Fritz Grohs, geboren am 31. Juli in 1955 in Steyr gest. 2000 in Berlin .
Künstler, Veranstalter. Schwerpunkte seiner Arbeit: Text und Ton. Abgeschlossenes
Studium. Tätigkeiten in Galerien, Rechtsanwaltskanzleien, Werbeagenturen.
Kunst-, Kunstradio- und Medienprojekte, Tonträgerproduktionen.
1992 Förderpreis für grenzüberschreitende Kunst
1993 Singles Club Picture Disc Edition
1993 on and on and on, Schaufensterdisplay Kunsthalle Wien, Porrhaus
1994 Europe re creation, Kunsthalle Budapest
1997 Rolltreppenbeschriftung Flughafen Wien
1997 Alltag ist Pflicht, Buchveröffentlichung Edition Selene
1994-97 Artists Open Badminton Challenge (Veranstalter)
1994-98 Kommen und Gehen Videoprojekt (Balanceakte, NÖ Landesmuseum)
1999 Living Art Museum, Reykjavik
1999 Worte, Dienstagsclub, Berlin,
2000 7/6, Eisernes Haus Graz 2000 Worte, Kunsthalle Wien, project space
Texte
Die Spur. Fragment. Wien: Galerie nächst St. Stephan, 1986.
Alltag als Pflicht. Klagenfurt: Edition Selene, 1997.
Fritz Grohs: "Alltag als Pflicht"
Leseproben
aus "Die Vermeidbarkeit des Unausweichlichen":
"Wie ich weiß, wie sie wissen, wie wir alle wissen ..." Ich schau aus
dem Fenster in den Hof, knöpfe mir das Hemd zu. Schneetreiben am Morgen.
Tagesschau, Tennis, Musicclips, Talkshows. Ich träume, ich sitze im
Zug und die Heizung ist defekt. Tundra. Milchglas. Gelächter. (S. 25)
aus "Frühstück":
Ich nehme den Telefonhörer und melde mich mit verschlafener Stimme.
Dann marschiere ich los. Ich lege mich auf den Rücken und seh den Möwen
zu. Wehende Fahnen am Getreidesilo. Von Zeit zu Zeit das Platschen der
Ruder im Wasser. Wir gleiten dahin. Endlich eine Einfahrt. Hinterhof
mit Blumen. Ich sink in mich zusammen, bevor ich den Hut ziehend den
Raum verlasse und das Gepäck aus dem Schliessfach hole. Im Wartehäuschen
läuft ein Fernseher. Telegrafenmasten, Kirchtürme, Möbelzentren. Es
beginnt zu regnen. Wir legen uns in die Zelte. Das Trommelfeuer der
Tropfen klingt wie Maschinengewehre im Petersdom. Draussen sind zwei
Förster aufgetaucht. Sie sind englischen Höhlenforschern auf der Spur.
Die Sonne bricht hervor. Frühstück. (S. 33)
aus "Stück für Stück":
schwand das Bewußtsein. Kein Gedanke blieb länger als den Bruchteil
einer Sekunde greifbar, von Fassen ganz zu schweigen. Schweigen. Ja,
Schweigen. Schweigen im Wald. Schweigen im Auto. Schweigen in den Straßen.
Das Schweigen der Lämmer. Schweigen am Klo. Dieses entsetzliche Schweigen.
Ist denn da niemand? Die Knie zittern. Der Hals ist trocken und rauh.
Nun, kein Wunder. Aber das ist doch alles nicht wahr. Ich gehe jetzt.
Leicht wie eine Feder, kaum spürbar, von perlender Frische und Sauberkeit.
(S. 47)
© 1997, Edition Selene, Klagenfurt. Publikation mit freundlicher Genehmigung
des Verlags.
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