27. 2. 1997


Aufführung im Studio RP4 des Wiener Funkhauses, Argentinierstr. 30a, 1040 Wien

ab 22:17 live im Ö1-Kunstradio und im Internet




AUDIO



"Ich bin heute der Überzeugung, daß uns der Forschritt insgesamt mehr schadet, als daß er uns in bessere Zeiten führen würde." In diesem Satz von Stanislaw Lem, dem Science-fiction-Autor, offenbart sich eine besondere Art von Skepsis: Die technologische Entwicklung der letzten (ca. 10-15) Jahre bringt den Zustand hervor, daß der Mensch in seinem Lebensraum aus allen Richtungen mit Informationsfluten attackiert wird. Die Gestaltung der Kommunikation richtet sich nicht nach dem Wesentlichen und Unwesentlichen, schon gar nicht nach der Authentizität, sondern nach der medialen Attraktion. Eine der großen Belastungen des modernen Menschen ist, daß ein vernünftiger Umgang mit dieser unvorstellbaren Informationsflut nicht mehr funktioniert. Der Mensch mit seiner biologischen Aufnahmefähigkeit ist der selbe wie vor tausenden Jahren. So hat dieses Übermaß an Informationen die Aphasie, den Verlust der Sprache als Folge. Die vielen Sinnketten, die an sich eine Sprache ausmachen, erscheinen nunmehr als wesenlose Träger einer allgegenwärtigen und pausenlosen Informationsdichte. Ein Mensch, der seine Sprache zu verlieren beginnt, scheint schrittweise ebenfalls die Verbindung zum eigenen Wesen zu verlieren, denn er kann diese Verbindung nicht mehr auf die sprachliche Ebene transformieren.

Das Hörwerk "aphasie - jenseits des hörbaren" von Ercüment Aytac schildert einen Tag, der im Zeichen dieses Verlustes steht. Es wird immer wieder versucht, die Informationsflut zu überwinden, um sich selbst (mit allen dazugehörigen Erscheinungen wie Körper, Kultur usw.) wahrzunehmen, doch diese zeitgemäße Herausforderung läßt kaum Chancen für einen Erfolg.

Die Internet-Ausstellung "aphasie - jenseits des gesichtes" basiert auf der Beziehung zwischen Bild und Schrift. Die Schrift, die Kodierung der menschlichen Verständigung, bleibt verschlossen.








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