CHRIS MANN

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Geboren 1949 in Melbourne als Sohn jüdisch, deutscher Flüchtlinge begann Chris Mann Mitte der 60er Jahre als Autor und Komponist zu arbeiten. Von seinen Eltern wurde ihm eine solide Grundlage über das Werk Bert Brechts vermittelt. Weiters waren seine Eltern Pioniere auf dem Gebiet ethnographischer Aufzeichnungen. Chris Mann studierte von seinem 10. bis zu seinem 20. Lebensjahr Chinesisch und betrieb weiterführte Studien wie Linguistik und Sprachphilosophie.

Seit den frühen 70er Jahren hat sich der Schwerpunkt seiner Arbeiten von extrem schwierigen, obskuren Stücken auf einen entspannteren und zugänglicheren Stil verlagert. Zugleich mit dieser Verschiebung verstärkte sich die soziale Relevanz seiner Arbeit. Die Liste jener mit denen er zusammenarbeitete oder korrespondierte umfaßt so bekannte Namen wie Karl-Heinz Stockhausen, John Cage oder den Kunsttheoretiker Michael Boldwin. 1977 ging er nach Paris um unter der Schirmherrschaft der UNESCO ein Forschungsprojekt über die akustische Grammatik natürlicher Sprachen aufzubauen und zu koordinieren. Wieder zurück in Australien arbeitete er in verschiedenen Städten als Artist in Residence und lebt nun im Staat Viktoria. Sein fundamentales Interesse gilt der australischen Sprache unter Einbeziehung des Slang. Mit einem feinen Gefühl für die Rhythmik, die Qualitäten der Klangfarbe, der Tonhöhe und der Intonation. Die intellektuelle Analyse der Sprache ist beeinflußt von Wittgenstein und Husserl sowie von einem ausgeprägten Interesse an Sprachen verschiedener Kulturen und die gesprochene Alltagssprache.

Chris Mann ist einer der einflußreichsten und international bekanntesten australischen Soundpoeten und Radiokünstler (Teilnahme an der Documenta 8 in Kassel). Neben vielen Soloperformances erarbeitet Chris Mann Stücke für Kasettenrekordern, Stücke für und mit Computern und Stücke für das Radio und hat mit vielen Komponisten, Filmemachern und Computerspezialisten zusammnegearbeitet.

Chris Mann interessierte sich u.a. wie Englisch als internationale musikalische Sprache funktioniert une derforschte diese Sprache Gebieten wie Asien und im pazifischen Raum. Englisch hat musikalische Klänge wie Diphtonge, Nasalisierungen die es in anderen Sprachen nicht gibt. So wurde Englisch als musikalische Sprache erst in der Post-Strawinsky Schönbergära interessant, da es sich nicht für ein klassisches oder romantisches Repertoire eignet.

Chris Mann beschäftigt sich mit Sprache als populäres, soziales Thema indem er eine Quintessenz des gesprochenen australischen Englisch destilliert. So versucht er die Fesseln der englischen literarischen Tradition zu überwinden, indem er eine demokratischere, authentischere Form des Sprachgebrauchs in der Literatur aufzeigt. John Cage verglich seine Arbeit mit dem "Finnigans Wake" von James Joyce. Philosophische Argumente werden gegen populären Sprachgebrauch ausgespielt. Das Aufbrechen der Standardgrammatik führt zu kompakten Verdichtungen von Bedeutungen. Dazu kommen fallweise elektronische Verfremdungen, die seinen Texten eine besondere, radiophone Note verleihen. So wie im folgenden Beispiel dem Stück "Of Course". Sicherlich wird uns österreichischen Ohren die Rezeption einer derartigen Arbeit nicht gerade leicht gemacht.

Immer wieder fällt bei Mann der sehr aktuelle und zeitgeistige Begriff des "high-tech": "Es würde zu lange dauern meine Einstellung gegenüber "high-tech" zu erörtern. Aber ich glaube z.B. daß die Rock'n Roll Musik eigentlich nichts anderes war als Werbung für "high-tech". "High-tech" hat politische und gesellschaftliche Implikationen die mir nicht sehr gefallen und die ich nicht unterstütze. Ich halte die Stimme für den interessantesten Erzeuger von Geräuschen und Klängen. Manchmal benutze ich auch Computer für eine "high-tech" Manipulation der Stimme. Trotzdem halte ich das akustisch nicht für besonders reizvoll. Die interessantesten Klänge für mich sind akustische und in dieser akustischen Welt wiederum die menschliche Stimme."


Commissions:

Astra Choir, John Cage, Composers Forum, Paris Autumn Festival, Australian Biennale, Radio France, Ars Electronica, Radio Telefis Eirann, Australian Broadcasting Corporation, National Public Radio, Revue Telematique d'Art Contemporain, Dance Works, Dance Exchange, Lingua, Art et Lectures, Abraxas, Foundation for Contemporary Performance Arts, la revue parlee, V2, Australian Network for Art and Technology, Goethe Institut, Shire of Healesville, Anzart, Christian Television Association, Commission for the Future, International Synergy, ABC Staff Union, Australia Council, Perth Institute for Contemporary Art, Festival de la Batie, Sprach Ton Art, Brisbane Biennial, BBC, Taklos Festival, ORF, Urban Aboriginal, American Society for Cybernetics, bobeobi, Adelaide Festival, Experimenta

Publications:

* Words & Classes', Outback Press, Melbourne 78.
* doin 2s', phon'm, Melbourne 82 and Artelec, Paris 83
* Word for word', Christine, New York 83.
* Subjective beats metaphor', NMA, Melbourne 85.
* LA DE DA', collective effort, Melbourne 85.
* The Rationales', NMA/post neo, Melbourne 86.
* da-dum', Glass Box/NMA, Melbourne 87.
* of course', collective effort, Melbourne 88.
* Tuesday', collective effort, Melbourne 89.
* Birth of Peace', NMA, Melbourne 90.
* 38'37" A Machine for Making Sense', NMA, Melbourne 90.
* Chris Mann and Grammar', Lingua, Iowa City 91.
* On second thoughts', Tall Poppies, Sydney 94 and OO Discs, New York 94.
* Chris Mann and the Impediments', OO Discs, New York 95.
* 62 Composers on Chris Mann', Frog Peak, Hannover 97.
* Talk is cheap', split, Sydney 97.
* Working hypothesis', Station Hill, Barrytown 98.
* Consciousness', split, Sydney 99.


Sendungen im ORF-Kunstradio

12. 1. 1989: "Soundart und Radiokunst in Australien"

14. 9. 1989: Der Australienschwerpunkt im Rahmen der langen Radiokunstnacht bei der ARS electronica 89

16. 11. 1989: "Hundegeschichten"

23. 3. 1995: "Silence is therefore the only possible means of communication - Karl Marx 1843"

10. 9. 2000: Australien Radio- and Soundart: "Virtuoso Thinking" und "Humility

9. 9. 2012: „kitsch in the title – on the technology of self criticism“



BIOGRAPHIES