KUNSTRADIO
von Gerhard Rühm
von Rainer Ganahl
I.
"Wien wie es klingt"
Gerhard Rühm
Jede Großstadt hat ihren eigenen Rhythmus, ihre spezifische KIangszenerie.
Im Rahmen der Serie "Metropolis" des Westdeutschen Rundfunks waren
Radiokünstler aufgerufen, akustische Porträts einiger Weltstädte zu
gestalten. In Wien war der Literat und Rundfunkautor Gerhard Rühm
unterwegs.
"wien wie es klingt" ist der Titel seiner Arbeit, die in Co-Produktion
mit dem ORF entstand und im Sommer dieses Jahres im Rahmen der Sendung
"Kunstradio - Radiokunst" zu hören war. Jetzt liegt Rühms
Wien-Porträt auch als CD vor.
Für Gerhard Rühm stellt das O-Ton-Hörspiel "wien wie es
kling" 24
signifikante Hörorte der österreichischen Metropole in den
umrahmenden Zusammenhang eines gewissermaßen in akustischer
Entsprechung zu zwei Ansichtskartensets." Es beginnt früh morgens
mit der
Ankunft am Westbahnhof, die thematische Mitte markiert das
Mittagsläuten
der Kirchenglocken am zentralen Stephansplatz und es endet spät
abends mit der Abreise vom Flughafen Schwechat.
Dazwischen liegt ein Besuchsprogramm, das allerdings schwerlich von
einer
Person an einem Tag bewältigt werden konnte. Aus rund zwölf
Stunden Aufnahmernaterial wurde eine komprimierte Folge akustischer
Schlaglichter destilliert, chronologisch grob geordnet hinsichtlich
optimaler
Besuchszeiten, örtlich hingegen kreuz und quer durch die
Stadtteile
springend.
Die 24 Aufnahmeorte - oder Themengruppen - sind der Reihe nach: Der
Westbahnhof, der Schlachthof St. Marx, der Donauhafen Freudenau, die
Mariahilferstraße Ecke Kaiserstraße, das Kaufhaus
Gerngroß, die U-Bahn, der Schönbrunner Tiergarten, der
Naschmarkt, das Auktionshaus Dorotheum, ein Fiaker, eine Promenade auf
der Kärntnerstraße und dem Graben, die Mittagsglocken am
Stephansplatz, eine Taufe im Stephansdom, eine öffentliche
Telephonzelle, das
Gösserbräu, der Kursalon im Stadtpark, das Cafe Sperl, eine
Straßenbahn, der Prater, ein Begräbnis am Wiener
Zentralfriedhof, die Staatsoper, ein Heuriger in Grinzing, ein Taxi und
schlußendlich der Flughafen Schwechat.
Auf einen auch nur ansatzweise realistischen Handlungsablauf hat der
Träger
des Großen Österreichischen Staatspreises 91 bei "wien wie
es klingt" absichtlich kein Augenmerk gelegt. Vielmehr erwächst
für Gerhard Rühm "aus
der spezifischen Schnittechnik eine eigendynamische Dramturgie, die
sich im
Spannungsfeld zwischen rhythmisch strukturierter Komposition und
atmosphärischer Dokumentation bewegt."
Die CD "wien wie es klingt" ist die erste CD, die der vielseitige
Künstler
geschaffen hat. Und das, obwohl Gerhard Rühm schon vor langer Zeit
beschlossen hat, seine "akustischen Texte bzw. "auditiven Texte" -
zum Beispiel seine "Lautgedichte"- nicht mehr schriftlich festzuhalten.
Da solche Texte seiner Meinung nach nur gehört werden sollten,
entdeckte Rühm das Medium Radio für sich, wurde Ende der
sechziger Jahre zu einem Exponenten des sogenannten "Neuen
Hörspiels" und hat seither die unterschiedlichsten Radioarbeiten
produziert.
1977 erhielt er den Karl Sczuka-Preis für sein Hörspiel
"Wintermärchen" und 1983 wurde ihm für "Wald - Ein deutsches
Requiem" der Hörspielpreis der Kriegsblinden verliehen. 1987 war
Gerhard Rühm mit fünf Produktionen in der Audiothek der
documenta 8 in Kassel vertreten. Für das "Kunstradio" produzierte
Gerhard
Rühm 1990 parallel zu einer Theateraufführung beim
"steirischen herbst" das
Hörstück "Winterreise dahinterweise".
Bei seiner nun vorliegenden jüngsten Arbeit für dass ORF-Kunstradio "wien wie
es klingt" stammt übrigens nicht nur der Inhalt von Cerhard Rühm, sondem
auch das Cover.
von Rainer Ganahl
Zwischen dem 24. Dezember 1989 und dem 3. Jänner 1990 - gegen Ende
der Panamakrise - wurde vor der vatikanischen Botschaft in Panama, in
der sich damals General Noriega aufhielt, lautstark Popmusik
abgespielt. Der österreichische Künstler Rainer Ganahl
thematisiert in seiner Arbeit "Heavy Metal, War and Music" die Titel
der abgespielten Songs. Diese Arbeit des österreichischen
Künstlers Rainer Ganahl ist auch auf CD erschienen. Auf dieser CD
steht:"Spezial Thanks an Cornel Swank vom US-Armee Southern Comand in
Panama-City der die Liste der Songs zur Verfügung gestellt hat,
die vor der vatikanischen Botschaft in Panama gespielt wurden, als sich
General Noriega dort aufhielt."
1992 Calendar 1