Virtual Feedback
 
by Andrea Sodomka,
Martin Breindl,
Volker Christian and
Norbert Math

 
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FEEDBACK

1. zielgerichtete Steuerung eines technischen, biologischen oder sozialen Systems durch Rückmelden der Ergebnisse, wobei die Eingangsgröße durch Änderung der Ausgangsgrösse beeinflusst werden kann (Kybernetik)

2. sinnlich wahrnehmbare Rückmeldung (z.B. durch Gestik oder Mimik), die dem Kommunikationspartner anzeigt, dass ein Verhalten oder eine sprachliche Äusserung verstanden wurde (Psych.)

KLANGMIGRATION

Klänge tauchen an anderen Orten wieder auf, zeitgleich oder zeitversetzt, werden weiterverarbeitet, Werke sind in ständiger Bewegung. Jedes Klangereignis, das online losgelassen wird, existiert im Netz weiter, geht über verschiedenste Kanäle, wird von anderen aufgenommen, wieder zurückgespeist, verändert sich, kein Ereignis im Netz geht je verloren. Daten gehen auf Wanderschaft.
Diese Feedbackschleifen stellen ein wichtiges Charakeristikum des Netzwerks dar und werden zum wesentlichen Parameter vernetzten künstlerischen Handelns. In diesem Sinn heisst Kunst im Internet zu produzieren, sich verabschieden von jeglicher Art von traditionellen Werkbegriffen, Kompositionen als Systeme zu begreifen, die zu einem eigenständigen, sich ständig verändernden, wachsenden Organismus werden.

STRUKTURZONE: FEEDBACK

VIRTUAL FEEDBACK implementiert eine Struktur für Raum-Environments, die vom Internet aus gesteürt werden, also gleichzeitig auf zwei Ebenen existieren: In einem realen Raum und als Client in den Computern der Netz-User. Die Steürung der Raum-Installation (etwa deren Bild- und Klangprojektionen) erfolgt durch ein Programm, das sich selbsttätig auf die Computer der Netz-User lädt und ausführt. über eine graphische Oberfläche, die das Raum-Environment als Schaltplan darstellt, können die User, soweit es in ihrem Interesse liegt, in die Abläufe am realen Ort eingreifen und über Quasi-Echtzeit-Rückkopplungen (z.B. Real Audio Live Stream, Live Camera) ihre Interaktionen mitverfolgen. Die Intelligenz in der Steürung der Raum-Installation entwickelt sich damit ausschliesslich an den Computern der User und ist von ihrer Bereitschaft abhängig, deren Rechenleistung zur Verfügung zu stellen und auch selbst in die Abläufe einzugreifen. Die User sind prinzipiell auch in der Lage, selbst das System weiter zu entwickeln, d.h. Interaktion beschränkt sich nicht auf vorherbestimmte Schemata, sondern kann auch zu einer Modifikation/Erweiterung des gesamten Systemes fhren. Auf diese Weise entwickelt sich VF zu einem System von Werkzeugen (interactive environment tools), das in einer Gemeinschaft von KünstlerInnen entwickelt und verwendet werden kann.

VIRTUAL ENVIRONMENT

Wenn man über Kunst im Internet (genaür gesagt: im WWW, jenem öffentlichen Teil des Netzes) spricht, muß man sich dessen bewußt sein, daß man es mit einem sich ständig verändernden System zu tun hat, mit einer Technologie, die noch zu neu ist, als daß Handlungsweisen, Strategien oder Regeln schon festgeschrieben wären - mehr noch: daß es sich wahrscheinlich um ein System handelt, dessen kommunikative Struktur an sich schon ein Festschreiben verhindert. Jeder \künstlerische\ Akt im Netz ist eine offene Handlung, ein nicht abgeschlossener Satz, der - einmal plaziert - ein Eigenleben gewinnt, sich verändert, ausbreitet, andere Formen annimmt, jedoch auch nie verloren geht. Das Netz ist kein Substantiv, sondern ein Verb - etwas Lebendiges, das grundsätzlich und ursächlich immer -in Beziehung setzt- und dadurch ein neüs Verständnis von Identität evoziert: Identität ist nicht das Werk, das bereits geschaffen wurde und somit statisch ist, sondern die Idee, die in das Netz eingespeist und durch das Netz verändert wird.
Das ist gut so, denn das heißt: die Idee wächst. Die Umgebung (das Netz) beeinflußt die Idee, die wiederum ihre Umgebung (das Netz) beeinflußt. Diese Interaktion ist das Wesen der Webexistenz an sich.