Sonntag, 28. März 2021, 23:03 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO



Social Music II: Communities in Movement"
curated by Brandon LaBelle




Folge 1: Über bioakustische Wirkstoffe
mit Laura Benitez, Óscar Martín, Vanessa Lorenzo, Robertina Šebjanič

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Könnte der zeitgenössische Widerstand in einer vom Visuellen dominierten Welt auditiv sein? Wie beeinflusst die Materialität des Klangs das Hören und seine Fähigkeiten? Welche Arten der Zusammenarbeit können durch die Arbeit mit Biomaterialien und Klang entstehen? Eröffnen diese bio_sonic_agencies andere mögliche Räume außerhalb eines visuellen oder biozentrischen Systems?

Die Radioarbeit Bio_Sonic_Agencies folgt einer solchen Fragestellung mittels einer Fokussierung auf das Thema Luft. Luft wird als eine elementare Kraft hervorgehoben, die sich durch menschliche und übermenschliche Körper bewegt und die in ihrer eher unsichtbaren und leichten Präsenz eine Reihe von materiellen Ausprägungen und Bewegungen umfasst. Vom Mikroskopischen bis zum Makroskopischen ist Luft radikal eindringend, bestätigend, einflussreich; sie ist zutiefst innerlich, füllt die Lungen mit ihrer molekularen Energie, während sie in Atmosphären und Wetterströmen den Planeten umströmt. Sie wechselt zwischen verschiedenen Materialisierungszuständen und Imaginationen, von gasförmigen Atmosphären und Krankheiten bis hin zu radiophonen Signalen und Lufttopographien - Luft ist ein tiefgründiger und zugleich gefahrvoller Träger. Bio_Sonic_Agencies ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen einer Gruppe von KünstlerInnen und PhilosophInnen, die mit Biomaterialien, ontologischen Verstrickungen, Klang und spekulativem Hören arbeiten. Durch einen Prozess der gemeinsamen Diskussion und des klanglichen Experimentierens fängt die kollektive Arbeit eine Reihe von Begegnungen mit dem Thema Luft ein.

Bio_Sonic_Agencies ist die erste einer Serie von vier Sendungen, die im Rahmen von Social Music II, einem von Brandon LaBelle für das Ö1 Kunstradio kuratierten Projekts, entwickelt wurden. Social Music beschäftigt sich mit Klang als sozialem Material und der Art und Weise, wie das Hören dynamische Formen der Relationalität ermöglicht. Von Stimme und Sprache bis hin zu den konsonanten und dissonanten Flüssen, die das Zusammensein prägen, erforscht die Reihe, wie Klang auf unterschiedliche Weise zur Gestaltung von Kollektivität und Gemeinschaft beiträgt. Insbesondere konzentrieren sich die teilnehmenden KünstlerInnen und TheoretikerInnen auf die Ausarbeitung von Gesellschaftsformen jenseits der menschlichen Lebenswelt, um Ansätze für das Mehr-als-Menschliche, Ökologien der Materie und symbiotische Verbindungen und Verflechtungen zwischen Körpern und Dingen zu entwickeln. Mittels einer Reihe von Methoden, von Biohacking und experimentellen Choreographien bis hin zu Sonic Fictioning und akustischer Feldforschung, wird das Verständnis von Beziehungen erweitert und hinterfragt, um andere Vorstellungen von Aktion und Handeln zu ermöglichen. Das, was wir als Relationalität verstehen, tendiert weniger zum Erkennen und zum Ausdrücken von Identität; vielmehr unterstützen Formen des aktiven und spekulativen Zuhörens das Nebeneinander-Sein und ermöglichen die klangliche Gestaltung von alternativen Anordnungen und mehr-als-akustischen Ökologien.


Links:
Social Music 2001