Sonntag, 26. September 2021, 23:00 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO






„¡Ya basta! Genug ist genug“

von Lisl Ponger & Tim Sharp

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Die Zapatistas – es gibt sie noch! In den besetzten, autonomen Gebieten in Mexiko widmen sie sich dem Aufbau einer zivilen und autonomen Selbstverwaltung. Benannt haben sich die Widerständigen aus dem südöstlichsten Bundesstaat Mexikos, Chiapas, nach dem General der mexikanischen Revolution, Emiliano Zapata. Nach ihrem Aufstand 1994 haben die Zapatistas, die zu einem großen Teil indigene Kleinbauern und -bäuerinnen sind, einen Waffenstillstand ausgerufen. Dieser hält an, wenngleich die Bedrängung durch die mexikanische Regierung und das Militär nicht verebbt. Die Regierung lässt die Militarisierung in den zapatistischen Regionen verstärken. "Das ist Teil ihrer Strategie, um den zapatistischen Aufstand zu bekämpfen, und hat als Ziel, die Autonomieprojekte in Chiapas zu entkräften", haben Beobachter der Menschenrechtsorganisation Frayba dazu gesagt.

Heuer, im Sommer 2021, ist eine über hundertköpfige Delegation nach Europa aufgebrochen – Anlass ist der 500. Jahrestag der Zerstörung von Tenochtitlan, also Mexico City, durch die spanischen Konquistadoren. Tenochtitlan war laut Berichten der Spanier damals eine der größten und prächtigsten Städte der Welt; durch Hernán Cortés und seine Truppen wurde sie zertrümmert und das Aztekenreich gestürzt. 1521 war das, und jetzt also statten die Zapatistas Europa einen Gegenbesuch ab, um sich zu vernetzen, Erfahrungen mit europäischen Gruppen auszutauschen und um „den globalen Bedrohungen unserer Gegenwart mit einer weltweiten Vernetzung zur Rettung des Planeten und der Menschheit zu begegnen“.

Wien ist eine ihrer Stationen, gerade jetzt sind sie hier. Details zu dieser einmaligen Reise der Zapatistas sind zu finden auf zapalotta.org, ebenso wie Informationen zu Veranstaltungen, an denen die Besucher und Besucherinnen aus Mexiko teilnehmen. Und da ist auch die Ansprache des Subcomandante Moisés zu lesen, die er bei der Ankunft in Wien am 14. September 2021 hielt: „Wir möchten, dass die Geschwister in der Stadt und auf dem Land erkennen, was Ausbeutung und Kapitalismus bedeuten“, sagte er, „Wir Zapatistas, Frauen und Männer, sehen jedoch nicht nur den Kapitalismus, sondern auch das Problem, das der Kapitalismus geschaffen hat: das Problem des Lebens, und das Problem der Natur.“

Zwei, die Mexiko bereist und sich mit der Philosophie und dem Aktivismus der Zapatistas befasst haben, sind der Autor und Künstler Tim Sharp und die bildende Künstlerin und Fotografin Lisl Ponger. Fürs heutige Kunstradio haben Ponger & Sharp eine Radiocollage produziert aus Statements, Ansprachen, Musik, historischen Berichten und den poetischen Texten vom Alten Antonio, die der Revolutionär und damalige Sprecher der Zapatistas, Subcomandante Marcos, verfasst hat. Es sind dies Parabeln, die die politische Haltung, die Philosophie und die Motivationen der Zapatistas darstellen. Außerdem in das Stück „„¡Ya basta!“ eingebaut sind Auszüge aus Lisl Pongers Monumentalwerk „The Master Narrative and Don Durito“. Das ist eine mehrstündige, bebilderte Sound-Arbeit, die in einer komplexen Assoziationsstruktur eine Metaerzählung zur Geschichte und zu "Geschichten" des Kolonialismus und somit zum Blick auf andere Gemeinschaften schafft – zu sehen und hören ist sie in voller Länge auf Pongers Vimeo-Kanal

  • „¡Ya basta! Genug ist genug“ von Lisl Ponger & Tim Sharp
  • Mit den Stimmen von Julian Sharp und Lisl Ponger. Mit Live-Musik von Miguel Arizmendi, mit Aussagen von Tom Waibel und Subcomandante Moisés und mit dem Kultur- und Tanzsportverein Moenani.
  • Dauer: 50 Minuten