Garrett Phelan (geboren 1965, lebt in Dublin) beschäftigt sich in seinen Arbeiten seit mehreren Jahren mit den Prozessen der öffentlichen und persönlichen Meinungsbildung. Seine Radioprojekte, Zeichnungen und Installationen verfolgen die persönliche, subjektive Verarbeitung von Informationen und Nachrichten. Sein Interesse gilt dabei der Bildung von gesellschaftlichen Werten und Allgemeingut. Diesem komplexen Thema, das wissenschaftliche Bereiche, wie Psychologie, Politik, Ethik oder Philosophie tangiert, nähert sich Phelan in experimentellen Selbstversuchen. Die graffitiartigen Wandzeichnungen NOW:HERE (2003), LUNGLOVE (2004) und GOD ONLY KNOWS (2005) übertrugen die Informationsflut des Internets raumfüllend auf die Wand. Hunderte von ausgedruckten Grafiken, Zeichen und Kommentaren aus dem Internet zeichnete Garrett Phelan mit schwarzem Filzstift direkt auf die Wand und verkettete die Informationen zu einem undurchdringlichen Geflecht an Informationen, Meinungen und Kommentaren. Phelans Interesse gilt dabei und ganz und gar dem Prozess der Aufnahme und Wiedergabe von Informationen und nicht deren Inhalt.
In Black Brain Radio, das Garrett Phelan 2005 einen Monat in Dublin auf einer eigenen Radiofrequenz sowie einem Livestream im Internet ausstrahlte, präsentierte er den Informationsverarbeitungsprozess als Performance direkt in einem Informationsmedium, dem Radio. Einen Monat hörte er über Kopfhörer jeden Tag 3 Stunden am Stück auf Tonband aufgenommene Texte nach und sprach sie gleichzeitig nach. Der Ursprungstext wurde dabei nicht gestoppt, auch wenn Phelan den Faden verlor oder ermüdete. Garrett Phelan machte sich selbst in diesem öffentlichen Experiment zur Maschine. Das unüberlegte wiederkauen von Information führte zu einer befremdlichen Mischung aus mehr oder weniger zusammenhängenden Sätzen.
Für seine Radioprojekte beantragt Garrett Phelan temporäre Radiofrequenzen. Er versteht das Medium Radio als öffentlichen Raum, in den er mit seinen Radioprojekten eingreift. Die Interventionen möchten nicht stören und akzeptieren die Regeln der Frequenzvergabe. Die Radioprojekte sind daher am ehesten mit Skulpturen im öffentlichen Raum zu vergleichen: Sie begeben sich aus dem definierten Kunstraum, wie dem Museum oder Ausstellungsraum und ermöglichen zufällige Begegnungen, die irritieren und die Umgebung neu wahrnehmen lassen.
Das neueste Projekt, At what point will common sense prevail (2008). (An welchem Punkt setzt sich eine allgemeine Meinung durch?), baut auf Black Brain Radio auf und entwickelte es weiter. Auf wissenschaftlichen Onlineforen diskutierte Phelan Themen wie “Sind Soldaten Friedensstifter?”, “Diener des Volkes” oder “Was ist physikalisch stärker: Licht oder Dunkelheit?”. Die insgesamt 26 Diskussionen ließ Phelan im Anschluss von unterschiedlichen Personen lesen und nachsprechen wie bereits bei Black Brain Radio praktiziert. Die Hälfte der Diskussionen wurde vorher in unterschiedliche Sprachen übersetzt und von Muttersprachlern gesprochen, was ein Grossteil der Sounddokumente für den Zuhörer inhaltlich unzugänglich macht. Konzentrierten sich die bisherigen Projekte auf die Subjektivität des Künstlers und wurden als Soundperformances präsentiert, so objektiviert Phelan den Prozess durch die Integration unterschiedlicher Meinungen und Akteure. Die 10 bis 20minütigen Sprechperformances beinhalten den komprimierten und verfremdeten Prozess der Informationsverarbeitung und Meinungsbildung, sowie ihrer sprachlichen Entfremdung. Die inhaltliche Diskussion wird zum abstrakten Soundgebilde.

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