Sonntag, 27. Oktober 2019, 23:03 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO






Smog
von Arsenije Jovanovic

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"Jeder weiß, was Smog ist, aber niemand wird ohne zu zögern sagen können, was Smog in diesem Stück bedeutet, einschließlich mir selbst, seinem Urheber. Hat ein Bildender Künstler es je geschafft, den Inhalt und die Erzählung seiner abstrakten Malerei zu erklären? Die einzige Sache, die er tun kann, ist die Farben zu benennen, die auf der Leinwand verwendet werden, aber jedes Kind kann das auch.

"Smog" ist kein abstraktes Stück in dem Sinn des Wortes. Wenn man versuchen sollte, es einem Genre zu zuordnen, könnte man sagen, dass es sich um eine Art Collage handelt, da es in dem Stück einige "nicht-abstrakte" Sounds gibt. All die verständlichen Geräusche und Klänge sind jedoch nicht zu einem Ganzen verbunden, das eine lineare Geschichte nacherzählt. Ist es wirklich notwendig, etwas davon zu erklären?

Manchmal kann der Autor eine Art Entstehungsgeschichte seines Kunstwerks mit anderen teilen. Wie die Idee zustande kam. Als ich auf der Adria segelte, mitten im Nirgendwo, geschah es einmal, dass ein winziger Vogel auf dem Deck meines Bootes direkt aus dem grenzenlosen Himmel landete. So entstand mein Stück "Fear of the Birds", aber ich wurde nie gebeten, über das Stück selbst zu sprechen. Nachdem das jeweilige Kunstwerk fertig gestellt ist, beginnen unzählige Variationen davon im Kopf der Zuhörer, Zuschauer und Leser zu entstehen. Komponisten dieser Art von Stücken sollte es verboten werden, über ihre Werke zu sprechen. Becket zum Beispiel war nicht allein mit seiner Weigerung, seine Werke zu erklären. Wer ist Godot? Wusste er die Antwort? Ich wage zu vermuten, dass sein Publikum eine bessere Ahnung hat als Becket selbst.

Also, liebe Zuhörer und Zuhörerinnen, hört euch dieses Stück an und macht euch euren eigenen "Smog". Erwartet keine Erklärung von mir."