english

Ela Hornung: Watching ao3....Retrospective views of the KANTINE



Raum: (Konzept großteils: Heimo Lattner)

The entrance: Ein abgedunkeltes Labyrinth, schwarze, dünne Plastikfolien, die Augen müssen sich an die Dunkelheit gewöhnen, teilweise statische Bild-Projektionen, ich fühle mich irgendwie in frühere Partyzeiten (Grufti- oder Schmusehöhle) versetzt, der Gang öffnet sich in den ebenfalls schwarz abgedunkelten großen Raum (eine Geburt in die Dunkelheit?), permanente Nacht, Abschottung nach außen.

Links: drohnt sehr imposant das technische Equipment für die sounds: Monitore, PCs, Mischpulte, Tonanlagen etc., dezente Beleuchtung, näherer Zutritt ist nicht gestattet, rot-weisse Plastik-Absperrungsbänder behindern das Hingehen (ist es das Allerheiligste der Herren, denn ich sehe vor allem solche?), Respektabstand?! Rechts ein kleiner Raum (zeltartig) durch die Folien inszeniert, sollte später das "Teehaus" genannt werden, am Boden kann man/frau sitzen, englischen Tee trinken, Sounds hören. Es werden zeitweise innen und außen an die Folienwand Videofilme projeziert.(Einmal werden Toast mit Bratwürsten und Ketchup und Senf zu englischem Tee serviert und Radio Orange gehört, sehr "sixties, familymäßig nett"...außen werden Videos über eine Schlachtung projeziert, wir innen haben davon nichts gewußt und sehen es erst beim Rausgehen.)

Links: Das Herz/Zentrum: Die KANTINE, kleine Küche (fünfziger Jahre Maße) die Kochplatten erinnern mehr ans Camping, Kühlschrank, buntes Durcheinander von Gewürzen, der Mixer ist orange, Marmite, Ketchup, Senf, Toast, eggs, Würstchen etc. Hinter der Küchen hinter einer Wand geschützt, der Eßplatz, lange Tische, dahinter öfters Video-Projektionen, oft von Richard Crow, Kunstaktionen von ihm oder Privateres...(Könnte das der Fernseher der Kantine sein, dem nach einiger Zeit eigentlich niemand mehr zuschaut?) Prozeß: jeder Tag/Abend anders, Ausschnitte, Spannendes, Unübersichtliches, chaotische Prozesse, eventuelle Erwartungen an Präsentationen werden gestört, oder auch nicht, experimentellere bis konventionellere Sounds, ("talking sounds"), Videos werden mitgebracht, laufen fast dauernd, an unterschiedlichen Wänden, es gibt kleine zahme Ausflipper, Mineralwasserspritzaktion, Spontanes und Strengeres in der Struktur (die Musiker von Phill Niblock spielen einen Abend, schöne Stimmung!), Einlassen auf eine andere Zeit - Langsamkeit - nötig, aggressivere Stimmungen, Langeweile, Herumgehänge, Töne, DJs, Trinken, fette Sandwiches, Hektik, Crow als Koch ostentativ mit weisser Schürze, Reden, ...Specials in Auswahl: Serious Drinking, Walk in the Cemetry (Richard Crow besucht tote Komponisten; er schätzt Schönberg, aber mehr noch Webern), Brunch/London Grill, Hangover Cure, live mixing u.a. Aufnahmen vom Friedhof mit Clive Graham, Eröffnungsfest, ao3 stundenlang im Kunstradio....

Extra Konzert im WUK: Kaffe Mathews und Phill Niblock (mit Gästen: Ulrich Krieger, Dean Roberts, Alan Licht, Martin Zrost, Werner Dafeldecker, Burkhard Stangl, keine einzige Frau): Kaffe Mathews, einzige Frau dieser Gruppe ist in der KANTINE eigentlich nur am Anfang präsent. Schon fast ein Star, das Solo platziert sie prominenter als die anderen Künstler der KANTINE. Die gelernte Geigerin, setzt diese kaum mehr ein, nur einmal streichelt sie sie. Geräusche aus dem Raum werden aufgenommen, schwellen an und ebben ab,... mit speziellem Computerprogramm transformiert und in einer Live-Sampling Performance vorgeführt. Kaffe Mathews als „Hexenmeisterin" vor ihrem mystisch beleuchteten Mischpult - eindrucksvoll.
Phill Niblock und seine Gäste. Niblock, "Godfather of Ambient" nannte ihn Brian Eno treffend, die Musiker mit elektrischer Gittarre vornübergesunken vor dem blauen Stehbild des Videos: NO SIGNAL...dann leider doch Video. Die Musik gut, gediegen und verdienstvoll, irgendwie schon historisch, statische Töne in halbstündigen Intervallen, feinste Klangmodulationen, geübte Ohren sind nötig, das Kippen ins Meditative oder in die Fadesse, lerne mein Ohr anders einzusetzen, kann mir mein eigenes Konzert mit veränderter Handhaltung am Ohr selbst fabrizieren. Insgesamt anregend, aber nicht sehr überraschend und die Reise-Videos über alte Formen des Handwerks die Phill Niblock auf seinen Reisen aufnimmt. (Warum begleitet die Musik in dieser Woche eigentlich fast durchgehend Bilder? Ein Zusammenhang der ästhetisch traditionellen Videos eröffnet sich mir an diesem Abend nicht.)

Schnittstelle: Sonntag, 9.Mai, die Tage der KANTINE gehen zu Ende, der Raum ist schon verändert, in die Küche der Kantine ragt phallisch gerammt ein Rohr, die Fenster ohne Abdunkelung, die Sonne scheint herein... Geräusch von außen. Am Samstag ist mit den ersten Umbauten begonnen worden, von einem spannungsreichen Samstag wird berichtet die erste und die zweite Gruppe (simul/T) zusammen an der Schnittstelle, Besitzansprüche, mehr oder weniger unsensibel empfundene Umbauten setzen ein, Kommunikation über andere Raumkonzepte scheint es nicht gegeben zu haben.

Sonntags-brunch: feed-back und offene Diskussion bei Toast und eggs with artists and friends. Die Stimmung ist jetzt aggressiv bis traurig, daß etwas zu Ende geht ist merkbar, Sprachlosigkeiten, Angerührtheiten, Kritik, daß der rubbish des Abends weggeräumt wurde, war gedacht als art-material für den nächsten Tag, Abschiede stehen bevor...Angriffe/Zerstörungen und nicht viel positives Anknüpfen an die Konzepte der KANTINE scheint sich abzuzeichnen. Nur die Küche/Kantine bleibt stehen. (Muß alles so negativ gesehen werden um sich zu differenzieren, um weiter arbeiten zu können, worauf wird/kann jetzt aufgebaut werden? Warum eigentlich?) Mehr Kommunikation der künstlerischen Konzepte zwischen den Künstlern/Künstlerinnen an der Schnittstelle von Konkurrenz und nötiger Differenzierung, der sich überschneidenden Gruppen wäre wünschenswert und sinnvoll....aber die Zeit ist knapp.

Abends: Die Abbauten sind fertig, die Aufbauten im Gange, Abendessen in der KANTINE, wie so oft in dieser Woche, wird gekocht. Ingo Nussbaumers wunderbares "Eunoptisches Huhn (rotweinfarbenes Huhn)" führt die erste und zweite Gruppe noch einmal zum "wedding" beim "letzten Abendmahl" der ersten Gruppe zusammen....der Tisch bricht, Peter "the Drill man" (Crow) bohrt den Tisch geräuschvoll wieder zusammen.... Der Abend wird bei einem Konzert von Alan Licht und Dean Roberts (beeindruckender Künstler aus New Zealand) im Rhiz dann doch halbwegs friedlich beendet.

Will see what the next weeks will bring.....Fortsetzung folgt.
Ela Hornung


ao3 Infoline: Kunsthalle Exnergasse 401 21/42
ao3 Ticketinfo: WUK Kasse 401 21/70 (Mo-Fr 14.00-18.00 Uhr)