Sonntag, 16. Oktober 2022, 22:00 - 0:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO






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Some thirst

von Renata Roman



In einer politisch spannenden Zeit, kurz vor der zweiten Runde der zukunftsweisenden Präsidentenwahl, hat die in Sao Paolo lebende Künstlerin Renata Roman für das Kunstradio ein neues Hörstück produziert: „Some thirst“, also „Ein bisschen Durst“ heißt es, und es begibt sich auf die Suche nach Wasser. Eine Trockenübung, so Renata Roman, die von der sich kräuselnden Oberfläche des Wassers bis in seine Untiefen führt. Sie schreibt dazu: „Wasser fließt immer: seinen Durst zu stillen: Wasser in solch trockenen Zeiten zu suchen: ihnen in ihrer Abwesenheit und ihrem Übermaß zuzuhören: der Abwesenheit: dem Überfließen und dem Untertauchen, als Bedingungen derselben Reise: alles fließt und nichts bleibt, wie es ist.“

Das Stück ist in mehrere Abschnitte geteilt. Zuerst gibt es eine Sequenz, die man als Lautpoesie unter Wasser bezeichnen könnte, wie wenn unter Wasser oder mit Wasser im Mund Laute geformt werden klingt das. Eine dann folgende auf- und abschwelende Sound-Fläche erinnert an eine Wüste – um Wasser zu verstehen, müsse man die Wüste durchqueren, so eine Sprecherstimme. Und in diese Wüste beginnen einzelne Rinnsale zu tröpfeln – ein Rhythmus, der einen musikalischen Sog erzeugt. Dann nimmt Renata Roman uns mit an ein Ufer, wir hören sanfte Wasserwellen, die gegen Boote schlagen, Menschenstimmen, und schließlich wird gerudert. Ankunft in einem aquatischen Elysium. Der Durst ist gestillt.

Die brasilianische Künstlerin Renata Roman arbeitet mit Radio, mit Installationen und mit experimenteller Musik. Außerdem erstellt sie eine Sound-Stadtkarte von ihrer Heimatstadt Sao Paolo – ein Langzeitprojekt, das wir bereits im Kunstradio vorgestellt haben.