Sonntag, 22. Oktober 2023, 22:05 - 23:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO






verschwinden



54 - eine Hommage an die fließende Zeit

von Elisabeth Schimana




Ein Fluss an akustischen Ereignissen, Zeit für langsame Übergänge, ein Radio das nicht durchgetaktet ist, schon wieder eine Utopie? Jahrzehnte hat das Ö1 Kunstradio solch ein Format ermöglicht, 54 Minuten akustischer Fluss ohne quälende Zwischenmoderationen, ohne Formatzwangsjacke. 54 lässt die Zeit fließen, 54 Minuten akustischer Fluss. Und immer wieder eingestreut Rosen für das Kunstradio und Momente auftauchender Erinnerungen. (Elisabeth Schimana)

Klangmaterialien aus dem Archiv von Elisabeth Schimana

  • Tontechnik: Elmar Peinelt

  • Manches Mal fühlt es sich an als würde die Zeit stillstehen, ein anderes Mal vergeht die Zeit rasend schnell. Das Zeitgefühl wird von vielen Faktoren beeinflusst.

    In ihrer neuen Radiokunstarbeit setzt sich die österreichische Komponistin und künstlerische Leiterin von IMA – Institut für Medienarchäologie, Elisabeth Schimana, mit dem Fließen der Zeit auseinander. In „54 - eine Hommage an die fließende Zeit“ lässt die Künstlerin einen Fluss akustischer Ereignisse entstehen. Schimana nimmt sich Zeit für langsame Übergänge und geht von einem fast schon utopisch anmutenden Radio aus. Ein Radio, das nicht durchgetaktet ist, sondern 54 Minuten lang ein akustischer Fluss ohne Zwischenmoderationen und ohne Formatzwang ist, wie es im Ö1 Kunstradio immer wieder vorkommen kann.

    Elisabeth Schimana ist eine jahrzehntelange Wegbegleiterin und Kooperationspartnerin des Ö1 Kunstradios. Den Raum Radio erforscht Schimana auf vielfältige Weise. Die erste Zusammenarbeit fand 1991 statt, als zehn Radiostücke österreichischer Komponist:innen und Künstler:innen, darunter Schimana, einen wichtigen Beitrag zu ARTSAT machten. Initiiert vom Medienkünstler Richard Kriesche, war das Projekt ARTSAT das erste offizielle Kunstprojekt auf der Raumstation MIR, die von 1986 bis zu ihrem kontrollierten Absturz 2001 die Erde umkreiste. Im Laufe der über 30-jährigen Zusammenarbeit zwischen Schimana und dem Ö1 Kunstradio entstanden viele vorproduzierte Radioarbeiten, darunter 2021 „Fugen - fragmentarisch vernetzt in 13 Bildern“, das sich an die Idoru (Bridge) Trilogie von William Gibson anlehnte, oder 2022 „Die Bilder einer Ausstellung“ zu der von IMA zusammengestellten Ausstellung „DigiDic – Aufruf zur digitalen Selbstverteidigung“. Dafür wurden die ausgestellten Objekte in einen akustischen Wandelgang transferiert.

    Schimana war mit Live-Beiträgen an Kunstradioprojekten weltweit beteiligt. Diese waren nicht nur on air im Radio, sondern schon zu Beginn des World Wide Webs auch on line zu erleben und sie manifestierten sich vor Ort – also on site. So organisierte die Künstlerin 1996 das Projekt „Die Fuge“ als Teil des internationalen Radio- und Internetprojektes „Rivers & Bridges“ mit Performances, Installationen, Konzerten und Events an über 25 Orten sowie unter Beteiligung von über 20 Radiostationen in Europa und Übersee.

    An der Grenze zwischen Österreich und der Slowakei wurde „Die Fuge“ von Elisabeth Schimana, wo die March in die Donau fließt, live auf einem Schiff sowie im Radio und im Internet performt. Vier Musiker:innen spielten eine Komposition und erhielten dafür via Internet von vier Dirigent:innen bzw. Künstler:innen Spielanweisungen.

    In den akustischen Radiofluss „54 - eine Hommage an die fließende Zeit“ läßt Elisabeth Schimana einige der gemeinsamen Radiomomente mit dem Ö1 Kunstradio einfließen. (Text: Elisabeth Zimmermann)