Sonntag, 10. April 2022, 23:00 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO










Ich, Du, Er, Sie, Es-Jingles


  • von Studierenden des Instituts für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien,
    gemeinsam mit Sounddesign-Studierenden der Fachhochschule Joanneum Graz.

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    Stadtrand-Strand


  • von Studierenden des Instituts für Sprachkunst, Universität für Angewandte Kunst

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    She said


  • von Under the given Circumstances (JUUN und Lale Rodgarkia-Dara)

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    Ich, Du, Er, Sie, Es-Jingles

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    Ausgehend von einem erweiterten, medienübergreifenden Literaturbegriff wird an der Universität für Angewandte Kunst in Wien das Studienfach Sprachkunst angeboten. Analoge und digitale dichterische Produktion werden als künstlerisches Forschen verknüpft, unter Einbeziehung anderer Künste und der Analyse medialer, sozialer und politischer Gegebenheiten. Erweitert wird die Arbeit mit und an Sprache auch durch Kooperationen mit anderen Institutionen – und das Ergebnis einer solchen Kooperation präsentieren wir im heutigen Kunstradio.

    Studierende der Sprachkunst an der Angewandten haben kurze Hörstücke fürs Radio verfasst, die von Sounddesign-Studierenden der Fachhochschule Joanneum Graz vertont worden sind. Eine naheliegende Zusammenarbeit zwischen jungen Soundkünstlern und jungen Sprachkünstlerinnen – und im Kunstradio geht diese Zusammenarbeit jetzt bereits in die achte Runde. Seitens der Sprachkunst ist Orhan Kipcak für die Leitung des Projekts verantwortlich, und seitens des Sounddesign-Masterstudiengangs wird es von Astrid Drechsler betreut.

    Dem Medium des Radios entsprechend, haben sich die Studierenden diesmal mit dem Format des Jingles befasst und diesen als Audio-Logo verstanden, als Aufmerksamkeitsköder, mit dem das Radio auf HörerInnenfang geht.

    Sieben Autorinnen und Autoren schrieben jeweils fünf solcher Aufmerksamkeitsköder, verdichten sie weiter zu Slogans und schaffen derart gemeinsam mit sieben Sound Designern Text/Klang-Miniaturen zwischen Story, Groteske, Lyrik, Testimonial, Bekenntnis und in Zungen reden. Die so entstandenen Hörstücke behandeln keine konkreten Produkte, Personen, Religionen, Parteien, politische Anliegen; wichtig waren Gestik, Rhetorik, Charisma.

    • Produktionsteams (Text/Sound Design):
    • Ines Frieda Försterling / Tobias Bettke
    • Ralf Petersen / Johannes Elias Lechner
    • Karoline Marth / Christoph Stuhlpfarrer
    • Sophia Dostal / Esma Kurbegovic
    • Sean Pfeifer / Philipp Kotecki
    • Johann Voigt / Giuseppe Taormina
    • Moritz Bloder / Isabell Wittig
    • Stimmen: Bettina Gjecaj / Paul Kraker
    • Mastering: Astrid Drechsler

    Stadtrand-Strand

    Vier Stücke, die sich mit der Stadt befassen - genauer: mit ganz alltäglich-unauffälligen Elementen der Stadt: einer Straßenunterführung, einem öffentlichen Trinkbrunnen, den Sicherheits-Spiegeln in U-Bahn Stationen, dem Asphaltbelag einer Durchfahrtsstrasse. Die Hörstücke eröffnen als simple Beschreibungen und enden als fantastische Kapriolen:

    Sprecherin bei alles Stücken: Bettina Gjecaj

    • Trinkbrunnen
    • von Sandro Huber / Sound Design: Timm Kipcak
    • Wienzeilen-Unterführung am Gürteldreieck
    • von Ralf Pedersen / Sound Design: Timm Kipcak
    • Spiegel in der U-Bahn
    • von Sárah Köhnlein / Sound Design: Michael Posch
    • Asphalt glätten
    • von Leonie Wyss / Sound Design: Timm Kipcak

    Lehrveranstaltung: Orhan Kipcak


    She said
    by Under the given Circumstances

    Als Statement gegen den Krieg ist ein Musikstück zu verstehen, das uns die österreichische Künstlerin und Radiomacherin Lale Rodgarkia-Dara zur Verfügung gestellt hat. „She Said“ von der Gruppe Under the given Circumstances, das sind Lale Rodgarkia-Dara und Judith Unterpertinger alias JUUN. Geschrieben wurde der Text einige Zeit vor der Invasion Russlands in die Ukraine, bereits im November 2020, und veröffentlicht wurde es auf dem Sampler Frauenfeld Vol. 3.

    • The fox of this shelf
    • Patti Smith Horses

    The bitter demons she calls for. There had been five of them. All in little boxes placed aside the shelf, never on the shelf as she falls for the fallen ones. There had been the taste of a war, she calls out. The demons in the meanwhile are tendering their absurdity, they order food and complain about the platform economy. Can you remember she said. Can you remember the day we went on a desperate walk-looking for the houses on vasilivksy island – interwar-period – and the demons share the fear of the Russian confidence on pure masculinity and knowledge. The opponent will head for extinction. A virus will not stop our forces to start a war. The second demon is crying, she hasn't been invited to the get together, could not chose her meal online, she had to come up with an idea of visibility and cried out: "I will stop drinking. I cannot tell you how I will miss you." You cannot bring up new arguments which are valid at the very moment. Nothing like this girl. The Ukrainian battlefield, retransferred from Afghanistan. Reports of their past, repetition in their present. "Let alone my despair concerning her" the third demon shouts out, without a single noise "I will leave, run away to the Italian shore where the happy life lives in harmony with the golden take-away-shops" They look at him, withdraw their fingers from the European map, laying on the floor. While she is feeding her baby. This mutual feeling of the NATO on our border. The fourth demon is waiting for the delayed train. He had been on his phone for the last 45 minutes but no answer, that would transfer him onto the desired spot.

    • Lautlose Gespräche
    • Zeitlose Berührung des Unglücks, der Freude und der Hoffnung.
    • Wie hört es sich an?
    • Wie lautlose Gespräche im Raum
    • Bedacht im Regen dem letzten Zittern einen Fußtritt verpasst.
    • Wir ernten die Rollen, sieben mögen dem einen logisch erscheinen, die anderen fürchten sich vor ihnen. Fürchten sich vor den Tagen, die noch kommen. Den Rosen ungeschnitten, die auf ihre Reise warten.
    • Wir tragen den falschen Trenchcoat zu den richtigen Zeiten. Er bleibt verknittert, er saugt die Energie und speit aus, was ihm nicht gefällt. Der Filter ist gut zu uns. Beregnen lassen wir uns trotzdem. Du greifst mit Deiner Hand nach mir und ich kann es kaum fassen.
    • Am Otto Wagner Bahnhof haben sie gewartet, sich versammelt, haben die Winde gezogen oberhalb, erzählt, dass sie nun viel mehr zu tun haben, als mir lieb ist, das terrassierte Glück in Hängen läuten sie ein, das twitternde Zittergras, läuten sie ein.
    • Meine Angst ist blassgrün und real. Was wenn ich aufhöre sie zu hören? Wie große Verhandler*innen ohne Tisch, scheinen sie. Wenn sie einen brauchen, zimmern sie ihn selbst. Wenn du lauscht, hörst du sie.
    • Das Unterbewusstsein spielt mit einem Zeitdelay. Es kennt keine Perioden und Striche. Es kennt keine Freuden
    • Es ist ewig dem Leben geschuldet. Das Unterbewusstsein rauft mit dem Tod um die Präsenz, und ist verloren ohne Anstand.
    • Wir 3-d-drucken eine Seele; neu. Voraus.
    • Der fünfte Dämon will auf das Regal klettern. Es scheint ihr nicht unsicher. Vorsichtige Schritte von elenden, abgeworfenen Erinnerungen.
    • Du bist die weiche Hand, die kolorierte Unsicherheit, der Schmerz in der Kiste und bald der Fuchs dieses Regals.