwickelt. Es wurden fünf Künstler und Künstlerinnen aus Argentinien, Chile und Peru eingeladen neue Radioarbeiten zu entwickeln. Diese wurden auch während der 13. Ausgabe des Tsonami Soundart Festivals in Valparaiso, Chile, vorgestellt.

Das Tsonami Festival findet von 2. – 7.12. 2020 statt, allerdings anders als geplant. Auf Grund der seit Mitte Oktober stattfindenden sozialen Umbrüche, die das neoliberale Chile grundsätzlich verändern, so die Festivalmacher, wurde das Programm völlig umgestaltet. Für die aktuelle Ausgabe des Tsonami Festivals wurde die Rolle der Soundkunst in Südamerika in Krisenzeiten hinterfragt. Das Tsonami Festival Team hat sich dazu entschlossen auf Festlichkeit und Spektakel vollständig zu verzichten, dafür wurde es zu einer Plattform für Begegnung und Reflexion.

„Liquid Radio“ beschäftigt sich mit elektromagnetischen Wellen und mit Wasser. Beides sind wichtige Kräfte, die unseren Planeten beeinflussen und umgeben. Sowohl die elektromagnetischen als auch die Strömungen des Wassers enthalten eine oberflächliche und eine unsichtbare Dimension. In sämtlichen Bereichen des Lebens und in allen physikalischen Stoffen spielen Wasser, aber auch elektromagnetische Wellen eine wichtige Rolle.

Den Auftakt zur Ö1 Kunstradio Serie bilden die Stücke „Pool“ der argentinischen Sound-Designerin Sol Rezza, die von der formenden und fortdauernden Kraft des Elements Wasser ausgeht und “Yaku rimam: El agua habla“ des peruanischen Journalisten und Klangforschers Alejandro Cornejo Montibeller, der Tonaufnahmen in den peruanischen Anden gemacht hat und damit versucht die vielfältigen Zustände und Strukturen des Wassers, seine Formen und Wege nachzuzeichnen.


„Una Gota“ von Joaquín Cofreces



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Ein Tropfen, der durch verschiedene Erdteile und Umgebungen wandert. Klanglandschaften, die kontinuierlich aufeinander folgen und Flüssigkeiten in ihren unterschiedlichen Zuständen. In allen Aspekten unseres Lebens ist Wasser, obwohl es sich ständig verändert und bewegt, präsent. Es ist ein wichtiger Träger der Lebensenergie.

In der Komposition vermischen sich reale und imaginäre Räume, unserer Planet wird zu einer Art Tropfen, der sich durch das Universum bewegt.

Produziert mit Aufnahmen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko, Deutschland, Kroatien, Spanien, Finnland, Frankreich, Norwegen und der Tschechischen Republik.



“Mãe das Águas” von Julio de Paula



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Eine Zeugenaussage in der Macuxi-Sprache, die im Amazonas-Regenwald gesprochen wird, ist der Ausgangspunkt für dieses Stück. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf die notwendige Erhaltung der Wasserquellen für unser eigenes Überleben. Jeder Fluss, jeder Wasserfall, jedes Augenwasser und alles, das existiert, hat einen Besitzer*in, einen Beschützer*in, eine "Mutter". Mit einem offenen Ohr für eine südamerikanische Weltsicht, dreht sich “Mãe das Águas” um die fantastischen Geschöpfe, die in den diversen Ebenen des Universums leben, sowohl physisch als auch spirituell. Das Stück soll zur Entkolonialisierung des Zuhörens und zum neuerlichen Lernen mit den Ohren der Ureinwohner*innen beitragen, andererseits sollen dabei die europäischen Sirenen nicht vergessen werden, die seit Jahrhunderten in unserer Vorstellungswelt verinnerlicht sind. Unter den verwendeten Klanglandschaften sind jene rund um große Flüsse wie der Amazonas und der São Francisco; aber auch der Perito-Moreno-Gletscher; der Calafquén-See, der sich auf dem Gebiet der Mapuche befindet, besonders hervorzuheben. Auch die zeremonielle Quelle der Inka-Festung Ollantaytambo und in der mit Bäumen gesäumten Oase in der südost-brasilianischen zwei Millionen Quadratkilometern umfassenden Savanne Cerrado, die eine der artenreichsten und eine der gefährdetsten Savannen der Erde ist, kommen akustisch vor.

Zeugenbericht in Macuxi: Enoque Raposo
Stimmen: Caia Amoroso, Isabel Ramirez, Valentina Martelli, Rodrigo Millan and Julio de Paula

Links:
Radio Tsonami
Encuentro Tsonami 2019